Die aktuelle Finanzkrise und die Weltwirtschaftskrise von 1929 haben nach Ansicht des US-Ökonomen Liaquat Ahamed "beklemmende Parallelen".
Dem Tagesspiegel (Montagausgabe) sagte er, damals habe es eine Blase an der Börse gegeben, heute am Häusermarkt. Und in beiden Fällen habe die US-Notenbank Fed Fehler gemacht, die durch Probleme im internationalen Finanzsystem noch verschärft worden seien.
Der Unterschied zur Krise von 1929, die in diesen Tagen vor 80 Jahren begann, sei die Reaktion der Verantwortlichen gewesen. "Politik und Notenbanken haben viel besser darauf reagiert." Statt Steuer- und Zinserhöhungen seien die Staatsausgaben gestiegen und die Leitzinsen stark gesunken. "Das machte den Unterschied."
Ahamed, ein ehemaliger Anleihenhändler an der Wall Street, ist Autor des Buches "Lords of Finance - the bankers who broke the world", das die Große Depression analysiert und als eines der besten Wirtschaftsbücher des Jahres gilt.
Als großen Fehler stufte Ahamed esallerdings ein, dass die USA die Investmentbank Lehman Brothers hätten pleite gehen lassen. "Das war der einzige Fehler." Allerdings sei Lehman nicht das Problem gewesen, "eher ein Symptom" einer angeschlagenen Finanzbranche.
Ahamed zeigte sich besorgt über die hohen Boni, die US-Banken ihren Top-Managern inzwischen wieder zahlen. "Die Politik ist zu zögerlich, und die Banken versuchen, die neuen Regeln zu verwässern",sagte er dem Tagesspiegel.
Gleichzeitig seien viele Institute deutlich profitabler geworden, weil sie sich billiges Geld bei der Zentralbank borgen könnten. "Und alle wissen, dass die Regierung keine Bank mehr fallen lassen wird. Die Branche streicht im Prinzip Subventionen ein", sagte der US-Ökonom.
Ahamend erwartet, dass die Banken Ende 2009 Rekordgewinne und Rekordboni melden werden. "Wenn zugleich die Arbeitslosigkeit über zehn Prozent steigt, wird es eine Bewegung hin zu strengerer Regulierung geben", sagte er.