Der renommierte US-Ökonom Nouriel Roubini sieht ein Ende der wirtschaftlichen Talfahrt. „Die vielen staatlichen Finanzhilfen wirken“, sagte Roubini in einem Interview mit dem Handelsblatt .„Wir stehen vor einer Bodenbildung, haben die allerdings noch nicht erreicht.“
Der Professor an der Stern School of Business der New York University rechnet aber nicht damit, dass die Nachfrage vor Jahresende anzieht. Die Erholung werde dann eine geringe Dynamik haben.
In Europa erwartet Roubini, der als Einziger die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise frühzeitig vorhergesagt hat, für die nächsten Jahre ein Wachstum von maximal einem Prozent. Die Staaten in Europa stellten zu wenig Geld bereit, kritisierte Roubini. „Besonders Deutschland könnte mehr Steuergeld investieren“, fordert er.
Das Land könnte es sich leisten, tue es aber nicht aus Angst, das falsche Signal für die schwächeren Nachbarn auszusenden. „Länder wie Griechenland, Italien, Portugal oder Spanien würden aber so einen Stimulus aus Deutschland am meisten brauchen“, sagte der Ökonom.
Eine wesentliche Gefahr liegt Roubini zufolge im Risiko anziehender Energiepreise, die einem Aufschwung die Flügel stutzen könnten. „Ein Ölpreis von 100 Dollar pro Barrel könnte in einer schwachen Wirtschaftslage ein Schock sein.“
Deutliche Kritik übte Roubini am Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB). „Die Zentralbanker unterschätzen, wie sehr die Krise Europa beeinträchtigen wird“, sagt er. Die EZB sorge sich wie in der Vergangenheit zu sehr um die Inflation allein.