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In der Debatte um unterschiedlicheImpfstoffe für die Kanzerlin, ihre Minister, die Bundeswehr und derübrigen Bevölkerung sieht die Bundesregierung keine Vorzugsbehandlung.
„Ich weise den Vorwurf der Zweiklassen-Impfung zurück“, sagte eineSprecherinvon Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) gestern der BerlinerZeitung (Montag-Ausgabe). Schäuble ist in der Regierung für dieBestellung zuständig. Genauer gesagt, das ihm unterstellteBeschaffungsamt.
Das habe mit dem Hersteller Baxter schon vor vielenMonaten einen Vertrag abgeschlossen, den man einhalten müsse, sagt dieSprecherin. Zu dem damaligen Zeitpunkt sei von möglichen Unterschiedender beiden Stoffe noch keine Rede gewesen.
Warum sich dieBeschaffungsbeamten am Ende für Celvapan entschieden haben,blieb gestern zwar noch offen. Vieles spricht dafür, dass derImpfstoff von Baxter schlicht billiger war.
Die Berliner Zeitung kommentiert: Kanzlerin und Bundesregierung sollen einenanderen Impfstoff gegen Schweinegrippe erhalten, und das führtDeutschland mitten in seine Lieblingsbeschäftigung: eine muntereNeiddebatte.
Berliner Zeitung:
Ist die Merkel denn was Besseres als eine empfindsame Journalistin oder ein Oppositionspolitiker? Ja, ist sie. Weil sie Kanzlerin ist und – falls ihr Immunsystem heftig auf die Impfung reagieren sollte – ein Unwohlsein weit größere Auswirkungen hätte als ein Gliederschmerz, Müdigkeit und eine Hautrötung bei unsereinem.
Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, sagte der BILD-Zeitung (Montagausgabe): “Zweierlei Impfstoffe für Regierung und Bevölkerung ist das falsche Signal. Da verstärkt sich bei vielen Menschen der Eindruck, sie seien Patienten zweiter Klasse. Das zeugt von wenig Fingerspitzengefühl.“
Ähnlich äußerte sich die Grünen-Gesundheitsexpertin Biggi Bender: “Großes Risiko fürs Volk, kleines Risiko für die Regierung. Diese Art von Zweiklassenmedizin darf es in einer Demokratie nicht geben.“
Auch führende Mediziner äußerten heftige Kritik an der geplanten Impfpraxis. Prof. Martin Exner, Chef des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit Uni Bonn zu BILD: “Das Politiker und Spitzenbeamte in Ministerien mit einem anderen Impfstoff geimpft werden als die Bevölkerung, ist ein verheerendes Zeichen. Gerade Politiker müssen diejenigen sein, die das, was sie empfehlen
auch für sich selbst in Anspruch nehmen.“
Virologe Prof. Alexander S. Kekulé (Uniklinik Halle): “Dass die Mitglieder der Bundesregierung und der Behörden offenbar einen anderen Impfstoff bekommen sollen, ist ein Skandal.“
Wie die BILD-Zeitung weiter berichtet, setzt Kanzlerin Merkel (CDU) trotz der möglichen Regierungs-Impfung auf ihren Hausarzt. Von dem bekommt sie - wie jeder Bürger - den Massen-Impfstoff Pandemrix.