Der Staatsfonds des Emirates Katar soll offenbar deutlich mehr Anteile an der Porsche Holding SE kaufen als bekannt. Bei einem Treffen der Familien Porsche und Piech präsentierte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Anwesenden nach Informationen des Nachrichtenmagazins FOCUS ein Papier über die zukünftige Beteiligungsstruktur des Sportwagenherstellers: Dort heißt es, dass ein „externer Investor“ insgesamt 29,9 Prozent der Porsche-Anteile übernehmen solle – bisher war nur eine mögliche 25prozentige Beteiligung an der Holding bekannt.
Irritiert reagierte die Runde FOCUS zufolge auf den Wortlaut des Wiedeking-Papiers. Der Name des Emirs von Katar tauchte in dem Schreiben laut FOCUS nicht auf, obwohl die Verhandlungen mit Vertretern des Scheichs Hamad bin Khalifa al-Thani bereits weit fortgeschritten waren. Die Familien konnten sich laut FOCUS nicht zu einer schnellen Zusage des Deals durchringen.
Eine Delegation des Emirates Katar wird FOCUS zufolge am heutigen Samstag in Deutschland erwartet, um sich erstmals mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) über die geplante Beteiligung an der Porsche-Holding (Porsche SE) und das Interesse des Emirates an der VW AG auszutauschen. An einem geheim gehaltenen Ort sollten sich die hochrangigen Vertreter Katars mit Landespolitikern treffen. Vertreter der Familien Piech und Porsche oder der VW AG sollten nach FOCUS-Informationen nicht an dem Treffen teilnehmen. Über die Inhalte vereinbarten beide Seiten Vertraulichkeit. In den vergangenen Wochen hatte Porsche mitgeteilt, das Thema Katar sei eine „reine Eigentümerangelegenheit“ und werde ausschließlich in der Porsche SE behandelt.
Der Vorsitzende des VW-Gesamtbetriebsrates, Bernd Osterloh, warf dem Porsche-Vorstand in einem FOCUS-Interview „Hedge-Fond-Methoden“ vor. Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter „haben getrickst und hoch gepokert“, sagte Osterloh. Er forderte den möglichen Porsche-Investor Katar auf, direkte Gespräche mit dem Betriebsrat zu führen. Das wäre „auch im eigenen Interesse eines möglichen Investors“, denn in Wolfsburgs sei keine Unternehmenspolitik am Betriebsrat und am Land Niedersachsen vorbei möglich.
Den Einfluss eines neuen Porsche-Großaktionärs auf VW hält Osterloh laut FOCUS für sehr groß. „Natürlich würde ein neuer Porsche-Großaktionär auch für uns die Situation ganz gewaltig ändern“, so Osterloh, „sollte etwa die Porsche SE unter dem Einfluss des arabischen Staatsfonds beschließen, dass höhere Dividenden ausgeschüttet werden sollen, dann fließen finanzielle Mittel aus dem Unternehmen Volkswagen ab.“