Dazu müsste der Preisnoch mal um 100 % zulegen. Sollte man hier nicht dabei sein?
Ja und Nein.
Doch bevor man damitbeginnt, sollte man sich zuerst über die unterschiedlichen Faktoren, welche denPreis bestimmen im klaren sein, den Spekulation stammt vom lateinischen: speculari - dem Beobachten von einem höherenPunkt aus, bedeutet immer etwas mehr zu wissen (oder zu ahnen ?) wohin derPreis demnächst wandert.
Welche Faktorenbestimmen also den Rohölpreis ?
1.Produktionskosten.
Der Tiefstpreis von 34 $erscheint manchem als der reale, frei von Spekulation getriebene Preis zu sein.Das stimmt nicht. Um Gewinne zu machen sowie Investitionen zu tätigen benötigendie Ölförderer eine entsprechende Spanne. In den USA liegen derzeit dieFörderkosten bei Schiefergestein in Texas bei 35 $, bei Kalksandstein sindes 25 $/bbl. Bei Sandstein muß man nur1000 m tief , bei Schiefer bis 3500 m. Spezielle Gebiete zur Förderung von Ölaus Ölschiefer oder Ölsanden benötigen je nach Region Kosten von 50 bis 80 $ umein Fass zu füllen. Liegen die Preise also darunter wird die Produktiongestoppt, was auch aktuell passierte. Wie dieser Tiefstpreis zudem entstand,verdeutlicht auch der nächste Abschnitt.
2. Lagerdaten
Kennen Sie Cushingin Oklahoma? Dieses 8000 Einwohner zählende langweilige Kaff in der Steppe ist,wegen seiner durch ein Pipelinenetz guten Infrastruktur, seit 1983 das offizielle Auslieferungszentrum für WTI.Bis zu 10 % der US-Ölvorräte lagern dort. Schauen Sie sich das mal mitGoogle-Earth von oben an.
Da WTI in diesem vomglobalen Markt abgelegenem Erfüllungsortder Terminkontrakte gehandelt wird, spiegelt es jedoch nicht die tatsächlichen Weltmarktverhältnissewieder.
Daher kommen auch dieoft sehr widersprüchlichen Aussagen zu aktuellen Lagerbeständen.
Es ist natürlich auchsehr zweifelhaft, den Weltmarktpreis allein nur an den Lagerreserven eines Landes dieser Welt zu interpretieren.So kam es zu dem seltenem Fall im Januar 2009, daß die Öltanks in Cushingkurzfristig überfüllt waren. Die angefahrenen Öl-Trucks pumpten deshalb ihreLadung zu Dumpingpreisen ab, welchegleichzeitig damit Weltmarktpreise wurden.
Im übrigen liegt der pricingpoint für Erdgas in Erath, Louisiana. Dieser Pipelineknoten heißt HenryHub und ist die Referenzsorte für Natural Gas an der NYMEX.
3. Nachfrage
In 2008 verbrauchte dieWelt etwa 85,8 Mill. Barrel Öl am Tag. Die Internationale Energieagentur IEAbeurteilte den Nachfrageschwund in 2009 am 14.4 .09 um etwa 2,8 %.
Das sind 2,4 Mill. bbl.weniger. Daraufhin verknappte die OPEC die Menge in Etappen um 4,3 Mill.Barrel. Durch einige Undisziplinierte wurden es nur 4 Mill. weniger. Demzufolgeentsteht auf dem Weltmarkt eine Lücke von 1,6 Mill. bbl. Temporär überquellendeÖltanks in Cushing verursachtenüber die Referenzmarke WTI dort zunächst kurzfristig extreme Preisabschläge,die süße texanische Marke war gar bis 26% billiger als bitteres Brent aus derNordsee. Zum Vergleich, die Nachfrage in den USA fiel um ca. 6 %.
Über dieFördermengenquote kann man natürlich ganz klar fundamental den Preisbeeinflussen und das aktuelle Niveau um die 70 $ spiegelt somit auch einmarktkonformes Level im Verhältnis zum derzeitigen Verbrauch und Angebotwieder.
Diese Seite wirdmaßgeblich gesteuert durch die OPEC und deren Konferenzen. Dort werden Preiseverteidigt.
Konjunkturerwartungen,berechtigt oder unberechtigt, stützen natürlich ebenso die Erwartungshaltungder Marktteilnehmer.
Die Ölnachfrage bleibtalso trotz der Krise weiter auf erstaunlich hohem Niveau. Gerade Asien bleibtweiterhin der Hauptabnehmer. Würden allein nur 10 % der Chinesen vom Fahrradauf ein Mofa steigen, gäbe es drastische Lieferprobleme beim Öl.
4.Prognosen undCharttechnik
Das ist dasHauptgeschäft von allerlei Börsenbriefen, Chefanalysten von Banken undInternetseiten. Nicht nur diese sondern gar auch die Global Player liegen aberregelmäßig daneben. Dennoch leiten viele chartgläubige Spekulanten ihrEngagement von diesen Kurven und Aussagen ab, was gelegentlich auch für Tradererfolgreich ist. Cui Bono?
Goldman Sachsprognostizierte im Abwärtstrend noch Ende Januar 2009 das Preisziel auf 30 $.Als jene im Frühjahr 2008 von 200 $ sprachen sank der Preis einige Monate auf34 $. Bewusste psychologische Marktbeeinflussung ist nicht auszuschließen, aberauch den derzeitigen Anstieg hatte GS nicht erwartet, auch kein Gott eben.Dennoch wagt man sich wieder an Prognosen. The Show must go on.
Überhaupt keineverlässlichen Aussagen bekommt man von Chartanalysten. Da solle man lieberLotto spielen. Wären deren Einschätzungen zuverlässig, müssten jene ja selbstdurch den Glaube an die eigene Prognose investiert und damit mehr als vermögend sein. Wie viele derartige Leute kennen Sie ?
5.Öl-Dollar-Standard
Nach Aufgabe desGoldstandards 1971 trat spätestens 1973 mit der durch die Bilderbergergeplanten Ölkrise das Rohöl aus Texas in die Fußstapfen des Edelmetalles. DasÖl saugte über den extremen Preisanstieg den inflationierenden Dollar stützendauf bei gleichzeitiger Verpflichtung der Welt, Öl nur in dieser Währung zukaufen und damit gezwungenermaßen das Zahlungsmittel umfangreich nachzufragen.
Durch diese Koppelungist der Ölpreis langfristig ein gespiegeltes Abbild der Inflation der nochbestehenden Weltreservewährung. Dieser Effekt wird sich auch bei einemgeplanten Währungskorb anderer FIAT- Währungen so auf den Preis mit abbilden.Abzuwarten bleiben die Auswirkungen der ab 2010 geplanten Goldwährung im NahenOsten. Tendenziell wird es dazu führen, dass künftig die Länder auch wiederGold benötigen, sollte das Metall partiell in die diskutierte Korbwährung desRohöls einfließen.
6.Machtinteressender Poli
Öl ist Macht und wer dieKontrolle über das Öl besitzt, kontrolliert ganze Länder.
Die USA besitzen nicht nurdie Referenzwährung Dollar sondern auch die Referenzsorte WTI für die Kontrolledes Ölpreises. Diese wird an der NYMEX gehandelt, dem Konkurrenten derIntercontinental Exchance (ICE), wo Brent den Besitzer wechselt. Beide kämpfenum die Vorherrschaft im Handel mit Ölkontrakten. WTI jedoch bleibt Trendsetter.
So wie in den siebzigerJahren des letzten Jahrhunderts der Ölpreis durch eine inszenierte Krise zurStützung des Dollars benutzt wurde, so setzten einflussreiche Politiker ineigenen Interessen den Preis im Vorjahr zur Veränderung von gesetzlichenBestimmungen durch. So galt seit 1982 an den Ost-und Westküsten der USA ausUmweltschutzgründen ein Verbot nach Öl oder Gas zu bohren.
Dort lagern ca. 16 Mrd.Barrel, welche bei Förderkosten von 40 $ und Marktpreisen von 100 $ einenGewinn von 1 Billion versprechen. Da sollten doch lästige Umweltbestimmungennicht im Wege stehen. Obama war gegen die Aufgabe der Gesetze und die Amtszeitdes texanischen Öl-Cowboy George W. ging dem Ende entgegen. Was lag also näherals vorher noch den Ölpreis über die Futuremärkte in die Höhe zu treiben. Dastat man und provozierte erfolgreiche Aufstände an den Zapfsäulen derSUV-Fahrer. Bush hatte nun die Lösung des Problems, Obama knickte ein, derKongress gab nach und hob am 28. 9.08 das Bohrverbot an den Küsten auf. Stundenspäter brach der Preis des Öls um 10 % ein und fand seinen Boden im Januar bei34 Dollar. Deren Nutzen erläuterte ich im Artikel „Ölpreismanipulationen?“
An der Stelle seinochmals an die Goldmann Sachs Prognose „ Öl auf 200 $“ erinnert. Woarbeitete gleich noch mal Hank Paulsonbevor er Finanzminister wurde?
7.Manipulationsmöglichkeiten
Zur Durchsetzung vonwirtschaftlichen und geopolitischen Interessen haben also die USA diewichtigsten Instrumente in der Hand, Referenzsorte, Marke, Handelsort,Medienmacht für Gerüchte. Bedarf es nur noch geeigneter Broker zurFeinsteuerung. Da bietet sich der United States Oil Fund (USO) an. Dieser im Mai 2005 als Ltd.im Steuerparadies Delaware gegründeter ETF hält ca. ¼ aller WTI-Kontrakte des nächsten Monats. Einige sprechendarüber schon von einem „Krebsgeschwür des Ölmarktes“ und dieTerminbörsenaufsicht
CFTC beabsichtigt dort genauer hin zu sehen –beabsichtig ! Für die Steuerung des Preises braucht dieser Fond aufgrund seinerDominanz lediglich einige Kauf-oder Verkaufstrends in kurzer Folge zu setzenund die restlichen Marktteilnehmer springen an.
Auch das Streuen vonGerüchten, zielgerichtet über die eigen kontrollierten Medien platziert, helfenüber die Spekulation Preise zu beeinflussen.
8.Peak Öl ?
Fakt ist, es gibtgenügend Öl und Gas unter der Erde. In meinem Artikel „Der Erdölschwindel“(zu finden im Blog von www.erdoelquelle.com ) habe ichaugenscheinliche Zweifel an der westlichen Fossiltheorie zusammengefasst. Faktist auch, es gibt mittlerweile zu wenig Öl und Gas in leicht zugänglichenRegionen und Tiefen. Klar ist weiter, daß die preisstabilisierende fossileKnappheitstheorie politisch bewusst benutzt wird, indem große erschließbareLagerstätten bedeckt gehalten werden. Diese Variable hat sicher keinenkurzfristigen Einfluss auf die Preise, gibt dafür aber den langfristigenAufwärtstrend vor.
Uganda hat so vieleÖlreserven, wie die Saudis. Im Mai 2009 wurde intern bekannt, dass zusammen mitden Funden in Texas, Arkansas und Pensylvania die Versorgung der USA fürweitere 100 Jahre sicher gestellt werden kann. Auch am Nordpol sowie Alaskaoder vor Brasilien sind große Vorkommen bekannt. Allerdings benötigt dieErschließung mindestens ein Jahrzehnt und zur Deckung der hohen Explorations-und Förderkosten Preise über 100 $/bbl.
Aber hier geradeschränken sich viele (nicht alle !!) Öl- Unternehmen derzeit zunächst ein. Zutief sitzt der Schock des rasanten Preisverfalls des letzten Jahres. Damitvergrößert sich die technische Vorlaufzeit, was bei wieder steigender Nachfragetatsächlich im kommendem Jahrzehnt das verfügbare Ölangebot verknappen kann.
9. Währungskurseund Inflation
Noch wird das Öl in hauptsächlichin Dollar fakturiert (teilweise inEuro). Das beeinflusst zusätzlich die Chart-Kurve. Erfahrungsgemäß bildet auchder Ölpreis in einem stabilen Trend den Wertverlust des Greenback (auch desEuro) wieder. Bei sinkendem Dollar gegenüber dem Euro wird diese Kursdifferenzoftmals auch über einen gestiegenen Ölpreis kompensiert. Um den Ölpreisanstiegzu bewerten, muß jener also auch in anderen Währungen erkennbar sein. ImUmkehrschluß wirken aber auch fallende Dollarnotierungen durch Inflation zu charttechnischenAufwärtsimpulsen welche als Trendsignal dienen und den Preisanstieg zusätzlichverstärken. Diesen Effekt erleben wir gerade in den letzten Monaten.
Gerade eben weil wireinen Öl-Dollar-Standard haben, wird bei zunehmender Inflation diese nicht nurbei Gold sondern vor allem beim Ölpreis abgebildet. Hinzu kommt die damiteinsetzende Flucht in Sachwerte, welche daneben noch regelmäßige Einkünfte inegal welchem künftigen Währungskorb generieren. Hier erwarte ich den stärkstenPreisschub nach oben in den nächsten Jahren aufgrund der Weltwirtschaftskrise.
10.Umwelteinflüsse
Gelegentlich sorgengerade in Amerika jahreszeitliche Wirbelstürme samt Überschwemmungen fürZerstörungen an Förderanlagen, ob im Golf von Mexico oder an Land. Diese Naturereignissebestimmen saisonal wie auch zufällig den Preis. Einerseits nutzt man dieseEreignisse um damit andere Preisbeeinflussungen zu kaschieren, andererseitskönnen starke Zerstörungen die Förderkapazitäten tatsächlich über einenlängeren Zeitpunkt senken. Eine klare Unbekannte also für unsere Trendprognose.
11. GeopolitischeRisiken
Als Beispiel seien hierkriegerische Szenarien genannt. Man spricht bei Rohstoffen vom Kriegsaufschlag.Dabei muß der Konflikt noch gar nicht statt finden, selbst die sich nichterfüllende Erwartung kann den Preis mittels der Spekulanten schnell verdoppeln.Allerdings sorgen echte militärische Zerstörungen von Fördergebieten für einenstarken Preissprung. Man erinnere sich an die wiederholt brennenden Ölfelder imIrak. Hier wird die Kapazität fundamental schnell verringert, was den Preistreibt. Leider sagen uns die Militärs selten genau , wann sie mit einerBlitzkriegsaktion ein Land bombardieren. Daher sind solche Einflüsse ebensonicht kalkulierbar. Der erwarteteAngriff auf den Iran ist dagegen ebenso ausgeblieben. Andernfalls würde einasymmetrischer Krieg durch ein erzeugtesÖlembargo, auch mit Hilfe solidarisierender Förderländer, im Westen zu einerechten Ölkrise wie 1973 führen. Die USA planen derartiges ein. Nicht umsonstmacht man sich in letzter Zeit zunehmend Gedanken um eine autarke Ölversorgung.Bei fast 50% Importöl sicher höchste Zeit.
12.Spekulationen
Was passiert, wenn dieSpekies auf den Trend springen sahen wir überdeutlich im Vorjahr. Von Gier undAngst getrieben schossen sie den Preis zunächst an die Konkursgrenze derFluggesellschaften um danach – auch wegen fälligen Margin Calls undLiquiditätsproblemen- die Ölindustrie an die Rentabilitätsgrenze zu treiben.
Im wesentlichen sind siewieder Erwarten eine zuverlässige Spezies- oder besser- Herde Schafe. Man gebeihnen eine Richtung aus den oberen 11 Punkten durch das Leittier vor und allemachen mit.
Fazit:
So, lieber Spekulant.Jetzt benötigen Sie für eine treffsichere Prognose zu allen 12 Variablen genaue Daten. Sollten Sie keineBeziehungen ins Weisse Haus, der NYMEX, der OPEC, dem US-OIL-Fund, zu GoldmannSachs, nach Cushing, zu Geologen usw. haben, ist es mit der Datenmenge für IhreGleichung schlecht bestellt. Selbst mit theoretisch exakten Daten aus allenFaktoren haben Sie noch X hoch zwölf Varianten. Damit können Sie ganz bestimmt eine sichere Prognose für das nächsteHalbjahr ermitteln, oder ?
Sicher ist lediglicheines, dass dieser Markt selbst durch Fachleute nur schwer berechenbar ist aberalle Faktoren auf weiter steigende Preise als langfristigen Trend fokusieren.Wie volatil der Weg dahin ist bleibt als Kafeesatzleserei überwiegend Geldverbrennung für Spieler undEinnahmequelle für Broker.
Beteiligt man sichaber hierbei von der Position desInvestors aus, sprich Inhaber der Förderrechte und Produktionsanlagen, alsEigentümer des physischen Öls und Gases im Boden, sind zumindest Papier inSachwerte gewandelt, welche gar noch regelmäßig Geld verdienen. Gekauft wird Öl/Gas immer, mal zu niedrigen mal höherenPreisen, aber immer mit Gewinn. Damit verdoppeln Sie vielleicht nicht in 6Monaten Ihr Kapital, dafür aber in etwa 5 Jahren. Sie schlafen ruhiger undhaben gar ein regelmäßiges passives Einkommen, welches mögliche Ausfälle in inflationärenwie deflationären Szenarien kompensieren hilft.