Spätestens seit die UBS 5000 Kundendaten ohne entsprechenden Tatverdacht an die US-Steuerbehörden verpfiffen hat, sehen immer mehr US-Bürger ihre Freiheit in Gefahr. Insgesamt sollen angeblich über 50000 US-Bürger eine Geschäftsbeziehung mit dem schweizerischen Bankhaus haben. Und jeder, der schon mal mit einem schweizer Bankberater telefoniert, gemailt oder gesprochen hat, gilt als verdächtig.
Entsprechende Daten musste die UBS an die - als rabiat bekannte - US-Steuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) abliefern. Wer gar über ein Konto in der Schweiz verfügt, gilt quasi von Vornherein als schuldig.
Diese Denunziationskampagne, welche nur unter erheblichen Druck seitens der US-Behörden zu stande kam, sucht in der Geschichte Ihresgleichen und löst erhebliche Unruhe unter vielen US-Bürgern aus. Die Kollaboration mit der Schweiz öffnet der Hatz auf vermeindliche Steuerhinterzieher Tür und Tor. Deshalb kennen immer mehr wohlhabende US-Bürger nur ein Ziel: Pass abgeben, Natinalität aufgeben, raus aus den USA.
Die steuerbedingte Staatenflucht erfreut sich in den USA bereits seit Längerem grösserer Popularität: «Im letzten Jahr ist die Zahl der US-Bürger, die sich ausbürgern lassen wollten, stark angestiegen», sagt Jay Krause von der Anwaltskanzlei Withers im Fachblatt «Wealth Bulletin».
Viele reiche Amerikaner, die staatenlos geworden sind, haben sich auf ihre Yachten gerettet und Kurs auf internationale Gewässer gesetzt. Sie hoffen, so nicht in die Fänge der Steuerbehörden zu geraten. Ein Experte, der nicht genannt werden will, geht davon aus, dass sich die Zahl der staatenlosen Steuerflüchtlinge auf mehrere Tausend beläuft.
Der Exodus verdeutlicht ein spezifisch amerikanisches Problem: US-Bürger müssen auch dann Steuern zahlen, wenn sie im Ausland wohnen.
Doch die Flucht aus der USA ist für einen US-Bürger schon längst nicht mehr einfach. Man kann seine Staatsbürgerschaft nämlich nicht mehr "einfach so" aufgeben. Auch da haben die Steuerbehörden im Land der unbegrenzten Möglichkeiten einen Riegel vorgeschoben.
Wer seine US-Staatsbürgerschaft hinwirft, ist verpflichtet, eine sogenannte Aussteiger-Steuer (exit tax) zu zahlen. Dies ist eine Regelung, welche bereits unter der Bush Administration eingeführt wurde. Offensichtlich nehmen die Reichen dies aber in Kauf, angesichts des harschen Windes, der ihnen entgegenbläst.
Die US-Steuerbehörde spielt die Staatsflucht allerdings herunter und sieht darin noch kein Massenphänomen: Im ersten Halbjahr 2009 gaben offiziell rund 90 Personen den Pass zurück. Diese niedrige Zahl wird allerdings von Insidern angezweifelt. Was die offizielle Statistik auch nicht zeige, ist die Tatsache, dass die Fluchtbewegung gerade erst begonnen habe und sich zunehmend verstärkt, so ein Beobachter.
Bereits gibt es Beratungsfirmen, die für die Staatenlosen eine neue Heimat suchen. «Wir haben laufend mehr Anfragen», sagt Christian Kälin von Henley Partners in Zürich. Am beliebtesten seien Pässe von karibischen Staaten und westeuropäischen Ländern. «Viele werden versuchen, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erwerben.» Österreich ist eines der wenigen Länder in Europa, wo man sich einen Pass kaufen kann. Preis: Mehrere Millionen Euro.
Quelle u.a.: wealth-bulletin.com