Erstmals startet das Kartellamt damit eine sogenannte Sektoruntersuchung im Strommarkt – und verschärft damit die Gangart im Streit mit der Branche. Hinter der Untersuchung steht der Verdacht, dass Konzerne wie RWE, Eon, Vattenfall oder EnBW absichtlich Strommengen verknappen, um die Preise an der Leipziger Strombörse EEX und im Großhandel künstlich hoch zu halten. Die Versorger verfügen zusammen über den Großteil des Kraftwerksparks.
Das deutsche Kartellrecht sieht Sektoruntersuchungen seit 2005 vor. Diese können die Grundlage für spätere Auflagen oder Strafen wegen Verstößen gegen Wettbewerbsregeln bilden. Ähnliche Untersuchungen hatte das Kartellamt im vergangenen Jahr bereits in der Mineralölindustrie und bei den Betreibern von Ferngasnetzen gestartet. Beide Verfahren laufen derzeit noch. Ergebnisse der Prüfung im Treibstoffmarkt erwartet die Bonner Behörde in den kommenden Wochen.
Bei den Stromerzeugern konzentriert sich das Kartellamt auf Kraftwerksbetreiber und Großhändler, weniger auf Endverteiler wie beispielsweise Stadtwerke. „Die vorgelagerte Beschaffungsstufe steht im Zentrum der Untersuchung“, sagte der Amtspräsident Bernhard Heitzer. Die Unternehmen sollen unter anderem Details zu den Kosten der Stromerzeugung, zum Betrieb ihrer Kraftwerke und zu ihrem Angebotsverhalten offenlegen. Die Untersuchung decke 90 Prozent der Kraftwerke in Deutschland ab, so das Kartellamt.