Statt einer Übernahme des Großen durch den Kleinen soll es nun eine Fusion geben. Und alle Beteiligten geben sich nach außen hin zufrieden - von den Arbeitnehmern über die Anteilseigner bis hin zu den seit Jahren verfeindeten Hauptakteuren Ferdinand Piëch und Wendelin Wiedeking.
Dabei dürfte es gerade Porsche-Chef Wiedeking schwerfallen, das Scheitern seiner wagemutigen Pläne dauerhaft kaschieren zu können. Sein Husarenritt hat den Sportwagenbauer in eine seine Unabhängigkeit bedrohende Verschuldung geführt.
Die Eile, in der nun eine Lösung gefunden wurde, ist weniger Ausdruck beherzter Tatkraft als vielmehr ein Zeichen dafür, wie sehr den Stuttgartern das Wasser bis zum Halse steht. Letztlich blieb Wiedeking und den Porsche-Eigentümern gar nichts anderes übrig, als von den hochfliegenden Übernahmeplänen Abschied zu nehmen und sich in eine Fusion zu flüchten.
Ob Wiedeking diese Kehrtwende tatsächlich dauerhaft überstehen und die Leitung des neuen Autogiganten übernehmen kann, scheint fraglich. Zwar ist auch VW-Aufsichtsratschef Piëch mit seinem Vorschlag einer Übernahme Porsches durch den Wolfsburger Konzern nicht wirklich durchgedrungen.
Vieles spricht aber dafür, dass sich die Machtverhältnisse in dem neuen Gebilde eindeutig zugunsten des Massenherstellers verschieben werden. Porsche bleibt, trotz der Beteuerung der Eigenständigkeit der Marken, voraussichtlich nicht viel mehr als Reste seiner einst stolzen Unabhängigkeit.
Noch aber sind viele entscheidende Fakten unklar. Die Zerstrittenheit der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch ist längst nicht überwunden. Und das, was jetzt als Zukunftsplan vorgelegt wurde, ist kaum mehr als eine vage Hülle.
Die Frage nach den künftigen Eigentumsverhältnissen unter dem neuen Dach etwa ist unbeantwortet. Ebenso wichtig für die künftigen Machtverhältnisse wird die Entscheidung über die personelle Führung und den Sitz des integrierten Autokonzerns sein. Und dabei wird letztlich auch das Land Niedersachen - als zweiter Großaktionär bei VW - ein entscheidendes Wörtchen mitreden. Seine Stellung ist durch die jüngsten Entwicklungen eher noch stärker geworden.
Vier Wochen haben sich die Eigentümerfamilien Zeit gegeben, um die bloße Hülle nun mit konkreten Inhalten zu füllen. Streit wird es dabei noch genügend geben. Und auch die Arbeitnehmer werden, trotz aller geäußerten Zustimmung zu den aktuellen Plänen, noch manche Kröte schlucken müssen.
Schließlich ergibt das Ganze nur Sinn, wenn durch den Zusammenschluss auch tatsächlich Einsparpotenziale realisiert werden. Für manch ein Privileg auf der einen oder anderen Seite dürfte dies das Aus bedeuten.
Letztlich werden aber alle Beteiligten eine neue Form des Miteinanders erlernen und sich in Bescheidenheit üben müssen. Denn eine langwierige Schlammschlacht kann sich angesichts der Wirtschaftslage niemand leisten. [Berliner Morgenpost]