Homburg sagte, früher seien Altautos im Wert von fünf bis zehn Mrd. Euro ins Ausland verkauft worden, im Zuge der Abwrackprämie aber deutlich weniger. Dass jetzt mit alten Autos wieder Geld verdient werde, sei wirtschaftlich sinnvoll. Die gleiche Meinung vertritt Joachim Scheide, Konjunkturexperte am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW): „Wirtschaftlich gesehen ist die Abwrackprämie eine Vernichtung von Vermögen“, sagt er. „Die Leute dazu zu zwingen, ihre alten Autos zu verschrotten, ist einfach unsinnig.“ Das würde endgültig dadurch bewiesen, dass es scheinbar viele Leute geben, die solche Autos nachfragen.
Nach Schätzungen des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) wurden bis zu 50.000 Wagen illegal nach Afrika oder Osteuropa transportiert. Fünf bis zehn Prozent der bisher angeblich verschrotteten Fahrzeuge seien ins Ausland verkauft worden. Dass die Nachfrage aus dem Ausland und damit der Hang zu illegalen Geschäften tatsächlich groß zu sein scheint, bestätigen auch einzelne Autoverwerter: „Es hat Wochen gegeben, da wurde mir gleich mehrfach Geld dafür geboten, Abwrack-Nachweise auszustellen, ohne dass die Leute ihr Auto auch tatsächlich verschrottet lassen wollten“, sagt ein Autoverwerter aus Heidelberg der WELT.
Umstritten ist, ob der Weiterverkauf ins Ausland auch umweltfreundlich ist: „Ob ein Weiterverkauf ins Ausland ökologisch Sinn macht, ist schwer zu sagen“, sagt Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) der WELT. Dafür müsse man wissen, welche alten Autos im Ausland von den Deutschen ersetzt werden. „Das lässt sich aber kaum herausfinden.“
Homburg hingegen glaub, dass die Betrügereien auch gut für die Umwelt seien: „Erstens ersetzen die exportierten Wagen im Ausland uralte Modelle. Zweitens fällt der Energieverbrauch für die Herstellung neuer Fahrzeuge stärker ins Gewicht als deren Verbrauchsvorteile.“ So seien die wirtschaftlichen Folgen der illegalen Geschäfte förderlich statt schädigend: „Moralisch bleibt nur der Ärger, dass sich mancher illegal bereichert hat“, sagt Homburg.
Nach aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) wurden bis zum 4. August 1.723.444 Anträge auf eine Abwrackprämie gestellt. Bis zu zwei Millionen Anträge darf das Amt genehmigen. Trotz der großen Nachfrage kritisieren viele Ökonomen die Abwrackprämie weiterhin: „Auch wenn die Prämie ihre Effekte hatte, war sie nur als Überbrückung in extrem schwieriger Zeit begründbar“, sagte Hüther. Ordnungspolitisch sei sie nicht zu rechtfertigen gewesen. „Die Abwrackprämie ist als Instrument ökologisch fragwürdig“, sagt auch Christoph Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). „Das rechtfertigt aber keinen Subventionsmissbrauch.“