Immerhin ist das DIW so ehrlich, auf absehbare Zeit keineKonjunkturprognosen mehr abgeben zu wollen. Diese Schmach ist allemal besserals ständig falsch zu liegen. Was wir derzeit an den Börsen sehen, ist eineKombination aus technischer Erholung, euphorischen Käufen nach Veröffentlichungder Bankengewinne und simples Zockertum.
Auch Banken werden mit den massivenStaatshilfen spekuliert haben und tun es noch. Das trieb den Dax von 3.666 auf jetzt4.677 und den Dow Jones von 6.500 auf 8.131 Punkte. Eine grandiose Leistung insechs Wochen! Aber was ist davon real?
Dass die Ergebnisse der US-Banken im 1.Quartal besser ausfallen würden, war bekannt. Die von den G20 beschlosseneÄnderung der Bilanzierung bewertet zweifelhafte Papiere einfach höher. Einunlauterer Versuch, der an der Realität scheitern wird.
Dennoch konnten sichbeispielsweise Citigroup vom Tief vervierfachen, Goldman Sachs verdoppeln undauch bei uns waren mit Commerzbank und Deutscher Bank 150% drin. Fürdiejenigen, die am Tief eingestiegen sind, profitabel, für die Masse, dieCobank bei 20-30 EUR und Dt. Bank bei über 70 EUR gekauft hat, wenig tröstlich.
Ein besonders krasses Beispiel, welche Misswirtschaft und welches Geschäftsgebarenbei einzelnen Banken an den Tag gelegt wird, liefert die HSH Nordbank. DieLandesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein und auch die Bankenspitzehandeln scheinbar nach dem Motto: Tarnen, täuschen, verschleiern, abducken.
Manlässt die Kuh nicht nur auf dem Eis laufen, man verschweigt Risiken, weigertsich, Informationen herauszugeben und versucht, einfach auszusitzen. Ein sehrgutes Bild der Dramatik zeichnete der ehemalige Wirtschaftsminister vonSchleswig-Holstein, Werner Marnette.
Im Spiegel gab er ein vielbeachtetesInterview, das tief in die Abgründe der Politik und der Staatsbanken blickenlässt. Milliarden von Steuergeldern werden verbrannt bzw. als Schulden denBürgern aufgeladen und es interessiert niemanden.
Mit dieser Qualität von Politikernist kein Staat zu machen und das Hoffen auf Besserung aussichtslos. HSH wirddazu führen, dass Schleswig-Holstein ein Notstandsgebiet wie das Saarland oderBerlin wird. Sie werden massiv sparen müssen und von Zuweisungen aus Berlinabhängig sein. Alles nur, weil man den Hals nicht vollkriegen konnte.
Fragtsich, ob die HSH Nordbank das extreme Beispiel ist oder ob die anderen Bankenbisher nur geschickter taktierten und später mit der Wahrheit ans Licht kommen.Was die Schiffsfinanzierungen bei HSH sind, sind vielleicht dieMittelstandskredite bei der Commerzbank und besicherte Papiere bei derDeutschen Bank...
Ein Fass ohne Boden tut sich auf, auch wenn die Börsen dasjetzt gerade nicht widerspiegeln. Aber die Börsen werden sich der Realwirtschaftanpassen müssen, denn das ist die Realität.
Laut Angaben des StatistischenBundesamtes sind die deutschen Ausfuhren im Februar gegenüber demVorjahresmonat um 23% gefallen, was so seit den 1950er Jahren nicht beobachtetwurde.
Die Aufträge des verarbeitenden Gewerbes sanken um 38% gegenüber Februar2008. Bisher hat sich das am Arbeitsmarkt noch nicht durchgesetzt, auch dankKurzarbeit. Der bisher immer beobachtete Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarktist aber erstmals seit 80 Jahren ausgeblieben.
Man gewöhnt sich langsam ansolche „Superlative“. Aktuell hat Deutschland offiziell 3,586 Mio. Arbeitsloseplus eine immer größer werdende Welle von Kurzarbeitern. Setzen sich dieEinbrüche der Aufträge und Exporte fort oder verharren sie nur auf dem aktuellniedrigen Niveau, dann wird für viele Kurzarbeiter die Entlassung folgen.
Immerhin, der durchschnittliche Deutsche ist weit weniger verschuldet alsJoe-Sixpack aus den USA und wir haben noch eine industrielle Basis. Langfristigkann man also durchaus Hoffnung haben. Für die USA sieht es rabenschwarz aus.
Die Auslastung der (Rest-) Industrie liegt bei 70%, so niedrig, wie seit 1967nicht mehr, die Kreditkartenschulden (extrem hochverzinslich) betragen fasteine Billion USD und die Ausfälle liegen mittlerweile bei 8,8% (AmericanExpress), 9,66% (Citigroup) bzw. 7% (JP Morgan). Für die Banken lauern hierweiter drastische Verluste, denn im Gegensatz zur bei uns üblichen monatlichenBezahlung des Saldos der Karte werden in USA die Schulden in Raten(theoretisch) abgestottert.
Mit der Verschärfung der Wirtschaftskrise werdenauch die Ausfälle bei Unternehmenskrediten und normalen Ratenkrediten massivsteigen. Auf staatlicher Seite steigt das Budgetdefizit in astronomische Höhen.Einnahmen von 989 Mrd. USD in den ersten 6 Monaten des Haushaltsjahres seitOktober 2008 stehen Ausgaben von 1,94 Billionen gegenüber.
Und was passiert indiesem Umfeld mit Gold und Silber? Es fällt natürlich! Lesen Sie bitte unbedingt denletzten Kommentar von Ted Butler auf Goldseiten (--->Eine nette Aufstellung), der sich wieder einmalder Manipulation durch JP Morgan widmet. Unterdessen nutzen Sie die Zeit, Unzenso günstig wie lange nicht zu kaufen. Und auch gute Minenaktien sollten auf demEinkaufszettel stehen. Die Börsen-Scheinblüte ist in ihrer Endphase.
Jan Kneist Metals& Mining Consult Ltd., www.morgan-report.de