Der russische Unternehmer und Multimillionär Alexander Lebedjew hat die Regierung seines Landes scharf angegriffen. „Der wichtigste Bremsfaktor in Russland ist das politische System. Den Machthabern fehlt es an politischem Willen zur Veränderung, denn es gefällt ihnen so. Das System erlaubt es ihnen, ewig an der Macht zu bleiben“, sagte der 49-Jährige der ZEIT.
Insbesondere werde der Fortschritt in der Wirtschaft nach Ansicht von Lebedjew vom Staat verhindert. „Der Staat ist hier nicht nur ein Staat, er ist ein Großunternehmer, der viel Eigentum besitzt und sich mit seiner Selbstbereicherung beschäftigt. Er produziert keinen Mehrwert. Wir haben zehn satte Jahre verschlafen, als verschiedene positive Faktoren mit hohen Rohstoffpreisen zusammenfielen.
Ich glaube, wir könnten heute die 500 Milliarden Dollar gut gebrauchen, die aus dem Staatssektor in private Taschen geleitet wurden“, kritisierte Lebedjew, der zu den reichsten Männern Russlands gezählt wird.
Auch für die wirtschaftliche Zukunft seines Landes sieht der Unternehmer schwarz: „Ein Plan zur Strukturreform und Modernisierung ist nicht zu sehen. Was man erkennen kann, ist die Taktik, den negativen Effekt der Krise zu verringern und sie durchzustehen, bis die Rohstoffpreise wieder steigen. Aber unsere Wirtschaft ist bisher noch äußerst primitiv. Unsere Infrastruktur ist im Schnitt 60 Jahre alt. Außer den Rohstoffen, die wir aus der Erde herausholen, produzieren wir nichts. Zudem haben wir eine sehr monopolisierte Wirtschaft.“
Über seine eigene Vermögenslage sagte Lebedjew, er sei mit einem Verlust von 600 bis 700 Millionen Dollar durch die Krise weniger stark getroffen als öffentlich angenommen. Die Zeitschrift Forbes hatte von 2,5 Milliarden Dollar Verlust berichtet.