Killerwellen an denFinanzmärkten – wie diejenigen von 1929 bis 1932 und diejenige von 2007bis wahrscheinlich 2010 – sind das Resultat einer falschenNotenbankpolitik, die zu Blasen an den Finanzmärkten führt, die nichtsanderes sind als nichtlineare Überlagerungen der Entwicklungen ineinzelnen Bereichen wie z.B. dem Häuser- und Hypothekenmarkt oder zuniedriger Zinsen. Von Artur P. Schmidt
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Freak Waves – Die Rache der Kybernetik
Killerwellen nicht nur im weiten Ozean, sondern auch an Finanzmärkten.
Wellenbewegungen im Wasser
BeiWellen im Wasser handelt es sich im weitesten Sinne umOberflächenwellen an der Grenzfläche zwischen Wasser und Luft. Wasserwellen sind gekennzeichnet durch ausladende Täler und spitzeKämme. Während bei Wellenlängen von weniger als zwei Zentimeter dieOberflächenspannung des Wassers die Eigenschaften der Kapillarwellenbestimmt, sind bei grösseren Wellenlängen die Massenträgheit, dieErdanziehungskraft sowie die dadurch bedingten Druck- undBewegungsänderungen bestimmend für die Eigenschaften der Welle.
Diedominierende Anregungskraft stellt der Wind dar, der verantwortlich istfür den Seegang auf den Meeren. Hierbei erfolgt die Wellenbildung wegendes grossen Dichteunterschieds von Wasser und Luft unsymmetrisch.
Dochnicht immer ist der Wind oder ein Sturm die massgebliche Ursache fürdie Entstehung grosser Wellen. Diese können auch durch die nichtlineareÜberlagerung unterschiedlicher Wellensysteme entstehen.
Der Quotientaus Wellenhöhe (Amplitude) und Wellenlänge ist ein wichtigesKennzeichen für die Beurteilung der Stabilität der Wellen und wird alsWellensteilheit S bezeichnet. Auf dem freien Ozean herrschennormalerweise Wellensteilheiten zwischen 1 / 100 < S < 1 / 50 vor.
Abb. 1: Lineare Welle mit Wellenhöhe und Wellenlänge
Quelle: www.old.uni-bayreuth.de
34-Meter-Brecher im Nordpazifik
Während lineare Wellen spätestens im Bereich von einer maximalen Wellensteilheit S = 0,141 (z.B.30m/212m) brechen, scheinen nichtlineare Wellen andere Eigenschaften zuhaben, wobei durchaus auch höhere Steilheiten (White Wall) auftretenkönnen.
Nur 10% aller weltweit auftretenden Wellen weisen eineWellenhöhe grösser als 6 m auf. Ab einer Wellenhöhe von etwa 10 m undwenn eine gemessene Wellenhöhe grösser als die doppelte signifikanteWellenhöhe ist, werden Wellen als Freak Waves bezeichnet.
Dieseentstehen aus der räumlichen und zeitlichen Überlagerung vonEinzelwellen, die in Wellenspektren zwangsläufig vorhanden sind. Eineder jemals grössten aufgezeichneten Freak Waves wurde von Whitemarshfundiert beschrieben. Im Februar 1933 kreuzte die «USS Ramapo» währendeines schweren Sturms durch den Nordpazifik.
Es konnten hierbei FreakWaves mit Wellenhöhen von mehr als 34 m gemessen werden. Eine FreakWave kommt dann zustande, wenn sich diese Komponenten phasengleichüberlagern, d.h. superpositionieren. Sie ist jedoch nur einevorübergehende Erscheinung, da sie nur für einen kurzen Moment lokalexistiert.
Da es sich beim Entstehen einer Freak Wave um einnichtlinear gekoppeltes Ereignis handelt, müssen derartige Wellen alsmehrdimensionale Interaktionen angesehen werden, die mit der heutevorherrschenden linearen Theorie nicht hinreichend beschrieben werdenkönnen.
Abb.2: Entstehung einer Freak-Welle durch Überlagerung
Quelle: wikipedia.org
Die perfekte Welle
Fast jedenTag versinkt ein Schiff in den Weltmeeren. Grund für diese Untergängesind so genannte Monsterwellen, die sich aufgrund von Überlagerungenbilden. Als 1980 vor Japan der fast 300 Meter lange britischeOzeanfrachter «Derbyshire» in schwerer See sank, konnte sich niemanderklären, wie eines der sichersten Schiffe sinken konnte.
Da es imGebiet, wo die «Derbyshire» unterging, keine Unterwasserhindernisse gabund die Wassertiefe mehrere tausend Meter beträgt, kann eine Kollisionausgeschlossen werden. Es kommt also nur eine Riesenwelle als Ursachein Betracht. Dies gilt auch für das Schicksal des damals hoch modernenFrachtschiffs «MS München».
Der 261 Meter lange Ozeanriese galt nachmenschlichem Ermessen als unsinkbar, verschwand jedoch am 12. Dezember1978 im Atlantik. Die wahrscheinlichste Ursache für deren Untergang istebenfalls eine Monsterwelle.
Öl-Plattform «Ocean Ranger» gekentert
Sowurde auch das Kreuzfahrtschiff «Queen Elizabeth II» im Februar 1995während eines Hurrikans im Nordatlantik von einem 29-Meter-Brechererwischt. Kapitän Ronald Warwick berichtete anschliessend von einer«riesigen Wasserwand», die gewirkt habe wie die weissen Klippen vonDover.
Auch an Neujahr 1995 wurde eine 26 Meter hohe Einzelwelle aufder norwegischen Öl-Plattform «Draupner» gemessen. Die Öl-Plattform«Ocean Ranger» wurde vor der Küste Neufundlands 1982 sogar Opfer einersolchen Riesenwelle: Sie kenterte, und alle 84 Besatzungsmitgliederertranken. Diese Monsterwellen werden auch Freak Waves, Mammutwellen,Mörderwellen, Killerwellen oder Kaventsmänner genannt.
Drei Typen von Monsterwellen
Fürderartige Freak Waves sind mehrere Meeresgebiete besonders verdächtig,darunter das Bermudadreieck, der Agulhasstrom an der OstküsteSüdafrikas, aber auch die Nordsee. Freak Waves entstehen quasi aus demnichts durch Überlagerung unterschiedlicher Wellensysteme. Beibestimmten Frequenzen der Welle kann es zu gigantischen Riesenwellenkommen, denen nur noch die grössten Schiffe entkommen können.Ozeanographen unterscheiden drei Typen von Monsterwellen:
- Unregelmässig geformte Einzelwellen (Kaventsmänner),
- Wellengruppen mit drei sehr hohen Kämmen (Three Sisters) , sowie
- Steile, fast senkrecht aufragende Wellenfronten (White Wall).
Killerwelle an den Finanzmärkten
Auchin der Wirtschaft gibt es zwei Arten von Wellen: die linearen und dienichtlinearen Wellen. Während erstere keine besonderen Krisenhervorrufen, können sich nichtlineare Wellen zu extremenFinanzkrisen aufschaukeln.
Killerwellen an den Finanzmärkten– wie diejenigen von 1929 bis 1932 und diejenige von 2007 biswahrscheinlich 2010 – sind das Resultat einer falschenNotenbankpolitik, die zu Blasen an den Finanzmärkten führt,die nichts anderes sind als nichtlineare Überlagerungen derEntwicklungen in einzelnen Bereichen wie z.B. dem Häusermarkt, demHypothekenmarkt oder zu niedriger Zinsen. Von einer Riesenwelle an denFinanzmärkten kann immer dann gesprochen werden, wenn dieKursschwankungen nach oben oder unten die 40-Prozent-Markeüberschreiten.
Gemeinsam bei allen Freak Waves an denFinanzmärkten ist, dass die Kurse nach einer Aufschaukelung tieferfallen können als vor der Aufschaukelung. Dies war insbesondereauch beim NASDAQ-Crash von 2000 zu beobachten, als die Kurse tieferfielen als das Aufschaukelungsniveau von etwa 1500 Punkten.
DasPhänomen, welches zu einer derartigen Aufschaukelung an denFinanzmärkten führt, heisst Interferenz. Bei einerInterferenz werden zwei oder mehr Wellen nach dem Superpositionsprinzipdurch Addition der Amplituden überlagert. Löschen sich dieWellen dabei gegenseitig aus, so spricht man von destruktiverInterferenz. Verstärken sich die Amplituden, so spricht man vonkonstruktiver Interferenz. Hierbei handelt es sich um nichts anderesals eine nichtlineare Aufschaukelung.
White Wall im Anzug
Eineso genannte White Wall kommt gerade auch auf die Weltwirtschaft zu. DieÜberlagerung unterschiedlicher Entwicklung wie zu niedrigerZinsen, zu hohes Schuldenmachen, zu hohe Anleihenpreise, niedrigesGewinnwachstum, zu starke Kursanstiege, zu hohe Rohstoffpreise und derVerfall des Dollars verlaufen ebenfalls in Wellenformationen undkönnen bei entsprechenden Überlagerungen zu einer Freak Wavean den Finanzmärkten wie im Herbst 2008 führen.
Doch dieskönnte erst der Vorgeschmack einer Weissen Wand sein, die nochviel grösser ist als alles andere, was bisher über dieFinanzmärkte hereingebrochen ist. Der perfekte Finanzsturm.
Abb. 4. Nichtlineare Killerwelle des NASDAQ im Jahr 2000.
Quelle: stockcharts.com
Die Kunst der Kybernetik
Daszentrale Steuerungsinstrument des kybernetischen Kapitalismus ist nichtder Computer, sondern das Netzwerk aller Computer, die nichtlineargekoppelt sind. Wer die Finanzmärkte verstehen will, kommt deshalbnicht umhin, sich mit der nichtlinearen Überlagerung von Wellen zubeschäftigen.
Die Wissenschaft, die dies ermöglicht, ist dieKybernetik. Wer sich nicht mit ihr befasst, bekommt ihre Rache in Formvon Kursstürzen zu spüren. Die Kybernetik ist somit dienotwendige Kunst, um an den Finanzmärkten zu überleben undgrosse Kursabschwünge, die riesige Vermögen auslöschenkönnen, zu vermeiden.
Damit versucht die Kybernetik gleichzeitigdie Position und das Verhalten einer Anlageform zu bestimmen und diesein den grösseren Zusammenhang der Entwicklungsprozesseeinzuordnen. Die Kybernetik beschäftigt sich mit der Ökonomienicht aus Sicht des Ökonomen, sondern aus einer Meta-Perspektiveheraus, bei der unterschiedlichste Einflussfaktoren untersucht werden.
Hierbei geht es jedoch nicht um die Vorhersage der Zukunft, sondern dasSicherstellen des Überlebens in der Gegenwart durch dasVerständnis der nichtlinearen Rückkopplungen in komplexenSystemen wie der Finanzmärkte. Dies ist das insbesondere dasAnliegen der Webseite www.wallstreetcockpit.com. Kreative Zerstörung – kreative Erneuerung
Inden letzten Jahrzehnten hat sich das Verhältnis der Kybernetik zumKapitalismus gewandelt. Während in der Zeit nach 1929 derKapitalismus als Wirtschaftsform den Siegeszug der Kybernetikermöglichte, der im Internet seinen bisherigen Höhepunktfand, ist seit 2009 eine neue Phase eingeleitet worden, in der dieKybernetik als Organisationsform den bisherigen Kapitalismus in einendurch Cockpits gelenkte Ökonomie mit einem neuartigenRisk-Management transformieren kann.
Damit wird die Kybernetik zumDreh- und Angelpunkt eines neuen kybernetischen Kapitalismus, der sichdurch negative Rückkopplungen dekonstruiert und durch positiveRückkopplungen neue konstruiert. Wichtig dabei ist, dass beidenFormen, also sowohl die der kreativen Zerstörung als auch jene derkreativen Erneuerung zugelassen werden und das Alte nichtkünstlich bewahrt wird, wie dies immer wieder angesichts vonFinanz- und Wirtschaftskrisen geschieht.
Hierbei gilt es zu beachten,dass in einer Ökonomie, die immer mehr auf Echtzeit basiert, derkybernetische Kapitalismus dazu tendiert, die Zeit selbst abzuschaffen,was zu immer grösseren Kursschwankungen in immer kürzerenZeitabständen führt. Damit tendiert derKybernetik-Kapitalismus eindeutig hin zu Freak Waves, wie wir sie heuteauch in den Weltmeeren antreffen.
Deshalb kann der kybernetischeKapitalismus auch nicht mehr anhand von Statistiken undWahrscheinlichkeiten beschrieben werden, sondern nur noch anhand derKrisen, die er durch die ihm innewohnende Instabilität selbsterzeugt. Wer in diesem System überleben will, muss die Kybernetikdes auf Weltpaniken ausgelegten Kapitalismus, der zu Freak Waves neigt,verstehen. Nachfolgende Abbildung zeigt die Freak Waves derBond-Märkte.
Abb. 5: Wellen-Kybernetik der Bondmärkte an Hand des TBT-ETFs;
Quelle: www.wallstreetcockpit.com
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