In der Debatte über die Deckelung von Bonuszahlungen haben führendeÖkonomen in Deutschland scharfe Kritik an der Haltung der EuropäischenUnion zu dem Thema geübt. „Ich finde die europäische Positionpopulistisch“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts fürWirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, am Donnerstag im Gesprächmit Handelsblatt.com. „Es war immer klar, dass sich Amerika und Englandnicht darauf einlassen werden.“ Die jetzige Empörung sei scheinheilig,Europa hätte längst alleine handeln können.
Harsche Kritikäußerte auch der Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschenWirtschaft (IW), Michael Hüther. „Die Politik läuft Gefahr, das Themazu verfehlen sowie den Menschen billige wie ebenso unbedeutendeLösungen anzubieten“, sagte er Handelsblatt.com. Bezogen auf dieanstehenden Arbeiten zur Renovierung der globalen Finanzmarktordnungsei die Frage der Managergehälter nachrangig. „Ordnungspolitisch istdie staatliche Begrenzung von Gehältern oder einzelnenGehaltsbestandteilen nicht zu begründen.“
Zuvor hatte derEurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker angekündigt, dass die EU bei derBegrenzung von Bonus-Zahlungen für Bankmanager notfalls alleinevorangehen werde. Er glaube zwar an einen Erfolg des bevorstehendenG20-Gipfels in Pittsburgh in den USA, hatte der luxemburgischeMinisterpräsident in einerm Interview gesagt. Doch falls die USA beimThema Boni nicht mitzögen, dürfe dies die Europäer nicht aufhalten.
DIW-ChefZimmermann warnte vor Eingriffen in die Preisbildung der Märkte. Diessei ökonomisch falsch und sollte unterbleiben. „Die Aufsichtsräte derBanken sollten begriffen haben, dass hohe feste Gehälter nicht dieLösung sind“, fügte der Ökonom hinzu. „Boni sind gut, wenn sie an einennachhaltigen Erfolg gebunden sind.“ Sie sollten daher über mehrereJahre berechnet werden. IW-Chef Hüther sagte, statt um die Boni sollesich die Politik vielmehr um die Regelung der Eigenkapitalerfordernisseder Banken, die Stärkung des Haftungsprinzips bei Finanzprodukten sowiedie Handlungsfähigkeit der Finanzaufsicht kümmern. „Europa hat andereThemen sich zu profilieren, beispielsweise bei der künftigen Gestaltungder Bilanzierungsregeln."