In dieser Woche will der US-Kongress über die geplantenGoldverkäufe des Internationalen Währungsfonds (IWF)abstimmen. Das berichten amerikanische News-Services unter Berufung aufden IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn.
Die Maßnahme,die von den G-20-Teilnehmern im April auf dem Londoner Gipfelbeschlossen wurde, muss die Zustimmung von mindestens 85 Prozent derIWF-Anteilshaber erhalten.
Der Plan, IWF-Gold zu verkaufen,ist Bestandteil eines Aktionsprogramms zur Unterstützungunterentwickelter Länder über einen Zeitraum von mehrerenJahren.
Die USA haben das Sagen
Da die USA alleineüber 17 Prozent der Anteile des IWF verfügen, hat das Landgroßen Einfluss bei allen Entscheidungen. De facto besitzen dieUSA damit ein Vetorecht.
Sollte der US-Kongress den Goldverkaufalso genehmigen, so steht den Goldverkäufen wohl nichts mehr imWege. 403,3 Tonnen Gold (12,97 Mio. Unzen) will der IWFveräußern.
An dieser Stelle möchten wir einhaken und zwei Aspekte genauer beleuchten.
1. Werden die IWF-Verkäufe den Goldpreis belasten?
2. Was steckt hinter der Aktion "Gold für die Dritte Welt"
1. Drücken die IWF-Verkäufe den Goldpreis?
Zunächsteinmal muss erwähnt werden, dass der IWF beabsichtigt, dieGoldverkäufe "kursschonend" durchzuführen. Verpflichtet dazuist er nicht. Zwar gibt es das Central Bank Gold Agreement (CBGA), dasden Unterzeichnern bestimmte Vorgaben bei der Veräußerungvon Zentralbank-Gold macht. Zum Beispiel dürfen innerhalb vonfünf Jahren nicht mehr als 2.500 Tonnen Gold verkauft werden (500Tonnen pro Jahr). Der IWF hat das geltende zweite CBGA jedoch nichtunterschrieben.
Angenommen, der IWF würde das Gold auf einMal abstoßen, dann erwarten Experten dennoch keinen nachhaltigenEffekt auf den Goldpreis. Brian Kelly, Gold-Analyst von Seeking Alpharechnet vor: "Auf dem Londoner Bullion Market finden quasi der gesamteZentralbankhandel und der offizielle Goldhandel statt. Im April wurdenjeden Tag durchschnittlich 20,5 Millionen Unzen Gold transferiert.Selbst wenn Mr. Strauss-Kahn ehrfurchtslos vorgeht, dann könnte erdie ganzen 12,97 Millionen Unzen dort an einem Tag verkaufen".
Fürwahrscheinlicher halten Beobachter jedoch einen direkten Verkauf vonIWF-Gold an China. Kelly hält es nicht für einen Zufall, dassUS-Finanzminister Timothy Geithner sich in China aufhält,während der Kongress über die IWF-Goldverkäufeentscheidet. Auch Indien und einige Golf-Staaten sollen übrigensInteresse an dem IWF-Gold angemeldet haben.
Brian Kelly siehtdurchaus einen Vorteil, sollte der IWF das Edelmetall an diese Staatenabgegeben: "Dann wandert das Gold von schwachen in starke Hände".Und damit meint er den längeren und langfristig Preisstabilisierenden Anlagehorizont, den diese potenziellenKäuferstaaten im Rahmen von Goldkäufen aufweisen.
2. Gold für die Dritte Welt
Kommenwir zur "guten Tat" des IWF. Wer glaubt, den "bedürftigen"Geldempfängern würden die Golderlöse in einer Anwandlungvon Großmut und Generösität kostenlos zurVerfügung gestellt, der irrt gewaltig.
Die betroffenenLänder erhalten aus dem Goldgeldpott so genannte ConcessionalLoans. Dahinter verbirgt sich nichts anderes, als Kredite zuVorzugszinsen.
So sehr sich manch afrikanischer Regierungschefin der aktuellen Krise möglicherweise eine Geldspritzewünscht, seiner notleidenden Bevölkerung kommt es mitgroßer Wahrscheinlichkeit nicht zu Gute. Im Gegenteil.
Gerade in Ländern, deren Währung nicht direkt an US-Dollar oder Euro gebunden ist, sind Auslandsschulden pures Gift.
Einemögliche Abwertung der Landeswährung kann nämlichschnell dazu führen, dass die Verbindlichkeiten horrendeAusmaße annehmen. Zu den prominentesten Beispielen einer solchdramatischen Entwicklung in der Vergangenheit gehören die Asien-und die Russlandkrise.
Um Schulden und Zinsen zu tilgen, sinddiese Länder in der Regel gezwungen, Ihre Rohstoffe ausbeuten -die Bevölkerung arbeitet oft zu Hungerlöhnen und oder leidetganz ohne Arbeit.
Spekulanten schießen sich gerne aufdie Währung solcher Länder ein und bringen sie mitFinanzinstrumenten zum Absturz.
Die Importpreise des Landesschießen in die Höhe. Nicht selten kommt es in diesenLändern zu Hyperinflation, mit weiteren schweren Folgen fürWirtschaft und Bevölkerung.
Kommt es zum Zahlungsverzug,dann sorgt der IWF für einen großzügigen Schuldenerlassund organisiert neue Kredite, um alte zu tilgen. So wird den leidendenLändern Vermögen entzogen und das wandert in die Kassen derZins eintreibenden Bankiers. Ein trauriges Spiel, dass seit Jahren aufdie immer gleiche Weise betrieben wird.