In einem Gespräch mit dem SPIEGEL sagte er, Grundvoraussetzung dafür sei eine wahrheitsgemäße Bilanzierung nach Marktpreisen. Als Regulator würde er sich regelmäßig mit Kollegen aus anderen Ländern austauschen, um Fehlentwicklungen möglichst frühzeitig zu registrieren.
Außerdem würde er von den Banken mehr Eigenkapital verlangen. Schwache Banken sollten isoliert werden, damit sich ihre Probleme nicht auf das System übertragen, sagte Blankfein.
Zu große Banken gibt es nach Ansicht des Goldman-Sachs-Chefs nicht. Die Größe der Bank sei nicht der entscheidende Faktor. Ob ein Risiko bei einer Bank gebündelt sei oder auf mehrere verteilt werde, sei unter Systemrisiko-Gesichtspunkten irrelevant. „Es würde das Problem nur insofern verändern, indem es dann nicht ,toobig to fail‘, sondern ,too many to fail‘ heißt.“
Blankfein zeigte sich dankbar für die Rettungsmaßnahmen der öffentlichen Hand. Er verpasse „keine Gelegenheit, meine Wertschätzung dafür auszudrücken, was Regierungen und Zentralbanken getan haben“.
Jeder, der nicht erkenne, dass die staatlichen Hilfsmaßnahmen für das Finanzsystem auch ihm selbst geholfen haben, täusche sich. „Wir sind Teil des Systems und können nicht ohne ein gesundes System leben.“
Der Goldman-Sachs-Chef räumte ein, zu spät auf die Krise reagiert zu haben. Die Bank sei im boomenden Geschäft mit kreditfinanzierten Firmenübernahmen durch Privat-Equity-Fonds zu unvorsichtig gewesen. „Wie der gesamte Markt räumten wir unseren Kunden noch hohe Kreditlinien ein und lockerten gleichzeitig die Kreditbedingungen“,so Blankfein.
Ähnlich urteilte Blankfein über das Verhalten der Bank im Immobiliengeschäft. „Als diese Märkte erodierten, registrierten wir das zwar, aber wir ahnten nicht, wie dramatisch die Situation würde und wie schnell dies gehen würde.“
Obwohl Blankfein feststellte, dass in der Vergangenheit die Bezahlung von Bankern „in einigen Fällen mit den Interessen der Aktionäre nicht überein stimmte“, sieht er weder zu hohe Boni noch komplexe Derivate oder Verbriefungsstrukturen als zentrale Ursache der Krise.