Der Schweizer Schriftsteller Martin Suter („Business Class“, „Der letzte Weynfeldt“)
fordert seine Landsleute auf, bei der eidgenössischen Volksabstimmung am
29. November „ja zu sagen zum Verbot von Waffenexporten“. Damit hätte das Land
„die Chance“, etwas gegen das „beschädigte Image“ der Schweiz zu tun, sagte Suter
in einem Gespräch mit dem Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Die
nationale Identität leide „schon lange“ – unter etlichen Affären und Skandalen von
den Holocaust-Geldern bis zur Verhaftung Roman Polanskis.
Für die Weltfinanzkrise macht Suter auch einen Wertewandel in den Führungsetagen
von Banken und Konzernen verantwortlich: „Das Selbstverständnis des Managers
hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert“, so Suter. „Das
Wohlergehen des Unternehmens wurde für sie mehr und mehr zum Abfallprodukt
ihrer Karrierebestrebungen.“ Hohe Gehälter seien „eine Prestigefrage geworden,
nicht nur für die Führungskraft, sondern auch für die Firma, die damit zeigt, dass
sie sich diesen Manager leisten kann“. Heute gelte „in den Vorstandsetagen nicht
mehr: Wer gut ist, verdient viel. Sondern: Wer viel verdient, ist gut“. Die Krise
sieht Suter noch nicht beendet: „Ich halte das wahre Ausmaß noch immer für
schaumgedämpft durch viele staatliche Maßnahmen.“ Nun würden „Schulden mit
Schulden bezahlt. Die Zukunft ist eigentlich schon ausbezahlt worden“.
Suter, 61, der mit seiner Familie überwiegend in Guatemala und auf Ibiza lebt, will
offenbar wieder in seinen Geburtsort Zürich zurückziehen: „Der Plan reift in mir und
meiner Frau, seit wir vor drei Jahren unsere beiden Kinder adoptiert haben.“ Vor drei
Monaten starb Suters dreijähriger Sohn Antonio bei einem tragischen Unglücksfall,
zu dem sich Suter nun gegenüber dem SPIEGEL zum ersten Mal äußerte: „Sein Tod
hat alles verändert. Die Lebensfreude, die Unbeschwertheit von früher sind weg. Ich
muss jeden Tag neu mit den Gedanken an diesen Tod aufstehen und zu Bett gehen.
Es heißt, das Leben gehe weiter. Aber das stimmt nicht. Man tut nur so, als ginge
es weiter. In Wahrheit kreist es um sich selbst und den immer gleichen Moment.“
Schwere Vorwürfe machte Suter „den notorischen journalistischen Grabplünderern
des Verlagshauses Ringier, die nicht einmal davor zurückschreckten,