In dieser etwas nach Knoblauch riechende Flüssigkeit schien aber mehr zu stecken, denn sie vermag rasch und tief in die menschliche Haut einzudringen. Und hier der DMSO-Steckbrief bei Haut-Applikation: entzündungshemmend, abschwellend, gefäßerweiternd und effektiv bei der Bindung giftiger Radikale. DMSO dient als Trägersubstanz bei auf der Haut angewendeten Arzneimitteln wie Salben, Gele und Tinkturen, dies zum Einschleusen der eigentlichen Wirkstoffe wie Heparin, Analgetika, Penicillin und Cortison. DMSO ist also ein Penetrationsverstärker. In DMSO gelöste Substanzen werden leicht vom Organismus durch die Haut aufgenommen. Das gilt aber auch für Kontaktgifte wie etwa Cyanide.
DMSO neutralisiert zellschädigende freie Radikalen: es bildet mit ihnen chemische Verbindungen, die über die Nieren ausgeschieden werden. Zudem erhöht DMSO die Durchlässigkeit der Zellmembranen und erleichtert so den Zellen, sich von Giftmüll zu befreien. Selbst allergische Reaktionen mildert DMSO - das Immunsystem wird damit entlastet. Positiv wirkt die Substanz auf folgende Krankheitsbilder: Arthritis und rheumatoider Arthritis, Colitis ulcerosa, Entzündungs- und Schmerzzuständen, Gürtelrose, Herpes, interstitieller Cystitis, Krebs, Lepra, Multipler Sklerose, Nasennebenhöhleninfektionen, Sarkoidose, Sklerodermie, Thyroiditis, und Verbrennungen.
Durch ein negatives Versuchsergebnis von 1965 mit hohe Dosen DMSO bei drei Kleintierarten stoppte die US-Zulassungsbehörde FDA den Gebrauch von DMSO als Arzneimittel. Erst später stellte sich heraus, dass in den Versuchen die Schädigung der Augenlinsen auf diese betroffenen Tierarten beschränkt ist; andere Spezies, auch der Mensch, sind davon nicht betroffen. Nur für die Therapie von interstitieller Cystitis - einer seltenen schmerzhaften Harnblasenerkrankung - gab die Behörde seinerzeit das Mittel frei. Schon 1966 wurde der Substanz auf einem DMSO-Symposium in Wien bescheinigt, dass sie sich z.B. zur Behandlung traumatologischer Erkrankungen in der Unfall- und Sportmedizin eignet. Danach erlahmte das Interesse, es kam es zu einem längeren Dornröschenschlaf in der Anwendung von DMSO.
Es liegt in der einnehmenden Natur der Pharmariesen, dass sie kaum an einen Multistoff interessiert sind, mit einer derart großen Wirkbandbreite gegen alle möglichen Krankheiten. DMSO stünde dann ja in Konkurrenz zu vielen Firmenprodukten. Aus marktstrategischer Sicht lässt sich auf ein Mittel, das sowohl industriell angewendet wird, als auch pharmakologisch, kein geldschöpfendes Patent ergattern. Ist nun das pharmazeutische Produkt DMSO ein verteufeltes Zeug oder ein außergewöhnliche breitbandig wirksames Heilmittel?
Kontrovers diskutiert man das weltweit inzwischen in über 40.000 wissenschaftlichen Publikationen. In 125 Ländern sind bisher die pharmakologischen Eigenschaften von DMSO beschrieben. So etwa das Durchdringen biologischer Membranen und der Transport anderer Moleküle durch diese Membranen, Entzündungshemmung, vorübergehendes Blockieren schmerzleitender Nerven, Wachstumshemmung für Bakterien, entwässernde Wirkung, Verstärkung bestimmter Medikamente, Förderung der Resistenz gegen Infektionen, Blutgefäßerweiterung, Muskelentspannung, Stärkung der Zellfunktion, Hemmung der Verklumpung durch Blutplättchen, schützende Eigenschaften für biologische Gewebe bei Frost sowie Gewebeschutz bei Durchblutungsstörungen.
Vor allem sind es seine antioxidative Eigenschaften – es wirkt als Radikalfänger im Entzündungsherd. Der entzündungshemmende Effekt durch äußerlich aufgetragenes DMSO auf Gelenke ist das eine, aber auch bei Kontaktdermatitis, allergischen Ekzemen und Gewebeverkalkung wirkt DMSO. Außerdem zählen dazu die Wachstumshemmung gegenüber Bakterien, Pilzen und Viren, das Beseitigen von Schmerzzuständen, die Bindung freier Radikaler, die Anregung des Immunsystems und die Förderung der Wundheilung. In 80%-iger Konzentration werden einige Viren inaktiviert, nämlich RNA-Viren: Influenza A, Influenza A2, Newcastle disease virus, Semliki Forest virus. Daneben fiel auf, dass DMSO die Resistenz der Bakterien gegen Antibiotika für den Menschen positiv beeinflussen kann. Ja, selbst vor Röntgenstrahlen scheint das Mittel zu schützen.
Erfolge erzielte man bei Narbengewebe; es bildet sich zurück, auch Schwellungen klingen merklich ab. Insbesondere setzt die schmerzstillende Wirkung von DMSO unmittelbar ein – zumindest bei akuten Schmerzzuständen. Beispiel: Patienten litten unter einer Schleimbeutelentzündung im Schultergelenk, die heftige Schmerzen verursachten. Ohne fremde Hilfe konnten sich die Kranken nicht einmal an- oder ausziehen. Nach Einreiben der Schultern mit der Substanz waren bereits 20 Minuten danach alle Patienten entweder vollständig oder fast ganz frei von Schmerzen. Alle Patienten konnten das erkrankte Schultergelenk merklich freier bewegen als zuvor. Vor allem die schmerzstillende Eigenschaft ist kennzeichnend für DMSO. Laborstudien wiesen nach, dass DMSO den Schmerz durch eine Nervenblockade schmerzleitender Nervenfasern unterdrückt.
DMSO ist in der Tat sieben Mal sicherer als Aspirin: die einzigen, bislang beobachteten Nebenwirkungen sind ein knoblauchartiger Geruch und zeitweise Hautreizungen, die individuell ausfallen. Allerdings sollte man es vermeiden, DMSO-Dämpfe einzuatmen. Die intravenöse Gabe von DMSO kann vorübergehend zu Kopfschmerzen führen. Toxizität oder eine karzinogene Wirkung ließen sich nicht nachweisen.
DMSO kann äußerlich aufgetragen, gespritzt verabreicht oder oral eingenommen werden. Durch die hohe Durchdringungskraft des Mittels geraten aber auch Verunreinigungen ungehindert in den menschlichen Körper und können die Leber schädigen. Perkutan verabreicht, ist die höchste Konzentration im Blutserum nach vier bis acht Stunden erreicht, oral für gewöhnlich nach vier Stunden. Nach 120 Stunden ist DMSO im Körper nicht mehr nachweisbar.
Eine Renaissance erlebte DMSO als Wirkstoff in Deutschland 1982, und zwar als Sportsalbe gegen Muskel- und Gelenkerkrankungen. Und wo findet sich DMSO in den Arzneien sonst noch? In Salbe gegen Herpes labialis. Eine neue DMSO-Emulsion ist derzeit in der Testphase und noch nicht zugelassen, kann aber als Rezeptarznei vom Arzt bereits jetzt verschrieben werden. Es ist nicht auszuschließen, dass biologischer Schwefel - das Element der Hölle - im molekularen Verband mit weiteren sensationellen Heilerfolgen aufwartet.
Erlebtes Universum Tatsachen, Phänomene und Mysterien - Edelsteine und Zukunftsmetalle von Hans-Jörg Müllenmeister