Der Ölhändler Andrew Hall hat sich erstmals zu dem ihm laut Vertrag mit der amerikanischen Citigroup Bank zustehenden Bonus von fast 100 Millionen Dollar geäußert. Hall ist wegen dieser Gewinnbeteiligung indie Debatte um Bonuszahlungen und die Rückkehr der großen Gier an denFinanzmärkten geraten.
Dem "stern" sagte der 58jährige Hall: "In dieserKontroverse um überzogene Gehälter bin ich ein Kollateralschaden, um einen militärischen Begriff zu benutzen. Ich kann die Empörung der Menschen verstehen. Denn in der Tat sind an der Wall Street Sachen passiert, die ihnen Anlass dazu geben. Wenn Leute belohnt werden, diees nicht verdient haben, weil sie die Leistungen nicht erbracht habenoder sogar für Verluste zuständig sind, dann ist es sehr verständlich, das die Menschen sich so aufregen. Nur: Mein Geschäft gehört nicht dazu."
Halls Unternehmen Phibro, das mit Rohstoffen handelt, soll im vergangenen Jahr trotz der Finanzkrise vor allem mit Spekulationen amÖlmarkt knapp 700 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet haben. Hall selbst soll deshalb knapp 100 Millionen Dollar als Bonus erhalten. Das Problem ist allerdings: Phibro gehört zur amerikanischen Bank Citigroup, die als Gesamtunternehmen 19 Milliarden Dollar Verlust machte und eine der Banken ist, die von der US-Regierung mit Steuergeldern gerettet wurde. Bei der Citigroup waren es 45 Milliarden.
Citigroup ist nicht die einzige US-Bank, die ihren Mitarbeitern trotz hoher Verluste wieder hohe Boni gewährt. Die neun größten amerikanischen Banken haben ihren Managern zusammen fast 33 Milliarden Dollar an Prämien ausbezahlt. 5000 Angestellte erhielten dabei jeweils mehr als eine Million. Der Volkszorn in den USA kocht deshalb wieder hoch. Präsident Barack Obama hat einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der überzogene Boni bei denen vom Staat vor dem Konkurs bewahrten Banken überprüft.
"Meine Firma hat den amerikanischen Steuerzahler nie einen Cent gekostet oder Gelder vom Staat erhalten", verteidigt sich Hall im stern. "Im Gegenteil, seit über 15 Jahren sind wir sehr erfolgreich, und an diesem Erfolg nimmt auch der US-Staatsbürger teil, in Form vonden vielen Steuern, die wir zahlen." Hall erklärte außerdem: "Ich verdiene nur Geld, wenn meine Firma einen Profit macht."
Was allerdings passiert wäre, wenn Hall Verlust gemacht hätte, dazu äußerte sich der Rohstoffspekulant nicht.
Halls Firma Phibro ist eine kleine Rohstoffhandels-Sparte der Citigroup. Seit 1993 machtsie sensationelle Gewinne, in den vergangenen zehn Jahren sollen das bis zu 4,5 Milliarden Dollar gewesen sein. Laut Geschäftsbericht von 2007 überwies Phibro der Citigroup 686 Millionen Dollar, 2008 waren es fast genau so viel. Laut Vertrag mit der Citigroup dürfen Hall undsein kleines Team von etwa 50 Mitarbeitern etwas mehr als 20 Prozent des Nettogewinns von Phibro für sich behalten.
Einen großen Teil seines Vermögens investiert der in Southport, Connecticut, lebende Hall in seine Sammlung zeitgenössischer Kunst. Mit seiner Frau Christine gehört Hall laut der Zeitschrift "Artnews" zu den 200 wichtigsten Sammlern in der Welt.