Als Double Dip bezeichnen Ökonomen ein immer wieder zu beobachtendes Konjunkturphänomen: Eine rezessive Wirtschaft zeigt plötzlich wieder Wachstumsraten. Die Mehrzahl der Marktteilnehmer erwartet, dass die Konjunkturwende geschafft sei, doch nur kurze Zeit später fällt die Wirtschaft wieder in die Rezession zurück.
Double Dip ist wider Erwarten keinSoßen-Mix für Nachos. Mit Double-Dip wird in der Lebensmittelindustrieein Brausepulver in den Geschmacksrichtungen Kirsche und Orange, sowieeinem "Swizzelstick" zum Schlecken bezeichnet. Es gibt diesen Begriffaber auch bei der Verzinkung, frei nach dem Motto: Doppelt eingetauchthält besser. So viel unnützes Wissen, Google sei Dank.
Double Dip in der Wirtschaftswissenschaft
Einen weniger positiven Effektbezeichnet dieser Begriff in der Wirtschaftswissenschaft. Dazu einZitat aus dem Wirtschaftslexikon von boerse-online.de:
„Als Double Dip bezeichnenÖkonomen ein immer wieder zu beobachtendes Konjunkturphänomen: Einerezessive Wirtschaft zeigt plötzlich wieder Wachstumsraten. DieMehrzahl der Marktteilnehmer erwartet, dass die Konjunkturwendegeschafft sei, doch nur kurze Zeit später fällt die Wirtschaft wiederin die Rezession zurück. Deshalb auch Double (doppeltes) Dip(eintauchen). Zu beobachten war ein Double Dip beispielsweise in denUS-Rezessionsjahren 1969/70.“
Ähnlichkeiten vorhanden
Der erste Teil kommt einem bekanntvor: Nach einer ersten Rezession kommt es wieder zu einer Erholung.Typisch für diese Double Dips ist, dass diese Erholung unerwartet frühauftaucht. Gerade Anleger fallen auf diese Erholungstendenzen hereinund hoffen, dass das Schlimmste hinter ihnen liegt. Aufgrundverschiedener Effekte kommt es jedoch zu einem zweiten Abtauchen ineine Rezession.
Einer der Gründe ist beispielsweisedie Arbeitslosigkeit. Gerade in den USA wirkt sich ein Mangel anKonsumbereitschaft erheblich aus. Natürlich ist auch der Rückgang derKreditgeschäfte dafür verantwortlich, dass einfach weniger Geld zurVerfügung steht.
Warum blieb der Double Dip nach 2003 aus?
Ich erinnere mich noch sehr gut, wiein den Jahren 2003 und 2004 dieses Phänomen des doppelten Eintauchensin eine Rezession in aller Munde war. Überall konnte man davon lesen.Doch dieser Double Dip blieb aus. Warum?
Es lag unter anderem daran, dass dieAmerikaner den Immobilienmarkt als einen wunderbaren Ort für ihreSpekulationen entdeckten. Die Folge war ein ungeheurer Immobilienboom.Es gab daraufhin direkt zwei Punkte, die der US-Wirtschaft damalsgeholfen haben, wieder auf die Beine zu kommen.
Da die Immobilienpreise in die Höheschossen, erlebte auch die Baubranche einen unglaublichen Boom. Immermehr Häuser wurden gebaut und eingerichtet. An diesem Prozess verdieneneine Vielzahl von Unternehmen und Handwerkern. Kein Wunder also, dassdie Baumärkte, Baustoff- und Baumaschinenunternehmen, Tapeten-, Farb-,Möbel- und Küchenhersteller, Klimaanlagenfirmen etc, etc. alle fleißigmitverdienten. Sie können sich vorstellen, wie sehr dieser Boom, derdurch das Platzen der DotCom-Blase angeschlagenen US-Wirtschaft wiederauf die Beine geholfen hat.
Eine exzessive Kreditvergabe tat ihr Übriges
Doch das ist nur ein Punkt.Immobilien werden gemeinhin gerne als Deckung für weitere Krediteakzeptiert. Und so führte der Immobilienboom zunächst zu einer Zunahmeder vorhandenen Immobilien und deren Wert. Damit verbunden kam es zueiner exzessiven Ausweitung der Immobilienkredite, die zum Teil in neueImmobilienprojekte aber auch in den Konsum gesteckt wurden. Kreditebedeuten Liquidität, und diese ist natürlich das Feuer im Ofen derKonjunktur.
Je mehr Kredite die US-Bürgeraufgenommen haben, desto mehr Geld stand der US-Wirtschaft zurVerfügung. Auch das war ein Grund, warum sich diese wieder erholte.Doch es fehlte nachhaltiges Wirtschaftswachstum: Als alle Häuser gebautund die Immobilienpreise ins Absurde gestiegen waren, versagte dieserStimulus (unter anderem auch, weil die Fed die Zinsen drastisch anhob).
Die aktuelle Situation
Die aktuelle Situation ist leideretwas anders: Einen Immobilienboom, wie wir ihn in den Jahren 2002 bis2006 gesehen haben, werden wir jetzt nicht noch einmal erleben. Gibt esaber einen anderen Bereich, der jetzt diese Rolle der Bauwirtschaftübernehmen kann? Man kann es nicht hundertprozentig ausschließen.Vielleicht die Emerging Markets und damit auch der Aktienmarkt. Eineandere Möglichkeit sehe ich zurzeit noch nicht. In den Jahren 2003 und2004 war hingegen schon bekannt, dass der Immobilienboom dieUS-Wirtschaft unterstützt.
Aber auch bei den Emerging-Marketsund dem Aktienmarkt sehe ich wenig Chance, dass über den monetärenStimulus hinaus, die Kreditvergabe der Banken noch einmal derartexzessiv ausfallen wird, wie es in den Boomjahren der Fall gewesen ist.Also auch diese Form der Liquidität steht dem Markt nicht zur Verfügung.
Man kann also mit ziemlicherSicherheit sagen, dass die US-Wirtschaft sich dieses Mal nicht wie inden Jahren 2003-2007 entwickeln wird.
Die Aktienmarkt-Inflation ist keine Alternative zum Immobilienboom
Doch untersuchen wir dieAktienmarkt-Inflation genauer. Es besteht, wie schon mehrfachbeschrieben, die Möglichkeit, dass die Liquidität, die von der Fedbereitgestellt wird, dieses Mal nicht in den Immobilienmarkt, sondernin den Aktienmarkt fließt. Man muss hier tatsächlich von einerInflation reden. Gehen wir nämlich davon aus, dass die US-Wirtschaftsich eben nicht derart nachhaltig erholt, wie in den Jahren desImmobilienbooms, dann würden die Aktien liquiditätsgetrieben zwaransteigen, ohne jedoch damit einen Anstieg des jeweiligenUnternehmenswertes widerzuspiegeln.
Einfacher ausgedrückt: Die US-Wirtschaftdümpelt vor sich hin, aber der Wert des Aktienmarkts steigt, ohne dassdiesem Preisanstieg eine fundamentale Wertsteigerung zugrunde liegt.Damit hat man eine größere Summe (Preis der Aktien) mit der man dengleichen Wert (Unternehmen) bezahlen muss, das ist Inflation pur.
Im Gegensatz zum Immobilienboomvermute ich, dass die Banken nicht bereit sein werden, aufAktienvermögen entsprechend hohe Kredite zu vergeben. Aktien sind auchaus Sicht der Bänker weniger sicher, als Immobilien – gerade nach denbeiden großen Crashs.
Das bedeutet, selbst wenn es zueiner Aktien-Inflation kommt, werden wir diesen wichtigen Aspekt, derin der Phase des Immobilienbooms die US-Wirtschaft zusätzlichanfeuerte, dieses Mal nicht in dem Ausmaß erleben.
Eine Rally ohne Fundament
Und damit wird eine Inflation an denAktienmärkten zu einer ausgehölten Rally ohne Fundament. Und immer wennan den Märkten das Fundament fehlt, muss man mit einem Einbruchrechnen. Dieser wird umso stärker ausfallen, je länger die Märkte dieseFakten ignorieren!
Und wahrscheinlich wird dieser Double Dip einen solchen Einbruch auslösen.
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