Medien berichten über eine Vergewaltigung im spanischen Lloret de Mar. Während sonst üblicherweise die Herkunft der Täter verschwiegen wird, nennt die Presse geradezu erleichtert "Deutsche Täter". Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn sie sind marokkanischer Herkunft.
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Unsere Wahrheits- und Qualitäts-Journaille legt bekanntlich größten Wert darauf, dem Pressekodex zu folgen und die Nationalität eines Täters nicht zu erwähnen, um gewisse Personengruppen (die man - warum auch immer - als schützenswerte Minderheiten ansieht) nicht dem Verdacht auszusetzen, dass sie bei bestimmten Delikten überproportional vertreten sind. Auch dann nicht, wenn dieser Verdacht empirisch belegt und somit kein Verdacht mehr ist, sondern eine Tatsache.
Daher lesen wir stets nur von "Männern", wenn mal wieder ins Koma geprügelt, gegrapscht, ausgeraubt, gemessert, vergewaltigt oder gemordet wurde. Ein Generalverdacht gegen Männer ist schließlich völlig okay.
Der Pressekodex gilt jedoch offensichtlich nicht für Deutsche. Keine Straftat eines Deutschen, bei der in der Berichterstattung nicht mindestens zweimal auf das Deutschsein des Täters hingewiesen wird. Gerne auch mal völlig subtil in der Überschrift.
So wie hier in diesem Fall: Sämtliche vier Nachrichtenportale, die bisher über die Vergewaltigung im spanischen Urlaubsort Lloret de Mar berichten, erwähnen die drei "Deutschen" bereits in der Überschrift, und für alle, die es trotzdem überlesen haben könnten, wird im Text sicherheitshalber ein zweites Mal explizit darauf hingewiesen.
Beispiele:
welt.de: "Vergewaltigungsvorwurf – drei Deutsche in Spanien festgenommen" - Link zum Artikel
rtlnext.rtl.de: "Vergewaltigungsvorwurf: Drei deutsche Männer in Lloret de Mar festgenommen" - Link zum Artikel
focus.de: "Vergewaltigungsvorwurf: Drei deutsche in Lloret de Mar festgenommen" - Link zum Artikel
bild.de: "Vergewaltigungsvorwurf: Drei deutsche in Lloret de Mar festgenommen" - Link zum Artikel
Das allein ist schon mies genug, wegen der Ungleichbehandlung, wegen der Doppelstandards. Man könnte hier fast meinen, unsere Presse wollte den Gutmenschen und Relativierern einen Gefallen tun, denn für sie ist diese Meldung ein innerer Reichsparteitag (sorry, den Spruch konnte ich mir nicht verkneifen): Endlich können sie ihr gebetsmühlenartig kolportiertes Mantra "aber Deutsche machen sowas doch auch" mit wenigstens einer Meldung belegen.
Der Haken an der Sache ist jedoch: Das stimmt nicht!
Oder sagen wir mal so: Es stimmt, dass die drei Täter die deutsche Staatsangehörigkeit haben, aber das war's dann auch schon mit dem Deutschsein. Um es präzise auszudrücken: Es sind drei eingebürgerte Marokkaner - also "Nafris" mit deutschem Pass.
Quelle:
elpais.com: "Detenidos tres turistas por violar a una joven de 19 años en un hotel de Lloret de Mar" - Link zum Artikel
Das wird natürlich nicht erwähnt, weil man Marokkaner vor einer "diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens" (so stehts im Pressekodex) schützen will.
Dafür hätte es jedoch vollends ausgereicht, die Herkunft der Täter - wie üblich - zu verschleiern und sie als "Männer" zu bezeichnen.
Dass man stattdessen aber - wider besseren Wissens - beim Leser vorsätzlich (!) und dann auch noch mit der Brechstange (Überschrift!) den Eindruck erwecken will, dass hier Christoph, Herbert und Achim zu dritt wie die Tiere über ein 19jähriges Mädchen hergefallen sind, ist an Widerwärtigkeit und Verkommenheit nicht mehr zu überbieten. Da fehlen mir echt die Worte!
Und dann wundern sich diese Schmierfinken ernsthaft über die Bezeichnung "Lügenpresse"? Nicht wahr, oder?