Das renommierte Schweizer Bankhaus Wegelin sorgt in seinem --->jüngsten Kommentar(PDF, unbedingt lesen!) für Furore. Die Bank wird ihreGeschäftsbeziehungen mit den USA praktisch komplett beenden! EinScherz? Überhaupt nicht! Was ist der Hintergrund?
Bekannt ist, daß US-Bürger, die im Ausland leben, deramerikanischen Steuerpflicht unterliegen. Die Staatsbürgerschaft istdafür ausschlaggebend. Was aber jetzt in Vorbereitung ist, könnte denKapitalmarkt der USA noch mehr schädigen und zu massivenKapitalabflüssen führen, denn man beabsichtigt, AUSLÄNDISCHE Bürger derUS-Erbschaftssteuer zu unterwerfen.
Der Unterschied zwischen europäischen und nordamerikanischenErbrecht besteht darin, daß es hierzulande Pflichtteile gibt, die denNachfahren Freibeträge sichern und deren Überschreiten zu einerBesteuerung der Erben führt.
In den USA ist das anders, denn hierwerden nicht die Erben, sondern die Sache (Aktien, Grundstücke, Bondsetc.) selber der Steuer unterworfen. Der Höchststeuersatz beträgt 45%,Amerikaner haben 1 Mio. US$ frei, Ausländer ohneDoppelbesteuerungsabkommen nur 60.000 US$.
Um den Freibetrag geltend zu machen bzw. der Abschlagsteuerzu entgehen, müssen die Erben von Person X, die US-Wertpapiere im Depothatte, ihre weltweite Vermögenssituation gegenüber der US-Steuerbehörde(IRS) offenlegen!
Bisher kein Problem, denn die Amerikaner hatten keinenÜberblick über von Ausländern gehaltene US-Wertpapiere. Das soll sichjetzt ändern, denn man plant, die Depotbank für eine eventuelleSteuerpflicht in den USA haftbar zu machen. US-Depotstellen können ihreausländischen Partnerbanken (die die Papiere in Girosammelverwahrunghalten, die "qualifizierten Intermediäre", QI) im Todesfalle desDepotinhabers zur Sperrung der Konten veranlassen!
Die Schweizer Anlageexperten erwarten jetzt, daß bei einer Neuauflage des "Qualified Intermediary"Abkommens die USA Rechnungsprüfer zu den unterzeichnenden Bankenschicken werden. Sie können getrost davon ausgehen, daß allemaßgeblichen Banken unterzeichnen werden. Details über die QI-Regelungfinden Sie im --->Wegelin-Kommentar.
Die ganze Angelegenheit ist deshalb so brisant, weil eben NICHT nur Staatsangehörige der USA betroffen sind!
Wie die Obama-Regierung im Mai in ihrer als "Greenbook"bekannten Ausarbeitung zu geplanten Steueränderungen bekanntgab, isteine Verlängerung der "Estate Tax" und des QI-Regimes von besondererDringlichkeit.
Im einzelnen will man:
- Weitere Anlagen als US-Wertpapiere qualifizieren, u.a. Swaps auf US-Wertpapiere und Wertpapierleihen
- Von US-Personen verlangen, sämtliche ausländische Erträge offenzulegen. Ist die Depotbank nicht QI-Mitglied, hat ein Quellensteuerabzug von 30% zu erfolgen. Beachten Sie bitte, daß man auch als Deutscher, Schweizer etc. schnell zur US-Person werden kann, wenn man sich beispielsweise als Student in den USA aufgehalten hat!
- Nicht-US-Gesellschaften werden mit 30% Quellensteuer belastet, es sei denn, sie legen ihre Eigentümerstruktur offen
- Transaktionen ab 10.000 US$ durch US-Personen meldepflichtig machen
- Erwerb oder Gründung von Offshore-Gesellschaften durch US-Personen werden der IRS gemeldet
- QI-Abkommen wird durch US-Revisoren überprüft
Wegelin zieht daraus die Konsequenz, sich vollständig vonUS-Anlagen (Aktien, Anleihen) zu verabschieden, da diese Anlagen einunkalkulierbares rechtliches Risiko darstellen. Ohnehin seien dieAktien überteuert, das Land völlig überschuldet und der Dollar starkabwertungsgefährdet.