Wegen des Verdachts auf Marktmanipulationen prüft nun auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen Porsche einleitet. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat eine Anzeige erhalten, deren Inhalt derzeit durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geprüft wird. Vom Ausgang der Prüfung hänge ab, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, ob auch in Frankfurt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.
Bereits seit vier Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen den Autobauer. Unter anderem geht es um die Frage, ob Porsche im Zuge des Einstiegs bei VW Anleger und Akteure an der Börse möglicherweise falsch informierte und die Kursentwicklung unzulässig beeinflusste. Porsche bestreitet die Vorwürfe. Den Staatsanwälten in Stuttgart liege inzwischen „eine Reihe von Anzeigen“ vor, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber der WirtschaftsWoche bestätigte.
Mehrere auf Kapitalmarktrecht spezialisierte Anwaltskanzleien bereiten nach Informationen der WirtschaftsWoche Klagen gegen Porsche vor, darunter die Münchener Kanzleien Rotter und CLLB, sowie die Düsseldorfer Kanzlei Simmons & Simmons. Bei den Mandanten der Kanzleien handelt es sich meist um institutionelle Anleger wie Fonds oder Pensionskassen, die gegebenenfalls Schadenersatz in zwei- oder sogar dreistelliger Millionenhöhe geltend machen wollen.
„Im Fall Porsche könnte es zu sehr hohen Schadensersatzforderungen kommen“, sagte Rotter-Anwalt Felix Weigend der WirtschaftsWoche. „Es gibt bei uns eine Reihe von Mandatsanfragen. Dabei geht es häufig um Schäden in zweistelliger Millionenhöhe.“ Simmons & Simmons hat nach Angaben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft bereits Anzeige gegen Porsche in Stuttgart und Frankfurt erstattet. CLLB will schon bald Forderungen an Porsche stellen. „Wir brauchen noch einige Informationen“, so CLLB-Anwalt Franz Braun, „bevor wie den nächsten Schritt machen und mit konkreten Forderungen an Porsche herantreten.“
Für die weiteren Ermittlungen der Staatsanwälte dürfte eine vertrauliche Besprechung am 25. Februar in Berlin von Bedeutung sein, über die die WirtschaftsWoche im Mai erstmals berichtete. Bei dem Treffen waren Porsche-Vertreter, Anwälte und ein Vertreter der niedersächsischen Landesregierung anwesend, wie aus einem Protokoll der Besprechung hervorgeht, das der WirtschaftsWoche vorliegt. Ein Teilnehmer der Runde berichtete gegenüber der WirtschaftsWoche, dass er bei der Besprechung zu dem Schluss kam, dass Porsche trotz gegenteiliger Bekundungen in der Öffentlichkeit die vollständige Übernahme von VW beabsichtigt habe. „Aus der Diskussion insgesamt und insbesondere aus dem intensiven Meinungsaustausch über den Bestand der Sperrminorität“, so der Teilnehmer, habe er „den Schluss gezogen, dass Porsche letztlich“ das Ziel des Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrages verfolge. Acht Monate später, im Oktober 2008, gab Porsche offiziell das Ziel bekannt, 75 Prozent der VW-Aktien zu kaufen und einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag mit VW anzustreben. Sollte Porsche den Beherrschungsvertrag schon früher geplant haben, als öffentlich zugegeben, könnte es dadurch zu Marktmanipulationen gekommen sein. Porsche bestreitet jegliche Marktmanipulation.