Der im Wahlkampfteam von Frank-Walter Steinmeier für den Mittelstandzuständige Harald Christ warnt vor einer Pleitewelle im zweitenHalbjahr. „Wenn die Situation sich nicht ändert, kann im dritten undvierten Quartal eine Pleitewelle auf uns zurollen, wie wir sie langenicht gesehen haben“, sagte Christ im Interview mit dem Handelsblatt(Donnerstagsausgabe).
Grund dafür sei die Kreditklemme, da die Bankeninsgesamt weniger Kredite vergeben würden, vor allem fürBetriebsmittel, sagte Christ, der lange Zeit selbst für Bankengearbeitet hat und heute als Finanzinvestor tätig ist. „Obendreinverlangen die Banken höhere Sicherheiten.“ Er selbst habe Fälle erlebt,in denen Banken zwölf Prozent Zinsen verlangten. „Wenn ein Unternehmenin der Krise ist und dann so hohe Zinsen zahlen muss, dann hält es dasnicht aus.“
Nach Ansicht von Christ, wird sich die Pleitewelle nichtmehr verhindern lassen, da schon längst hätte gehandelt werden müssen.Jetzt reiche für ein Rettungspaket die Zeit nicht mehr. „Ich hätte mireinen Beschluss Anfang des Jahres gewünscht“, sagte Christ, der alsPendant zu Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg steht(CSU). „Das hat Wirtschaftsminister zu Guttenberg aber verschlafen.“
Christforderte dazu auf, dass die staatliche KfW künftig über die aktuelleKrise hinaus selbständig mit Partnerbanken Fördermittel vergeben darfund nicht nur über die Hausbanken der jeweiligen Antragssteller.„Unabhängig von der Krise halte ich diese Konkurrenz zu den anderenBanken ohnehin für gut, weil wir auch in Zukunft immer wieder aufAbschwünge vorbereitet sein müssen“, sagte Christ. Er schloss nichtaus, dass der von SPD-Kandidat Steinmeier ins Gespräch gebrachteOmbudsmann als Vermittler zwischen Mittelständlern und Banken auch zuBürokratie führt. „ Ich plädiere für Anlaufstellen in den Regionen.Auch so entstehen Arbeitsplätze. Das ist doch gut.“