Während das Münchner Ifo-Institut mit Unverständnis reagierte, kam vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) vom und vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Unterstützung für Merkels Standpunkt.
IW-Chef Michael Hüther sagte am Donnerstag im Gespräch mit Handelsblatt.com: "Die Kanzlerin weist zu recht darauf hin, dass die von Notenbanken in den USA und Großbritannien eingeschlagenen Strategien nicht ohne Risiken sind für die langfristige Inflationsperformance, aber auch für die Unabhängigkeit der Geldpolitik sind.“ Der direkte Eingriff in Anleihemärkte könne zwar derzeit begründet werden, wecke allerdings Argwohn für die Zeit der notwendigen Korrektur nach der Krise.
DIW-Präsident Klaus Zimmermann warf der Fed und der Bank von England vor, mit ihren starken Ankäufen von Unternehmens- und insbesondere Staatsanleihen, die Geldmenge „erheblich“ zu vermehren und damit ein so „großes Inflationspotenzial“ zu schaffen. „Inflation in geringerem Umfang wird von manchem als Mittel gesehen, die ökonomischen Folgen der in der Wirtschaftskrise enorm angestiegenen Staatsverschuldung einzugrenzen“, sagte Zimmermann zu Handelsblatt.com. Merkel habe daher „völlig Recht, dass dies zum Problem auch bei uns wird, wenn sich die Europäische Zentralbank dem anschließt“.
Kritik an Merkel kam dagegen vom Ifo-Institut. „Nun muss man die Politik der Fed nicht vorbehaltlos unterstützen“, sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen im Gespräch mit Handelsblatt.com. „Aber sie ist bestimmt nicht so abwegig, dass die Bundesregierung intervenieren müsste.“ Immerhin befinde sich das US-Bankensystem in einer existentiellen Krise, weshalb „extreme Maßnahmen durchaus angebracht“ seien.
Merkel hatte am Dienstag die Vollmachten der Fed und der Bank of England für den massiven Ankauf von Staatsanleihen kritisiert und zugleich gefordert, dass die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB) erhalten bleiben müsse.
IW-Chef Hüther sagte dazu, die EZB habe „ihren Sündenfall“ bereits damit begangen, dass sie die Europäische Investitionsbank als Geschäftspartner für geldpolitische Geschäfte des Eurosystems zugelassen habe. „Besondere Umstände mögen besondere Antworten erfordern, doch darf dies nicht die gut begründeten Regeln in Frage stellen“, warnte Hüther und fügte hinzu: „Es wäre wünschenswert, wenn die Kanzlerin generell ordnungspolitische Glaubwürdigkeit einfordern und praktizieren würde."
Ifo-Konjunkturchef Carstensen zeigte sich indes zuversichtlich, dass die US-Notenbank aus den Fehlern der Vergangenheit lernen werde. Er teile die Auffassung, dass die expansive Politik der Fed die Krise in den USA begünstigt habe, auch wenn dies nur ein Grund unter vielen gewesen sei. „Ich denke aber nicht, dass Fed-Chef Ben Bernanke diesen Fehler seines Vorgängers wiederholen wird.“ Im Übrigen weise er darauf hin, „dass es im Nachhinein immer viel einfacher ist, Fehler zu erkennen als mitten im Geschehen“.