Mit drastischen Worten hat der Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris, Fatih Birol, vor einer überraschenden Ölknappheit auf den Weltmärkten gewarnt.
Damit könnte bereits in den nächsten Jahrzehnten die politische und wirtschaftliche Stabilität der Weltgemeinschaft gefährdet werden. In einem Interview mit dem britischen "Independent" vom 3. August 2009 sagte Dr. Birol, dass die Öffentlichkeit und viele Regierungen sich bislang der Tatsache offenbar nicht bewusst seien, dass das Öl, an dem die moderne Zivilisation hängt, viel schneller als bisher vorhergesagt versiegen wird.
Birol:„Eines Tages werden wir kein Öl mehr haben. Deshalb müssen wir uns vomÖl verabschieden, bevor es sich von uns verabschiedet. Wir müssendarauf vorbereitet sein.“ Und das so schnell wie möglich, schließlichbasiere unser Wirtschafts- und Sozialsystem auf Öl. „Eine Umstellungkostet viel Zeit und viel Geld.“
Birol warnt außerdem voreiner Marktdominanz der wenigen Öl produzierenden Länder, vor allem imNahen Osten. „Sie haben derzeit einen Marktanteil von 40 Prozent – daswird sich in Zukunft sehr stark ausweiten.
Die wichtigsten Ölfelder der Welt hätten bereits jetzt ihren Zenit überschritten. Und es dürfte weniger als fünf Jahre dauern, bis eine Ölklemme die Wirtschaft fundamental erschüttert, sagte Birol. Versiegende Ölquellen in Kombination mit einer steigenden Nachfrage werde die Preise in die Höhe treiben – was eine Erholung der Wirtschaft von der aktuellen Krise verhindern könnte, urteilt Birol.
Nach einem Referenzszenario erwartet die IEA, dass die maximale Produktionskapazität in den nächsten zehn Jahren ihren Spitzenwert überschritten haben wird - mindestens ein Jahrzehnt früher als von den meisten Regierungen geschätzt.
„Selbst wenn die Nachfrage nach Öl auf dem gegenwärtigen Niveau bliebe, würde die Welt den Gegenwert von vier Saudi Arabien zur Aufrechterhaltung der Produktion und sechs Saudi Arabien, um die erwartete Nachfrage bis 2030 zu befriedigen, benötigen“, erklärte Birol.
Insgesamt seien für die Weltgemeinschaft zwei Probleme von existenzieller Bedeutung: Eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung und das bei niedrigem CO2-Ausstoß. Sinkende Energieressourcen und Klimawandel seien zwei Seiten derselben Medaille.