In meinem letzten Marktkommentar habe ich berichtet, dassjetzt die westlichen Staatsanleihen unter Druck kommen. Das hat sich inzwischenweiter verstärkt, besonders bei den langlaufenden US-Treasury-Bonds (10 und 30Jahre). Die Zinsen sind weiter signifikant gestiegen.
Noch etwas hat sich getan: Der Goldpreis ist in diesen zweiWochen von etwa 915 Dollar pro Unze auf 960 Dollar pro Unze gestiegen, derDollar-Index ist weiter massiv gesunken.
Das lässt auf eine „Systemumstellung“ schließen: Die seitSommer 2008 andauernde „deflationäre“ Phase, in der Aktien, Rohstoffe undschlechte Anleihen im Kurs kräftig fielen und in der alles in die US-Treasuriesflüchtete, sie geht zu Ende. Dafür beginnt jetzt vermutlich diehyperinflationäre Phase, mit einer Flucht aus allem Papier in Realgüter undprimär in Gold. Die „Yield-Curve“ (der Verlauf der Zinsen auf Staatsanleihenüber die Zeit) ist überall sehr steil. Und das lässt praktisch immer aufInflation schließen.
Die Vorkrise
Das, was wir seit dem Beginn der Finanzkrise im Sommer2007 an „Krise“ erlebt haben, ist noch nicht viel: Die Aktionäre haben etwasverloren, die Immobilienbesitzer auch, auch einige Millionen neuer Arbeitslosergibt es zusammengerechnet schon.
Aber die wirklich große Tragödie mit Verlustder Spareinlagen, dem Verlust der Lebensversicherungen oder dem Zusammenbrechenvon großen Teilen der Wirtschaft habenwir noch nicht gesehen.
Davon haben uns bis jetzt Zentralbanken und Regierungenmit einer in der Welt einzigartigen Verschuldungsorgie bewahrt. Daher müssenwir die Krise bis jetzt als Vorkrise bezeichnen, obwohl die meisten Länder dieDefinition einer einfachen Depression (mindestens 10 ProzentWirtschaftsschrumpfung) bereits erfüllen.
Die Hauptkrise
Die wirklich schwere Depression kommt mit demStaatsbankrott. Kostproben gibt es in Island, Lettland oder der Ukraine zusehen. In Lettland etwa muss der Staatshaushalt um 40 Prozent gekürzt werden! Dasist dann die Hauptkrise oder die „Große Depression“ (mindestens 25 ProzentSchrumpfung). Da sind dann auch die meisten Bankeinlagen verloren, wie in derUkraine.
Auch die westlichen „AAA-Länder“ bewegen sich jetztschnell darauf zu. Für die gigantischen Mengen an neuen Staatsanleihen gibt esweltweit nicht mehr genügend Kapital, um diese aufzukaufen. Die Amerikaner oderBriten monetisieren daher schon Teile ihrer Neuausgaben durch pures Gelddrucken– und das führt über kurz oder lang zum Währungsabverkauf und zurHyperinflation.
Kein Wunder, dass sich Gold, der Dollar und die Treasuries sobewegen, wie oben beschrieben. Die Situation wird nun wirklich dramatisch. Wenndieser Währungs- und Anleihenabverkauf in Panik übergeht, ergießt sich einegigantische Flut von Geld in das System, das dann alles aufzukaufen versucht,was irgendeinen Wert haben könnte.
Ludwig von Mises nannte das den„Crack-Up-Boom“, man könnte es auch den hyperinflationären Kollaps nennen. Dannmüssen sehr hohe Zinsen angeboten werden, um noch etwas zu retten. Diesebringen am Ende das Finanzsystem und die Wirtschaft komplett um. Man brauchtsich nur die Zinsen in Pleiteländern anzusehen…
Rettungsboote
Konnte man sich im Fall von Ungarn, Ukraine oder Islandnoch leicht in die Rettungsboote US-Dollar oder Euro retten (falls man frühgenug dran war), so ist das im Fall der Welt-Reservewährungen US-Dollar oderEuro nicht mehr möglich. Man kann dann nur mehr das Papier-Finanzsystemverlassen und in Realgüter gehen, idealerweise in die Rettungsboote Gold undSilber.
Sollte sich der Goldpreis über 1.000 Dollar pro Unze festigen(in anderen Währungen zählt er wenig), dann dürfte es soweit sein: Das BigMoney beginnt dann aus allen Währungen im großen Stil zu flüchten und dies kannauch durch die preisdrückenden Zentralbanken nicht mehr aufgehalten werden. Esgeht heute schon in die Rettungsboote, aber noch zaghaft. Besser, man sitzt jetztbereits drinnen.
Zuerst erschienen bei --->ef-online