Die Wirtschaftskrise wird bis Ende nächsten Jahres zum Abbau von 1,1 Millionen Arbeitsplätzen führen. Das sagen die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Frühjahrsprognose voraus, die am Donnerstag offiziell vorgestellt wird.
Nach den Berechnungen, die der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Donnerstagausgabe) vorliegen, schrumpft das Bruttoinlandsprodukt (BIP) allein in diesem Jahr um 6 Prozent, ohne dass im nächsten Jahr eine deutliche Besserung zu erwarten sei.
Vielmehr rechnen die Institute mit einer schleppenden Erholung und einem niedrigen Wachstum in den kommenden Jahren. "Das BIP wird im Jahr 2013 noch nicht wieder das Niveau von 2008 erreicht haben", sagte einer der beteiligten Ökonomen der Zeitung.
Bis zur Jahresmitte dürften sich die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt nach und nach auf alle Branchen ausdehnen", heißt es in dem Gutachten. Nur die Bauwirtschaft, die von den Konjunkturpaketen profitiere, bleibe davon verschont.
„Für 2010 ist nicht mit einer durchgreifenden Erholung zu rechnen", heißt es in dem Papier und weiter: „Erfahrungen mit früheren Rezessionen zeigen, das diese besonders hartnäckig sind, wenn sie mit Banken- und Immobilienkrisen einhergehen."
Die Wirtschaftsleistung werde stagnieren, bestenfalls leicht zulegen. Bis Ende 2010 werde die Zahl der Arbeitslosen auf 4,7 Millionen und die Arbeitslosenquote auf 10,8 Prozent springen. Der Staat werde sich in diesem Jahr mit fast 90 Milliarden und 2010 sogar mit 132,5 Milliarden Euro neu verschulden müssen; das entspräche einer Quote von 5,7 Prozent des BIP.
Die bisherigen Anstrengungen der Regierung zur konjunkturellen Stabilisierung beurteilen die Wirtschaftsforscher „im Großen und Ganzen positiv".
Weitere staatliche Stützungsmaßnahmen lehnen sie ab: „Bei der hier prognostizierten konjunkturellen Entwicklung und der deutlichen Expansion der Finanzpolitik ist nach Einschätzung der Institute kein weiteres Konjunkturpaket erforderlich." Die Wirtschaftspolitik solle vielmehr „mit Priorität die Probleme im Finanzsektor angehen."
Mittelfristig komme es darauf an, dass die Geldpolitik die hohe Liquidität wieder abschöpfe und die Regierung die Neuverschuldung reduziere.
Die Forscher weisen auf vielfältige Risiken der weiteren Entwicklung hin. Denkbar sei, dass die Märkte die Maßnahmen der Politik grundsätzlich falsch einschätzten:
„So ist es denkbar, dass es der Wirtschaftspolitik trotz aller Bemühungen nicht gelingt, einen deflationären Zirkel aus Vermögensverlusten, Einkommensrückgängen, steigender realer Schuldenlast und sinkenden Preisen zu verhindern, so dass die wirtschaftliche Aktivität in ähnlicher Weise nachhaltig und andauernd zurückgeht wie in den 1930er Jahre des vorigen Jahrhunderts."