Bankenaufsicht war detailliert über die riskante Geschäftsstrategie der HSH Nordbank informiert. „Die Bankenaufsicht hat nicht die Befugnis, in das Geschäftsmodell einer Bank einzugreifen.“
Die deutsche Bankenaufsicht war deutlich früher als bisher bekannt über die spekulativen Investitionsmodelle der angeschlagenen HSH Nordbank unterrichtet.
Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS berichtet, nahmen Vertreter der Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) „als Gäste“ an zahlreichen entscheidenden Sitzungen der Kontrollgremien teil.
Als am 17. Dezember 2003 der HSH-Vorstand über eine Neuausrichtung der Anlagestrategie referierte, welche die Eigenkapitalrendite „von 11 auf 17 Prozent“ steigern sollte, waren zwei BaFin-Mitarbeiter dabei. Die bisherige Strategie des Kaufens und langfristigen Haltens von Wertpapieren („Buy-and-Hold“) wurde auf kurzfristige Gewinne durch Verkäufe („Buy-and-Sell“) umgestellt.
Schleswig-Holsteins Ex-Wirtschaftsminister Werner Marnette kritisierte: „Das waren spekulative, schnelle Geschäfte am Markt ohne die notwendigen internen Systeme zur Risikoabsicherung.“ In der Sitzung vom 17. Dezember 2003 beschloss das Management zudem eine Niederlassung der HSH-Nordbank im Steuerparadies Cayman-Inseln.
Nach FOCUS-Informationen nahmen die deutschen Bankenaufseher auch an fast allen vertraulichen Sitzungen der Risikoausschüsse teil. Laut Gästeliste war vielfach ein Beamter der Bundesbank anwesend.
Die Bundesbank sollte gemeinsam mit der BaFin die HSH Nordbank kontrollieren. Die Finanzaufseher schritten jedoch nicht ein. Ein BaFin-Sprecher rechtfertigte das Vorgehen in FOCUS mit den Worten: „Die Bankenaufsicht hat nicht die Befugnis, in das Geschäftsmodell einer Bank einzugreifen.“
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