Place Vendome, Paris. Ganz links der unscheinbare Eingang zum "Ritz"
Der Ort, an dem Lady Diana ihre letzte Nacht verbrachte. Das Haus, in dem Coco Chanel starb. Marcel Proust genoss in dem Gemäuer sein letztes Bier. Hemingway versoff ein Vermögen in der Reichenherberge. Der Trinkfestigkeit des Nobelpreisträgers wird noch heute in einer nach ihm benannten Bar gedacht.
In zerschlissen Jeans und durchgewetzten Turnschuhen stehen wir guten Mutes vor der Rezeption und begehren Obdach. Wir sehen aus, als wären wir ins Ritz getrampt, gestalten mit unserem Äußeren ein Kontrastprogramm zum Innendekor, Stil 17. Jahrhundert.
Um bösen Überraschungen vorzubeugen nehmen wir das Nachtquartier erst mal in Augenschein. Der Chefpage zeigt uns die Coco Chanel Suite – viel Kitsch für 5500 Euro, für eine Nacht, versteht sich.
Bleibt die Imperial Suite - zwar eine Verlockung, weil hier Lady Di ihre letzten Stunden verbrachte – aber 13000 Euro für einmal Pennen ist auch Geld. Wir fokussieren uns daher lieber auf die unteren Preiskategorien.
Die Gefahr beim billigsten Angebot ist jedoch, dass man im ersten Stock bei den Armen wohnt. Und die haben noch nicht mal einen Balkon. Mit viel Geschick und Vortäuschen eines VIP Status gelingt ein Upgrade. Wir atmen auf.
Zimmer im "Ritz": Ornamente, Schnörkel, Muster, Reliefs.
Streng der Dresscode beim Frühstück. Ohne ordentliches Outfit kein Zutritt zur Speisehalle. Mein erster Versuch in Schlappen und Jogginghose scheiterte am Saalschutz. Dieser hieß mich strengen Blickes gefälligst eine ordentliche Garderobe anzulegen, wenn es mir beliebe, hier Nahrung zu fassen.
85 Euro kostet ein Frühstück im Ritz. Wie gut, dass es bei uns inklusive ist. Klassische Musik, dezentes Porzellanklappern. Silberne Teekannen, vergoldete Löffel, Diener im Cut. Das Personal kommuniziert allenfalls im Flüsterton. Wir ordern ein Fünf–Minuten–Ei. Mit pflichterfüllter Miene schleicht sich der Kellner in devoter Haltung von dannen.
Der Spa–Bereich ist auch nicht zu verachten. Als ich, geschützt per Badekappe mit „Ritz“ – Logo (Pflicht), im Pool treibe, vernehmen meine Ohren klar und deutlich musikalisches Germanentum: Wagners Lohengrin, in die Fluten emittiert. Wer taucht da nicht gerne ab? Und unter Wasser hört sich Wagner wirklich gut an.
Spa im Ritz: Musik im Pool
Restaurants und Bars im Ritz sind ebenfalls einen Besuch wert. Einfach, um mal einen Blick auf die Speisekarte zu werfen. Ein Bier 20 Euro, der teuerste Wein 5000 Euro. Bei der Auswahl ist also Vorsicht geboten: Wer ohne Brille aus Versehen eine Zeile tiefer rutscht, ist schnell seine Altersvorsorge los.
Frühstück im Ritz (heimlich aufgenommen)