Der ehemalige SPD-Fraktionschef in der DDR-Volkskammer, Richard Schröder, fordert seine Partei zu einem selbstbewussten Umgang mit der Linken auf. Falls diese sich politisch auf die SPD zubewege, hält er "irgendwann" eine Fusion beider Parteien für vorstellbar. Zuvor müsse sich die Linke aber "glasklar zum Grundgesetz bekennen", sagte er SPIEGEL ONLINE. "Die alten Stasi-Knacker" dürften in ihr nichts mehr zu sagen haben.
Bevor man an Koalitionen auf Bundesebene denken könne, müsse sich die Linke zum Beispiel in der Europa- und Nato-Politik bewegen. Sie brauche "mehr Realitätssinn und Mut, unangenehme Tatsachen auszusprechen". Das Gleiche fordert Schröder von seiner eigenen Partei: Es gebe die Gefahr, dass auch in der SPD "populistische Losungen für brauchbar gehalten werden könnten", sagte er SPIEGEL ONLINE. Die Sozialdemokratie habe sich immer der Wahrhaftigkeit verpflichtet gefühlt, deshalb müsse sie zum Beispiel unangenehme Erkenntnisse in der Rentenpolitik standhaft verteidigen.
Schröder verteidigt die geplante rot-rote Koalition in Brandenburg und nimmt die wegen ihrer früheren IM-Tätigkeit kritisierte Linken-Fraktionschefin Kerstin Kaiser in Schutz. Es habe ihn angerührt, dass sie mit Rücksicht auf die SPD wegen ihrer Stasi-Geschichte auf ein Ministeramt verzichte. "Sie hat im Landtag einen guten Ruf. Wenn sie sich jetzt als verlässliche Person präsentiert, ist das mit der Stasi auch mal gegessen", sagte Schröder.