Von Peter Hoffmann
Nach der Landung von germanwings in Bastia in aller Herrgottsfrühe, um 7.00 h, ließensich in zwei Stunden locker 41,50 Euro verdienen: der kriminelle Taxifahrerwollte für die 20 km zur Stadt 50 Euro (das macht bei 2 Fuhren pro Tag 3.000Euro im Monat), also der zwei Stunden spätere Bus für 8,50 Euro (30 Minuten biszur Stadt).
Mein telefonischgebuchtes Hotelzimmer in Bastia war sofort bezugsfertig, aber eine Bruchbude(56 Euro mit Frühstück), so dass ich stante pedevon einer Woche auf eine Nacht verkürzte (problemlos möglich: derRezeptionist radierte die stornierten Tage im Belegplan einfach aus), zumal dieStadt ziemlich hässlich ist & und in einem Tag touristischausgelutscht. Die Neustadt hat nur einen interessanten großen Platz (St.Nicolas), an dem man seitlich unter einer etwa 600m langen obenzusammengewachsenen Platanenallee mit Blick auf die großen Pötte sitzen kann,ein Café/ Restaurant neben dem anderen. Daran schließt sich die versiffteAltstadt aus dem 18. Jahrhundert an, mit dem alten Hafen, der ziemlich brackig& stickig ist (das trügerische Postkartenwerbemotiv für Bastia).
Es galt also umzudisponieren(keine Exkursionen mit der Basis in Bastia, sondern eine Rundreise). Mit Bus& Zug einmal um die ganze Insel, ungefähr 600 km, für insgesamt 86 Euro.
Korsika istlandschaftlich sehr schön: Oleander in allen Farben und viel viel Grün...Laubbäume, Nadelhölzer, Liguster... viel waldiger als Sardinien, nicht sokahl... Täler & Berge, manche mit Schneekappe. Vielleicht sollte man Wölfe,Rehe & Hirsche ansiedeln, das würde die natura mortaerheblich beleben.
Um 8.30h mit dem Bus nachPorto Vecchio im Süden, auf der Küstenstraße, etwa vier Stunden... PortoVecchio hat eine Marina & eine Oberstadt... letztere ist eineTouristenmelkstation, existiert anscheinend nur zu diesem Behufe... das Officede Tourisme vermittelte mir ein Privatzimmer, in dem nur ein Bettstand, Bad & WC außerhalb: das Zimmer sollte 70 Euro (= 140 DM) kosten, diesedreiste Zumutung lehnte ich ab und fand ein Hotelzimmerchen für 48 Euro, Dusche& Klo auf der Treppe... aber es gab ein Waschbecken, in das sich -nachalter Handelsvertretermanier - gut urinieren ließ.
Ein makelloses Abendessenin einem (Raucher affinen) Terrassenrestaurant (Publikum ausschließlichfranzösisch), absolut nichts auszusetzen (sehr freundliches Personal): Menü für17 Euro - eine Riesenschüssel moules, einefeine perfekte Dorade mit Gemüse, Crème brûlée. Mit Wein wären hier zweiPersonen für 60 Euro glücklich geworden.
Um 6.30h am nächsten Tag mitdem Bus nach Ajaccio... wieder 4 Stunden... Ajaccio ist das Städte-Highlightauf Korsika: hier wird gelebt - und nicht nur für den Tourismus... einwunderbarer Markt im Hafen, mit allen Gerüchen der Provence... das Kartellhat sich an allen Ständen auf einen Käsepreis von 24 Euro pro Kilo geeinigt...ein Kilo Erdbeeren 8-10 Euro... Korsika-Weine kosten vor Ort im Laden 8-30Euro, also Irrsinn.
Ich nahm für zwei TageQuartier bei Madame Morelli (La dernière pension de famille,wie gerahmte Zeitungsausschnitte betrauerten)... 65 Euro mit Halbpension... derfranzösische Kleinbürger lebt komfortabler als der deutsche... zum Abendessen:Vorspeise Schinken oder luftgetrocknete Wurst - Hühnchen mit hausgemachtemKartoffelpüree - dazu ein Viertel Rouge… dann die Käseplatte... und eineselbstgebackene Torte. Leider das Zimmer auch wieder eine Bruchbude, trotzStuckdecke... aber endlich konnte ich mal eine Haustür per Code öffnen(1-9-6-8), was man ja sonst nur aus Filmen kennt.
Natürlich auch ein Besuchim musealen Geburtshaus des epochalen Massenschlächters Napoleon: einehingerotzte Ausstellung (nur französische, keine englischen Kommentare)... eineReplik der Krönungskrone: ich will die echte! Und sie schämen sich nicht, einBuch mit dem Titel Le Sacre zu verkaufen...schätzungsweise zehn Arbeitsplätze.
Um 8.30 h mit dem Zug (imBahnhofsbüffet die besten Croissants von Korsika) nach Calvi - fünf Stundendurchs Gebirg (zwei Tunnel 3 und 4 km – eine grandiose Ingenieursleistung); dieersten beiden Stunden im modernen klimatisierten Triebwagen AMG 800, dann Schweiß & Dieselgestankim Nachkriegsmodell): völlig erschöpft bei der Ankunft und ins erstbeste Hotel, das zufällig das GrandHotel war (94 Euro pro Nacht). Ich blieb zwei Tage: endlichwieder in der Zivilisation... ein Luxuszimmer, ohne ästhetische Verwerfungen...mit Plasmafernseher... die internationalen Programme funktionierten allerdingsnicht (wie auch überall sonst nicht: keine deutschen Sender, kein CNN, keineBBC - sie wollen uns Ausländer anscheinend nicht, nur die Nachbarn des westlichenMittelmeers, RAI 1,2,3 und TVEspana sind selbstverständlich sehbar). Leider war es nur ein***-Grand Hotel – mit quietschenden Türen und Plastikbechern im Bad. DieRezeptionistin behauptete, die Becher seien aus Plastik nur wegen eventuellerScherben; ich antwortete ihr, es sei ja allgemein bekannt, dass weltweitjährlich Tausende Gäste in Grand Hotels an Scherben im Bad verbluteten. Wenigspäter wurde dann doch noch ein Glas gebracht.
Calvi ist mondän &chic. Calvi ist sexy. Eine Côte-d'Azur-Kopie. Im Hafen mit den Luxusbooten einRestaurant neben dem anderen, eine Bar neben der anderen. Es wird noch schamlosergemolken als in Porto Vecchio. Schon im Supermarkt kostet ein Liter eaugazeuse 2-2,50 Euro. Allgemein kostet auf Korsika ein 0,25 l-GlasFassbier 3-3,50 Euro, zum selben Preis kriegt man aber auch einen Campari oder Martini. Am billigsten ist immer noch der kleine schwarze Kaffee:1,20-1,50 Euro - aber mehr als sieben pro Tag sind ohne Herzklabastern ja auch nicht zu schaffen.
Relativ günstig istüberall das Essen in Restaurants: Menü ab 15 Euro... ich hatte täglich &überall moules... meistens ohne,manchmal mit Fritten: 12 Euro... und kam mir vor wie in Belgien.
Mit dem Bus um6.45h aus dem noch schlafenden Calvi wieder nach Bastia... dieChauffeurin: ein korsische Kampflesbe... nur knappe drei Stunden...unterwegs zehn Minuten Kaffee- & Zigarettenpause an einerheruntergekommenen Hütte namens La Belle Epoque.
Vor meiner Abreise ausBastia hatte ich mir für die letzte Nacht dort bereits ein Zimmer reserviert...sehr ordentlich, das Hotel Univers... 60Euro... und das erste m i t A s c h e n b e c h e r, derauch im Grand Hotel fehlte, und bei Madame Morelli sogar einVerbotsschild: Naturgemäß ignorieren wir Raucher so etwas - wer bezahlt, darf überallrauchen!
Sehr lustig das letzteAbendessen im alten Hafen von Bastia: der Loup entpuppte sich als ein Fischleinin Größe & Form eines Herings... ich sagte zum Kellner: Siesind der einzige Loup de mer hier - ich habe ihn oft auf Ibizagegessen und weiß, dass von dem Monstrum nur Filets serviert werden: weißeknackige.
Um 5.40h mit demFlughafenbus zum Aiport Bastia-Poretta... das reichte für den Rückflug um7.35h. Für germanwings hat Morgenstund’Gold im Mund.
By the way: Alle Zimmer,in denen ich logierte, waren picobello sauber, hatten ein tadelloses französischesBett & eine Klimaanlage - wären nur nicht in den ersten vier Tagen dieseästhetischen Missverständnisse gewesen. Man ist dann schon besserbedient, wenn man 30 Euro drauflegt: in Relation gesehen, ist derKomfortmehrwert billig erkauft. Dass alles trotzdem ausbeuterisch ist (& zuteuer, nach der betrügerischen 1:1-Euro-Einführung), darüber muss nicht geredetwerden. Eine Alternative ist vielleicht das auf Korsika weit verbreiteteCamping (für alle, die es bodennah & billiger mögen).
Der gesamte Wochentrip kostete1.000 Euro (plus 100 Euro für den Flug) - für dieses Geld hätte es ruhig etwasmehr sein dürfen, aber die Korsaren haben ihre traditionelleFreibeutermentalität nicht verlernt, sondern eher noch kultiviert.