Abhör-Affäre mit Babyphon bei Porsche und VW: Wiedeking, Hück und Bernhard vermutlich belauscht.
Mitten im Machtkampf bei VW erschüttert eine Abhör-Affäre den Wolfsburger Autobauer sowie dessen Großaktionär Porsche. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS berichtet, wurden Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück sowie der frühere VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard vermutlich belauscht.
Im Fall Wiedeking ermittelt seit Ende vergangener Woche die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Dort erstattete Porsche laut FOCUS Strafanzeige gegen Unbekannt. Es geht um die Nacht vor der Aufsichtsratssitzung am 16. November 2007. Wiedeking war im Wolfsburger Hotel Ritz-Carlton auf dem Konzerngelände abgestiegen. Am nächsten Morgen überprüfte der Porsche-Sicherheitsdienst Wiedekings Zimmer und fand unter dem Sofa ein eingeschaltetes Babyfon, das offenbar während des gesamten Aufenthalts von Wiedeking aktiviert war. Laut internen Sicherheitsanalysen soll das Babyfon als Abhörgerät eingesetzt worden sein. Die Porsche-Experten fanden auch heraus, dass vor Wiedekings Eintreffen angeblich ein Mitarbeiter aus der Sicherheitsabteilung des Hotels in den Räumen gewesen sein soll. Porsche kam bei seinen internen Ermittlungen allerdings nicht weiter. Auf FOCUS-Anfrage äußerte sich das Ritz-Carlton nicht.
Porsche unterrichtete laut FOCUS erst vor wenigen Tagen VW über den Vorfall im Luxushotel. Am Mittwoch schaltete VW das niedersächsische Landeskriminalamt ein. Ein VW-Sprecher betonte, VW habe mit der Sache nichts zu tun. Porsche wollte sich nicht äußern.
Auch in der Porsche-Zentrale in Stuttgart gab es einen Lauschangriff. Laut FOCUS liegen dem Porsche-Werksschutz Erkenntnisse vor, dass Betriebsratschef Uwe Hück abgehört wurde, und zwar bei Gesprächen vom Festnetz-Telefon in seinem Büro in Zuffenhausen. Wie im Fall Wiedeking ist bislang nicht bekannt, wer dahinter stecken könnte. Das Unternehmen hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart eingeschaltet. Außerdem wird Mitte Mai Hücks Büro zum abhörsicheren Komplex umgebaut, unter anderem mit neuen Fensterscheiben und dickeren Wänden.
Auch Wolfgang Bernhard wurde nach FOCUS-Informationen abgehört. Der damalige Chef der Kernmarke VW wunderte sich vor rund zwei Jahren, dass Manager-Kollegen über vertrauliche Gesprächsinhalte informiert waren. Bernhard beauftragte daraufhin ein externes Sicherheitsunternehmen, sein Wolfsburger Appartement zu überprüfen. Dem VW-Werksschutz traute er offenbar nicht. Die Privatdetektive fanden eine Wanze in der Wohnung. Bernhard, der wenige Monate später den Autobauer verließ, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Volkswagen wollte sich nicht zum Fall Bernhard äußern.
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