Nach der Ankündigung der massiven Truppenaufstockung der amerikanischenStreitkräfte in Afghanistan durch US-Präsident Barack Obama, übt Afghanistan-ExpertePeter Scholl-Latour scharfe Kritik an der Militärstrategie der Amerikaner.
„Der Krieg in Afghanistan ist nicht mehr zu gewinnen“, sagte Scholl-LatourBILD.de. Der Nato drohe unter der Führung der Amerikaner in Afghanistanmöglicherweise sogar ein „zweites Vietnam“. „Man kann den Vietnam-Kriegmit dem Afghanistan-Einsatz durchaus in einigen Punkten vergleichen“, sagteScholl-Latour, der auch den Vietnam-Krieg als politischer Beobachter verfolgthat.
In Vietnam hätten die Amerikaner, ebenso wie in Afghanistan auch,anfangs auf eine „Search-and-Destroy“-Strategie („Aufspüren und Vernichten“)gesetzt, so Scholl-Latour. Später hätten sie dann auf die „Win-the-hearts-and-minds“-Strategie(„Die Herzen der Feinde gewinnen“) umgesattelt, um den Krieg doch nochzu gewinnen. „Mit beiden Strategien sind die Amerikaner in Vietnam gescheitert.Das wird Ihnen in Afghanistan genauso gehen“, ist sich Scholl-Latour sicher.
Der Afghanistan-Experte weiter: „Auch in Vietnam dachte man, der Krieg seischnell zu gewinnen.“ Das sei jedoch ein Trugschluss gewesen.
Das Einzige,was Barack Obama mit seiner massiven Offensive noch erreichen könne, seiein „Rückzug amerikanischer Truppen, der nicht ganz so katastrophal ausfällt,wie der aus Vietnam“, so Scholl-Latour. Mehr sei laut Scholl-Latour damitauch gar nicht beabsichtigt, denn Obamas Truppenaufstockung ziele daraufab, mit den Taliban in 18 Monaten aus einer „Position der Stärke herausverhandeln zu können.“