Interessant ist, dass die Märkte inChina bereits massiv einbrechen. Hier sind in den ersten Indizesbereits Kursverluste von bis zu 20 % zu verzeichnen. Wir erinnern uns,China reagierte bei der letzten Abwärtsbewegung auch deutlich früherund wesentlich heftiger!
Es wird langsam kritisch. DieUS-Konjunkturdaten verschlechtern sich mittlerweile schon deutlicher.Ich hatte Sie ja bereits vor Wochen auf die ersten zarten Hinweisedieser Entwicklung hingewiesen. Natürlich wissen wir noch nicht, obdiese Verschlechterung vielleicht nur vorrübergehend ist. Aber siekommt eigentlich zu früh.
Es fehlt somit bei einigen Konjunkturdatendie Aufwärtsdynamik in den Gegenreaktionen nach dem Einbruch im letztenJahr. Das allein ist schon verdächtig. Ganz besonders auffällig istzudem, dass sich Daten verschlechtern, die mit dem Konsum in den USA inZusammenhang gebracht werden. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich diehohe US-Arbeitslosigkeit vielleicht jetzt schon beginnt auszuwirkenund nicht erst im vierten Quartal oder 2010.
Märkte reagieren bereits
Offenbar reagieren die Aktienmärktebereits auf diese Datenlage. Hier können wir aber noch nicht sichersein, ob es nur eine gesunde Konsolidierung nach einer starkenAufwärtsbewegung ist oder bereits der Anfang einer neuen nachhaltigerenAbwärtsbewegung.
Interessant ist, dass die Märkte inChina bereits massiv einbrechen. Hier sind in den ersten Indizesbereits Kursverluste von bis zu 20 % zu verzeichnen. Wir erinnern uns,China reagierte bei der letzten Abwärtsbewegung auch deutlich früherund wesentlich heftiger!
Doch eigentlich ist es erst dieseaktuelle Konsolidierung an den Märkten, die uns verraten wird, wiestark die Bullen noch sind. Auch das darf man nicht aus den Augenverlieren.
Das Island-Reversal (Insel-Umkehr)
Interessanterweise bildet sich imNasdaq100 zurzeit an dem hier schon genannten Schnittpunkt zwischen dem50er Retracement und dem Abwärtstrend (siehe Chart weiter unten) einemarkante Umkehrformation aus: Das Island Reversal.
Doch bevor wir auf die Feinheiten eingehen, ein kurzer distanzierter Blick auf den Nasdaq100 Chart:
Zunächst einmal erkennt auch derLaie, dass sich der Trendverlauf immer weiter abgeschwächt hat, so dasssich ein „Rounding“ gebildet hat (ein runder Kursverlauf). Diese weisenhäufig auf Topformation hin. Mit ein wenig mehr charttechnischerErfahrung könnte man sogar ein Trippel-Top erkennen, auch wenn derzeitliche Rahmen für ein solches zu kurz ist. Mindestens drei Mal wurdedie 1.633er Marke getestet. Das allein zeigt, dass hier ein Widerstandden Bullen größere Probleme bereitet. Auffällig ist auch, dass dieBullen nach jedem Anlauf an diese Marke weiter zurückfallen. Hierbilden sich also erste tiefere Tiefs. Auch das ist ein Zeichen vonSchwäche, den Bullen geht offenbar die Kraft aus.
Das allein sind bereitsBeobachtungen, die zur Vorsicht mahnen. In diesem Kursverlauf verbirgtsich allerdings noch eine zwar seltene, dafür aber wichtigeChartformation. Wenn Sie sich die beiden Gaps (Kurslücken) ansehen, dieich hier als rote Rechtecke dargestellt habe, fällt auf, dass dieseeinen Teil des Kursverlaufs quasi vom Rest abtrennen. Es entsteht somiteine Kursinsel, hier in Form einer Seitwärtsbewegung. Um eben einesolche Insel geht es bei der Insel-Umkehr.
Kommen wir damit zu den Voraussetzungen dieser Chartformation
Es muss zuvor zu einem impulsivenAnstieg gekommen sein. Das ist hier der Fall. Dann bildet sich einsogenanntes Erschöpfungsgap (linkes rotes Rechteck), also eineKurslücke die eben den Hochpunkt einer kleinen Übertreibungsignalisiert. Dann kommt es zu einem unentschlossenen Kursverlauf, derdarauf hinweist, dass die Bullen- und Bärenkräfte nur noch ausgeglichensind. Doch erst mit dem Ausbruchsgap nach unten bildet sich eine Insel.Wenn dieses Gap ungefähr auf dem gleichen Kursniveau wie das erste Gapliegt, sind alle Voraussetzungen für eine Insel-Umkehr erfüllt.
Keine eindeutige Top-Formation
Im Gegensatz zu anderenUmkehrformationen muss eine Insel-Umkehr nicht unbedingt eineTopformation sein. Das Kursziel dieser Formation ist nämlich lediglichdas Anfangsniveau der letzten Aufwärtsbewegung (Minor Move). Hier liegtes damit bei 1.400 Punkten. Mehr kann man aus einem Island Reversalnicht herleiten! Allerdings ist es, was dieses Kursziel anbetrifft,höchst zuverlässig. Bisher haben, soweit ich mich erinnern kann, alleIsland-Reversals, die ich in meinen Newslettern vorgestellt hatte, ihrKursziel erreicht.
Es sieht ein wenig danach aus, dassgerade im Nasdaq100, der unter dem bekannten „Gapschluss-Fanatismus“leidet, zuvor aber noch das letzte Gap der Formation bei 1.600 Punktengeschlossen wird. Nach der allgemeinen Chartlehre muss dieses Gap zwarnicht geschlossen werden, es macht aber nichts, wenn das passiert. Dasbleibt abzuwarten.
Das große Bild:
Hier noch einmal der Chart, den ichIhnen schon vor Wochen vorgestellt hatte (ich habe einige Linienrausgenommen, damit es übersichtlicher ist). Tatsächlich hat dieAufwärtsbewegung in diesem Target (Kreis) ein vorläufiges Endegefunden. Die Kurse sind damit an dem Kreuzwiderstand einer wichtigenAbwärtstrendlinie (hier blau), dem 50er Retracement (schwarze Linien)und der oberen grünen Aufwärtstrendlinie gescheitert. Gleichzeitigbildet sich ein Island-Reversal aus. Alles zusammen genommen sind dasschon sehr, sehr deutliche Signale, dass nun zumindest eine längereKonsolidierung einsetzt.
Das große „Aber“
An dieser Stelle würde der Steffens Daily normalerweise enden. Wie ich aber schon bei der Schulter-Kopf-Schulter-Formationgeschrieben habe: Wir befinden uns nicht in einem normalen Umfeld. Auchjetzt ist es durchaus möglich, dass die durch die niedrigen Zinsen unddie Ausweitung der Geldmenge verursachte Liquidität alle fundamentalenund charttechnischen Warnsignale hinweg spült.
Gewichtigere Argumente
Allerdings haben sich die Argumente der Bärenseite seit der nach oben aufgelösten Schulter-Kopf-Schulter-Formationdeutlich vermehrt. Damals hatten die US-Konjunkturdaten nur sehr, sehrvage Anzeichen für eine schwächere Entwicklung geliefert. DieseWarnzeichen haben sich nun manifestiert. Und auch aus zyklischer Sichtneigt der September in Nachwahljahren eher zur Schwäche. Also auch daspasst ins Bild.
Fazit:
Ich weiß, Sie würden lieber eineindeutiges Statement hören. Mir geht es jedoch genauso. Mich nervtdiese Sondersituation, in der man derartig klare Analysen, in denensogar nun fundamentale und charttechnische Gesichtspunktezusammenpassen, immer noch in Frage stellen muss. Normalerweise sindgenau das die verlässlichsten Analysen, die einem Trader viel Geldbringen.
Aufgrund der Sondersituation müssenwir jedoch auf weitere Zeichen warten und werden uns selbst dann nichtwirklich sicher sein. Ein weiterer bearisher Hinweis wäre, wenn nun dierechte Kurslücke der Insel-Umkehr geschlossen wird und die Kursespätestens an der oberen Begrenzung dieser Kurslücke scheitern. Einerneutes neueres Hoch wäre hingegen wieder bullisher zu werten.
Es bleibt mir also nur zu schreiben:Seien Sie vorsichtig und passen Sie gerade in der aktuellen Situationgenau auf, was passiert. Die Warnsignale sind da und sie sind diesesMal sehr deutlich, doch den Einfluss der Liquidität – wer kann diesenschon beurteilen.
Steffens Daily --->stockstreet.de
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