Berlin, Unter den Linden, 1900 - sieht heute immer noch so aus.
Wenn es nicht regnet, kann Berlin recht schön sein. Aber machen wir uns nichts vor: Eigentlich ist es eine hässliche Großstadt. Das liegt daran, dass Berlin im Krieg total zerstört wurde.
Was danach wieder aufgebaut wurde, kann sich mit Vergangenem nicht messen. Die Häuser des letzten Jahrhunderts, vor dem Krieg, waren einfach schöner. Besonders schlimm ist Berlin im Osten. 40 Jahre Sozialismus haben hier architektonische Verwüstung hinterlassen, die einfach nicht mehr zu verwischen sind.
Die Touristen kommen her, weil sie das alles bizarr finden. Eine ehemals geteilte Stadt. Mauerreste. Checkpoint Charly. Brandenburger Tor.
Checkpoint Charly
Einen Charme wie Madrid oder Rom kann Berlin nicht ausstrahlen.
Trotzdem ist Berlin interessant. Es ist eine Stadt im Aufbruch. Hier vermengt sich vieles. Hier ist vieles noch nicht fertig, eher provisorisch. Hier treffen sich Menschen aus der ganzen Welt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Berlin das ist, was New York in den 70igern mal war. Ein Schmelztigel von Kulturen und Menschen. Ein riesiges Experiment.
Ich liebe Experimente und Provisorien. Das hat auch Charme. Und wenn die Sonne scheint, ist Berlin zuweilen sogar romantisch.Aber den einstigen historischen Glanz hat Berlin verloren. Man spürt ihn aber noch, in Berlin Mitte. Unter den Linden. Museumsinsel.
Alte Nationalgallerie, Museumsinsel
Mein persönlicher Tipp: Abends wird es in Berlin-Mitte ganz ruhig. Dann erzählen die wenigen historischen Gebäude Geschichte. Übernachtung: Wer Geld hat, muss ins Adlon. Wer keines hat, kann in Mitte aber auch sehr preiswert im Hostel hausen.
Brandenburger Tor um Mitternacht. Jedem Deutschen läuft hier ein Film ab. Das Tor. Der Krieg. Die Teilung. Der Wahnsinn. Und jetzt: Verlassen, ganz ruhig.
Brandenburger Tor: Mai 1945 und 2009
Und eines ist im historischen Zentrum Berlins übrigens sehr wohltuend: Die Stadtverwaltung hat hier die Werbung weitgehend verbannt. Abseits von Neonreklame und nur wenig Konsumplakaten kann man Berlin dann von einer ganz anderen Seite erleben. Mein Tipp: Genießen Sie die Museumsinsel und „Unter den Linden“ am Abend, ab 22 Uhr. Dann sind Sie allein.
Das unterscheidet Berlin von Paris und den Champs-Élysées.