Der Deutschland-Chef der US-Bank Goldman Sachs, Alexander Dibelius, hatdavor gewarnt, den hohen Gewinn von 2,7 Milliarden US-Dollar im zweitenQuartal überzubewerten.
„Zunächst war das jetzt nur ein Quartal. Wirsollten bei der Beurteilung und bei Rückschlüssen daraus ganzvorsichtig sein“, sagte Dibelius im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.
„Im vergangenen Jahr um diese Zeit hätten wir wahrscheinlich auchgesagt ,alles ist prima’, und am 15. September, nur einige Wochenspäter, waren wir nahe an der Kernschmelze des Finanzsystems.“ DenVorwurf, Goldman Sachs zocke wieder unter Inkaufnahme hoher Risiken wievor der Finanzkrise, weist Dibelius zurück. „Striktes Risikomanagementist absolut notwendig. Bei uns gilt das eherne Prinzip, dassVermögensgegenstände, sogenannte Assets, immer nur mit dem Wert in denBüchern stehen, zu dem sie jederzeit am Markt wieder verkauft werdenkönnen. Wir schreiben sofort ab, wenn sich die Marktbewertung ändert.“
Dibeliusverteidigt in der WirtschaftsWoche, dass Goldman Sachs wiedermilliardenschwere Rückstellungen für Managerboni einstellt. Nicht dieHöhe der Boni sei das Problem, sondern der Grund für die Gewährung vonBoni.
So hänge „die Sicherheit des Systems nicht davon ab, wie viel einManager verdient. Die Struktur der Incentivierung ist wichtig.“ Wichtigsei, dass nachhaltige Anreizsysteme geschaffen werden. „Es magvielerorts falsche Anreizsysteme gegeben haben, die Leute zuleichtfertigem Handeln verleitet haben. Wo dies der Fall war, solltendiese Anreizsysteme geändert werden, damit nachhaltiges undverantwortungsbewusstes Handeln belohnt wird“, so Dibelius.
„UnsereMitarbeiter bekommen den variablen Anteil der Vergütung zu einem großenAnteil in Aktien, die mehrere Jahre gehalten werden müssen. Daher sinddie Mitarbeiter automatisch am langfristigen Unternehmenserfolginteressiert.“
Dennoch unterstützt Dibelius die Forderungen nachstrengeren Kontrollen der Finanzmärkte. „Erstens: Wir brauchen, vorallem in den USA, mehr Konsumentenschutz bei der Vergabe von Krediten.Zweitens müssen wir alle Geschäftsaktivitäten außerhalb der Bilanzenger kontrollieren. Drittens sollten wir bestimmte Risiken, die Bankenetwa bei der Finanzierung oder beim Verpacken von Produkten eingehendürfen, anhand fester Kennzahlen sinnvoll begrenzen und die Risikenauch in Abhängigkeit von Kennzahlen regelmäßig überprüfen. Und viertenswird man sich nochmals grundsätzliche Gedanken über die Rolle derRatingagenturen machen müssen. Insgesamt bräuchten wir sicher mehrTransparenz und eine effektive Umsetzung von Regulierung.“