Die Investitionsbereitschaft kontrastiert in bemerkenswerter Weise mit den Einschätzungen der Vorstandsvorsitzenden. Dort dominieren Molltöne. Dies war auch bei den Berichten am gestrigen Donnerstag hörbar. Der Siemens-Chef erwartet eine nachhaltige Belebung im Umfeld erst für die zweite Hälfte nächsten Jahres. Die Lufthansa-Spitze sieht ebenfalls keine Erholung. MAN stellt sich auf eine lange Durststrecke ein. Der BASF-Vorstand warnt vor der Gefahr eines erneuten schmerzhaften Rückschlags durch Überkapazitäten.
Sicher: Es gibt positivere Einschätzungen. VW zeigt sich verhalten optimistisch, Conti hofft auf eine Belebung im vierten Quartal und HeidelbergCement rechnet mit einem langsamen Aufschwung. Aber: Die harten Daten sprechen eine andere Sprache. Die Industrie blickt in ein tiefes Loch. Ein Beispiel illustriert dies. In den Monaten April bis Juni erhielten zwei Unternehmen (Siemens und MAN) weniger Aufträge in einer Größenordnung, die ein Dax-Unternehmen wie Merck nicht einmal in einem ganzen Jahr erlöst. 8 Mrd. Euro haben sich in Luft aufgelöst. Die Orders sind bei Siemens um mehr als ein Viertel eingebrochen, bei MAN fast um die Hälfte. Dies sind historische Werte.
Die Frage lautet: Schließt sich das Loch so schnell, wie es aufgetaucht ist? Oder schauen die Unternehmen eher in den Schlot eines explosiven Vulkans? Mit dem Instrument Kurzarbeit lässt sich die Antwort vertagen. Doch die Budgetgespräche 2010 erfordern Festschreibungen. Airlines diskutieren offen, ob die Nachfrage nach margenstarken Business-Class-Tickets je wieder das Vor-Krisen-Level erreicht. Konzerne wie Siemens können nicht dauerhaft einen Gewinneinbruch um die Hälfte im volumenstärksten Sektor durchschleppen.
Die Antwort sei gewagt: Umbauten werden vielerorten umfangreicher ausfallen als bisher antizipiert und vor der Bundestagswahl eingestanden. Dann entpuppt sich die aktuelle Ausgelassenheit der Investoren als Tanz auf dem Vulkan. [Börsen-Zeitung]