Aber was ist wohl dergrößte Wunsch für einen, der in einer Falle gefangensitzt? Natürlich auszubrechen, sich aus der Falle heraus zuarbeiten. Wir sind daher davon überzeugt, dass es für diechinesische Regierung zur Zeit (3) nur eine Priorität unter allenPrioritäten gibt: Unverzüglich die „Giftwerte“abzustoßen, zu denen die US-Staatsanleihen und die US-Dollarmutiert sind, die doch eigentlich 1.300 Millionen Chinesen Wohlstandsichern sollten (4).
Heute, wo der US-Staatsbankrott bevorsteht, wird bald die Zeit im globalen System einsetzen, in der die Staaten sich in ihrer Politik nur noch davon leiten lassen werden, was für sie gut und richtig ist, ohne Rücksicht auf das Funktionieren des Gesamtsystems.
Fahrplan für den Zerfall der globalen Ordnung
Entwicklung der Zuwächse der chinesischen Währungsreservenpro Quartal - Quelle : Chinesische Zentralbank / New York Times,04/2009
Hinter dem Schaulaufen des Londoner Gipfeltreffens, wo jeder so getanhat, als sähe er sich als Teilnehmer eines„historischen“ (5) Ereignisses der internationalenZusammenarbeit, schimmerte ein tief gehender Zwist unter denG20-Staaten durch: Auf der einen Seite versuchen die USA undGroßbritannien, unterstützt von einem willfährigenJapan, verzweifelt, ihre Kontrolle über das globale Finanzsystemzu erhalten; sie boykottieren jeden Versuch von Reformen, mit denen denanderen Staaten ein stärkerer Einfluss im aktuellen Systemzukäme.
Europa ist unfähig, in Zusammenarbeit mit den Chinesen, den Russen, den Indern und den Brasilianern eine tiefgreifende Reform des globalen Finanzsystems auf den Weg zu bringen.
Der Absturz des Welthandels ist ohne Beispiel – JährlicheEntwicklung der Quartalszahlen - Quelle : OECD, März 2009
Die Europäer werden einen großen Teil der Verantwortung dafür tragen, dass die Krise sich zu einer Megakrise von mehr als zehnjähriger Dauer und tragischen Auswirkungen auswächst.
....sie würden lieber das bestehende internationale Währungssystem untergehen lassen als sich für dessen Fortentwicklung in eine neue finanzielle Weltordnung einzusetzen.
...in welchen Formen der von uns bis Ende Sommer 2009 vorhergesagte US-Staatsbankrott ablaufen könnte...
Auch werden wir in dieser Ausgabe desGEAB detailliert darlegen, in welchen Formen der von uns bis EndeSommer 2009 vorhergesagte US-Staatsbankrott ablaufen könnte. EndeApril, der Monat, in dem der Löwenanteil des US-Steueraufkommenserhoben wird, wird dieser Bankrott nicht mehr als mögliches, aberunwahrscheinliches Szenario, als Produkt überschießenderPhantasie ewiger Schwarzseher zu ignorieren sein (10).
Angesichts der steil ansteigenden öffentlichen Defizite in den USA drängt sich die Zahlungsunfähigkeit der USA im Sommer 2009 als logische Folge einer langjährigen verantwortungslosen Schuldenpolitik auf.
Entwicklung der Körperschaftssteuereinnahmen in den USA (1930 bis2009) - Quellen : US -Wirtschaftsministerium / US-Zentralbank von SaintLouis (Schätzung für das 2° et 3° Quartal 2009 vonEconomicEdge)
Weiterhin werden wir uns in dieser Ausgabe mit Gold und seinermysteriösen weitgehenden Preisstabilität beschäftigen.Unsere Forscher haben interessante Erklärungsansätze (14)erarbeitet, warum der Kurs des Edelmetalls, das zur Zeit so sehrnachgefragt wird, dass in vielen Ländern es schon zuLieferschwierigkeiten kam, dennoch seit Monaten grosso modo um einfestes Niveau oszilliert.
Abschließend stellen wir unsereEmpfehlungen vor, die unsere Leser dafür rüsten sollen, auchdie folgenden Monate der Krise möglichst schadlos zuüberstehen; insbs. widmen wir uns der Frage der Sparguthaben undder Lebensversicherungen.
(1) Die gesamten chinesischen Währungsreserven werden zur Zeit aufeinen Wert in der Höhe von ungefähr 2300 Milliarden USDgeschätzt. Davon bestehen 1.700 Milliarden konkret inUS-Dollarwerten. Der verbleibende Rest besteht überwiegend inEuro.
(2) Dabei sollten wir uns inErinnerung rufen, dass genau diese « Experten » überdie letzten Jahre vorhersagten, dass für die Weltwirtschaft dieDeregulierung der Finanzmärkte und der Banken profitabelwäre, dass das Internet eine neue Wirtschaft des ewigen Wachstumsermögliche, dass die US-Defizite Zeichen der US-Stärkewären, dass die US-Immobilienpreise weiter ansteigen würden,und dass die grenzenlose Verschuldung die moderne Form derVermögensbildung wäre.
(3) Die chinesische Forderung nach derEinführung einer internationalen Referenzwährung am Vorabenddes G20-Gipfels war alles andere als ein Versuchsballon oder gar einuntauglicher Versuch. Natürlich konnte die chinesische Regierungnicht davon ausgehen, dass dieses Anliegen sofort auf dem G20-Gipfeldiskutiert würde. Das eigentliche Ziel dieser Forderung war, imVorfeld des Gipfels allen Beteiligten des internationalenWährungssystems eine klare Warnung zukommen zu lassen: Fürdie chinesische Regierung sei die Zeit des Dollars als WeltwährungGeschichte; wenn international nicht der Wille besteht, ein neuesgemeinsames System aus der Taufe zu heben, werde China seine eigenenWege gehen. Die Politik der chinesischen Regierung über dieletzten Wochen und Monate, die wir in dieser Ausgabe des GEABanalysieren werden, zeigt, dass die Chinesen diese Warnung ernstgemeint haben. Im übrigen erscheint gerade jetzt (und in derstrengen chinesischen Diktatur passieren solche Dinge nichtzufällig) ein Buch mit dem Titel „Das unzufriedeneChina“, erschienen ist, in dem von der chinesischen Regierungeine engagiertere Politik zur Durschsetzung chinesischer Interessen aufinternationalem Parkett eingefordert wird. Quelle: ChinaDailyBBS, 27/03/2009
(4) Über diesen link kann diese Zahl on-line abgefragt werden: ChineInformation.
(5) Angela Merkel hat mit ihrer Formulierung über den « beinahe historischen» Gipfel in London die beste Einschätzung seiner wahrenBedeutung abgeliefert. „Beinahe“ ist das Schlüsselwortdes G20: Die Teilnehmer hätten „beinahe“ dieentscheidenden Fragen erörtert; sie hätten„beinahe“ einen gemeinsamen Aktionsplan verabschiedet; siehätten „beinahe“ neue Konjunkturprogramme und eineneue Regulierung für die globalen Finanzmärkte auf dieSchiene gebracht; sie hätten auch „beinahe“ dieSteueroasen verboten; und beinahe hätten sie auch dieWeltöffentlichkeit überzeugt. Leider, leider jedoch nurbeinahe und eben nicht tatsächlich. Für den weiteren Ablaufder Krise ist dies ein ganz entscheidender Unterschied.
(6) Und dies ist eben das Dilemmafür die « Weltordnung », wie wir sie in der 33.Ausgabe beschrieben haben. Es gibt immer einen Moment, wennaufstrebende Teilnehmer dieser Ordnung sich von der alten Struktur mehrbehindert als gefördert fühlen und zur Erkenntnis gelangen,dass sie besser beraten wären, die alte Weltordnung unter gehen zulassen, und eine neue aufzubauen, in der ihre Interessen besser gewahrtwürden, statt sich auf einen langfristigen Reform- undÜbergangsprozess einzulassen, dessen Ausgang auch nicht vorherbestimmt werden kann.
(7) Insbs. mit einerrücksichtslosen öffentlichen Verschuldung, die Washington undLondon als « Konjunkturprogramme » verkaufen wollen.
(8) Mit den « Ergebnissen » des Londoner Gipfels stehen alle Zeichen auf diese langanhaltende Krise
(9) Was die EU anbelangt, möchten wir noch einmal daraufhinweisen, dass wir die von den großen internationalen Medienverbreiteten politischen und wirtschaftlichen „Analysen“aus den Kreisen der den US-Demokraten nahestehendenWirtschaftswissenschaftler, die sich im wesentlichen daraufbeschränken, den Europäern vorzuwerfen, dass sie es nichtmachten wie die USA, für schlicht falsch halten. Mit Paul Krugmanan der Spitze glauben diese „Freunde Europas“, dass sie esmit Europa so gut meinen, dass sie besser wüßten als dieEuropäer, welche Politik Europa führen sollte … undübrigens auch wie und was Europa sein sollte, denn die selbenbefürworten vehement eine Erweiterung um die Türkei und sogarIsrael und Zentralasien. Dabei sollten sie sich lieber daraufbeschränken, ihre Partei und ihren Präsidenten gut zuberaten, um den Zusammenbruch der USA zu vermeiden; denn das steht zurZeit auf dem Spiel. Wir schreiben es hier wirklich zum letzten Mal: Esist nicht zu fassen, dass die gesamten „Experten“ , die inden letzten Jahren das System, das sich aktuell im Zerfall befindet,nicht hoch genug über den grünen Klee loben konnten, sichimmer noch erdreisten, der Welt gegenüber als Schulmeisteraufzutreten. Wenn sie nur mit einem Mindestmaß anSchamgefühl ausgestattet wären, müssten sich dochwenigstens auf der internationalen Bühne Ruhe halten.Glücklicher Weise ist heute in Europa festzustellen, dass dieseLehrmeister, auch wenn ihre Lektionen immer noch von Relaistationen inMedien und im Wissenschaftsbereich weit gestreut werden, ihren Einflussverloren haben und ihnen und ihren Ratschlägen aus einervergangenen Epoche nicht mehr gefolgt wird. Natürlich ist esnotwendig und legitim, und LEAP/E2020 übt sich darin ja auchhäufig, die Politik der Regierenden in Europa (und die handelndenPersonen) kritisch zu beleuchten. Aber es ist nicht legitim, die Kritikallein auf den Mangel an Übereinstimmung der europäischenPolitik mit den Vorgaben aus Washington (oder London) zu stützen.Offensichtlich haben viele der bisher den Ton angebendenIntellektuellen und Politiker genau wie die Banker, die wie vordem Boniund goldene Fallschirme kassieren wollen, nicht verstanden, dass eineneue Zeit angebrochen ist, in der ihre Werte, Bezugspunkte undDenkschemata obsolet wurden. Sie sollen sich vor Augen halten, wie esden Eliten der Sowjetunion erging …, wenn sie begreifen wollen,mit welcher Geschwindigkeit eine Ideologie auf dem Müllhaufen derGeschichte landen kann.
(10) Nicht nur geht dasSteueraufkommen in den USA zurück; daneben ist auch festzustellen,dass wegen der Verwendung der Steuergelder für die Rettung derWall Street und der Explosion der Staatsverschuldung Wut in derBevölkerung aufsteigt, die für die politische Klasse in denUSA gefährlich werden könnte. Quellen: USAToday, 13/04/2009; MarketWatch, 16/04/2009
(11) In Kalifornien lassen die Steuerzuflüsse der ersten Apriltagebefürchten, dass die Einnahmen noch weit niedriger liegendürften als nach den schlimmsten Prognosen angenommen; damit wirddas Defizit doppelt so umfassend sein wie noch vor einigen Monatenvorher gesagt. Auf Bundesebene sieht es in keiner Weise besser aus. Wirgehen davon aus, dass die USA bald jährlich ein Defizit von 3.500Millionen Dollar anhäufen werden, was 20% des landesweiten BSPentspricht. Quelle: CaliforniaCapitol, 08/04/2009
(12) Das Beispiel von Auburn im Großraum Seattle ist bezeichnend:Die Stadt muss ihre Hauptverkehrsstraßen für denSchwerlastverkehr sperren, da sie mit den Kosten für notwendigeAusbesserung überfordert wäre. Quelle: SeattleBusinessJournal, 10/04/2009
(13) Quellen: USAToday, 11/04/2009; MarketWatch, 10/04/2009
(14) Womit auch die Trends der nächsten Monate erkennbar werden.