Politik im Steuerwahn. Kaum ist die Abgeltungssteuer eingeführt, kommtdie SPD auf die Idee, eine Börsenumsatzsteuer einzuführen.
Es ist schon traurig, was sich die Politikerausdenken und, ohne genauer zu recherchieren, auch nochäußern. Kaum ist die Abgeltungssteuer eingeführt, kommtdie SPD auf die Idee, die Steuerausfälle, die durch ihreWahlkampfidee „Lohnsteuerbonus von 300 Euro“ entstehenkönnten, mit einer Börsenumsatzsteuer finanzieren zu wollen.Es geht um satte 3 Mrd. Euro, die finanziert werden müssen.Eigentlich dachte ich bisher, man müsse sich dem Thema„Börsenumsatzsteuer“, das in den letzten Monaten immermal wieder aufgetaucht ist, nicht widmen, da eine solche Steuer zuunrealistisch, weil absurd ist.
Die Aktienanlage in Deutschland wird sowiesoschon durch die im internationalen Vergleich relativ hoheAbgeltungssteuer und jetzt auch noch durch den Crash zunehmendunattraktiv. In so einer Situation auch noch eineBörsenumsatzsteuer beschließen zu wollen, kann keiner ernstmeinen. Der Aktienmarkt ist schließlich eines der wenigen Medien, mit dem man die drohende Rentenproblematik in Deutschlandzumindest teilweise in den Griff kriegen könnte. Da eineBörsenumsatzsteuer auch Einfluss auf Aktienfonds hätte,wären damit in letzter Konsequenz die bekannten Rentenmodellebetroffen. Das kann auch die SPD nicht wollen.
Je kurzfristiger der Anlagehorizont, desto wichtiger sind die Gebühren
Deutliche Auswirkungen wird eine solcheSteuer auf Trader und Day-Trader haben. Wenn ich bei jedem Trade 1-2Promille des Kurswertes abführen muss, wird meineGebührenlast noch größer. Und je kurzfristiger einTrader orientiert ist, desto wichtiger sind die Gebühren je Trade.
Doch gerade diesen Tradern will man ansLeder, so scheint es. Denn eine der Begründungen lautet: Diesesheftige Spekulieren sei schließlich verantwortlich für dieKrise und das könne man mit so einer Steuer unterbinden. Das istnatürlich, wie soll man es halbwegs nett ausdrücken, groberUnfug. Dieser Crash wurde durch eine Reihe von anderen Faktoren, diehauptsächlich in den USA anzusiedeln sind, ausgelöst. Abersicher nicht durch Trader, die von einer Börsenumsatzsteuer inDeutschland betroffen wären. Aber gut, man kann solcheÄußerungen nutzen, um Stimmung zu machen – und darumgeht es: Wahlkampfgetöse.
Day-Trader und die Effizienz der Märkte
Day-Trader und kurzfristige Trader bringeneinfach nur mehr Umsatz in den Markt. Und dieser Umsatz ist wichtig,denn er gleicht die Kurse aus. Zudem sind es oft genug Trader, die beiKurseinbrüchen einsteigen, um auf eine Gegenbewegung zu setzen.Sprich es sind Trader, die in solchen Fällen denlängerfristigen Investoren den finanziellen Kollaps ersparen.Mittlerweile kann man empirisch belegen, dass höhereTransaktionskosten die Effizienz der Börsen senken. Ebenfallsbelegt ist, dass Transaktionssteuern einen negativen Effekt (aus obengenannten Gründen) auf die Volatilität und Liquiditätvon Börsen haben.
Ein weiterer Grund gegen eine solche Steuerist, dass die Informationseffizienz beeinträchtigt wird. Darunterist die Fähigkeit des Markes zu verstehen, Nachrichten zuverarbeiten und somit die jeweilige Informationslage in Form eines„fairen“ Kurswertes gerecht darzustellen. Je mehr mankurzfristige Trader vertreibt, desto weniger wird der Kurs dentatsächlichen Nachrichten und Informationsstand der Aktiedarstellen. Das wiederum kann Folgen für Anleger, aber auch dieUnternehmen selbst haben.
Die Rache der Trader
Doch letzten Endes wissen gerade wir Trader,was wir machen, wenn eine solche Börsenumsatzsteuer kommen sollte.Schließlich sorgen wir uns doch jetzt schon um jeden CentGebühren, den wir sparen können. Also, wozu würde einesolche Steuer führen? Die Trader verlegen ihre Tradingkonteneinfach ins Ausland und handeln ausländische Aktien. Im Zeitalterdes Internets ist das eine Sache von wenigen Minuten. Damit wird abereine Börsenumsatzsteuer ad absurdum geführt, weil das ganzeGeld brav ins Ausland abwandert und den dortigen Brokern schöneGewinne beschert. Die Gewinne dieser ausländischen Broker werdendann in den jeweiligen Ländern und nicht in Deutschlandversteuert. Dort werden dann auch neue Arbeitsplätze geschaffen,die hier in Deutschland währenddessen wegfallen.
Aus diesem und anderen Gründen wird einesolche Steuer auch vielleicht sogar erheblichen Einfluss auf dieBörsenumsätze in Deutschland haben und damit auf dasEinkommen der davon abhängigen Unternehmen z.B. DeutscheBörse, Fonds, Vermögensverwalter, Vermögensberater,Bankberater, Banken, etc. Und auch hier sind weitere Arbeitsplätzeund Steuereinnahmen gefährdet.
In England führte dieBörsenumsatzsteuer, die dort noch Stempelsteuer heißt,übrigens zu der Erfindung des „Contract forDifference“ den CFDs. Damit wurde zwar der Staat um die Steuergebracht aber der Handel wurde wieder für Trader interessanter. Esbringt also alles nichts.
Nein, die Trader werden sie nicht kriegen.
Und selbst wenn sie daraufhin eineErsatzsteuer für die entgangene Börsenumsatzsteuer bei derRückführung des Geldes nach Deutschland verlangen, gibt esnoch eine Möglichkeit: Als Trader ist es eigentlich sowiesounsinnig, hier in diesem verregneten Deutschland zu bleiben. Warumnicht auch unter Palmen am Meer traden. Sprich, wir werden unsspätestens dann vom Acker machen und Deutschland mit seinerBörsenumsatzsteuer alleine untergehen lassen. So brauchen wir auchin Deutschland keine Steuern mehr zu zahlen - perfekt.
Eine Steuer ohne Sinn
Es mag sein, dass ich mit diesem letztenAbsatz etwas über das Ziel hinausschieße, keine Frage. Abervielleicht sollten die Politiker, die eine solche Steuer fordern, nocheinmal vorsichtig nachlesen, aus welchen Gründen eigentlich damalsim Jahr 1990 das „Gesetz zur Verbesserung der Rahmenbedingungender Finanzmärkte“ eingeführt wurde. In diesem wurde dieBörsenumsatzsteuer abgeschafft.
Ein beeindruckendes Beispiel dazu: InSchweden wurde Mitte der 80er eine Börsenumsatzsteuereingeführt. Der Staat rechnete damit, bis zu 1,5 Mrd. schwedischeKronen einzunehmen. Schlussendlich wurden es 50 bis 80 Mio.Kronen. Die Steuer wurde schnell wieder abgeschafft. Ein beachtlicherTeil des Börsenhandels verlagerte sich damals insAusland. Und damals gab es noch nicht die Möglichkeitfür Kleinanleger in wenigen Minuten den Broker zu wechseln. Das wird heute, im Zeitalter des Internets, wesentlich schnellerund umfangreicher passieren.
Ob das vielleicht auch der Grund dafürist, warum diese Steuer direkt in so vielen Ländern abgeschafftwurde? Wer weiß, wer weiß...
Doch auch ohne zynisch zu werden, ich haltedie Wette: Für den Fall, dass eine Börsenumsatzsteuereingeführt werden sollte, gebe ich dieser höchstens eineLegislaturperiode. Dann hat sie sich als großer Flopherausgestellt und wird wieder abgeschafft werden. Das Geld wird man indiesem Fall allerdings nur noch schwer von den ausländischenBrokern zurück nach Deutschland holen können.
Zum Markt
Zunächst unterstützten guteGeschäftszahlen von General Electric und der Citigroup den Markt.Im weiteren Verlauf gaben die US-Indizes jedoch nach. Offensichtlichwird immer mehr Marktteilnehmern bewusst, wie konsequent von denVerantwortlichen in den USA alle Register gezogen werden, um diepositivere Stimmung zu unterstützen. Die Lockerung derBilanzregeln für die Banken ist da nur ein Puzzlestein. Doch einMarkt lässt sich niemals lange vorführen. Es müssen alsodeutlich erkennbare Verbesserungen in den wirtschaftlichen Indikatorender USA zu erkennen sein, damit dieser aktuellen Rally eintragfähiges Fundament gebaut werden kann.
Gemischte Zahlen
In dieser Woche haben wir zwar ein gemischtesBild an Konjunkturzahlen gesehen, dass aber gerade die Daten vomImmobilienmarkt wie auch die Industrieproduktion und dieKapazitätsauslastung enttäuschten, ist kein gutes Signal.Auch der positiv aufgenommene Rückgang bei den Erstanträgenzur Arbeitslosenhilfe stellt sich auf den zweiten Blick als wenigüberzeugend dar. Wichtiger wird sein, wie sich dieStellensituation in den USA entwickelt. Doch bis zu diesen Zahlenmüssen wir noch warten, sie werden wie immer am ersten Freitagdes neuen Monats vermeldet.
Nasdaq100 zwischen den Linien
Der Nasdaq100 hängt ein wenig zwischenden Linien. Er konnte die 1.385-Punkte-Marke noch nicht erreichen, hataber auch die 1.268er Linie nicht genau getestet. Immer noch ist einaltes Gap bei 1.260 Punkten offen. Zudem hat er am Mittwoch, den15.04.2009, ein neues Gap bei 1.320 Punkten gerissen.
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Da Charts einen gewissen Hang zur Symmetriehaben, steht auch immer noch die Möglichkeit im Raum, dass es zueinem dynamischen Kursrutsch kommen könnte, der bis an die1.200er- Marke reichen kann (rote Linie). Dieser Kursrutsch kannallerdings auch jederzeit vorher bereits beendet werden, da oft imBodenbereich die rechte Schulter einer inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation etwas verhungert. Die bullishe Variante wäre ein weiterervolatiler Anstieg wie in den letzten Wochen. Dieser sollte sich dannspätestens oberhalb der 1.385er Marke in eine sehr dynamischeAufwärtsbewegung auflösen.