Im Ermittlungsverfahren der Bochumer Staatsanwaltschaft gegen eine Bande mutmaßlicher
Wettbetrüger führen Spuren in die Erste Fußball-Bundesliga. Einer der
Hauptbeschuldigten, der Kroate Marijo C., soll bis kurz vor seiner Verhaftung am
19. November eine enge Verbindung zu einem Profi aus Osteuropa gehabt haben,
der jahrelang in der Ersten Bundesliga spielte. Der Fußballer, der noch immer aktiv
ist, soll bei dem in Nürnberg ansässigen C., einem Betreiber mehrerer Wettbüros,
30 000 Euro Schulden gehabt haben. Diese Hinweise erhielten die Bochumer Kriminalpolizisten,
die ihrer Ermittlungseinheit den Namen „Flankengott“ gaben, als
sie Telefongespräche des Beschuldigten C. abhörten – nach Ansicht der Beamten
ein „Kopf des Netzwerks“ mit „enormer krimineller Energie“. Sowohl der 34-jährige
C. als auch der osteuropäische Fußballprofi tauchten bereits in einem anderen
Ermittlungsverfahren einer süddeutschen Staatsanwaltschaft aus dem Jahr 2006
auf. Damals wurde gegen C. wegen des Verdachts der „Bildung einer kriminellen
Vereinigung“ und des „gewerbsmäßigen Bandenbetrugs“ ermittelt. Schon damals
habe der Verdacht bestanden, dass Spiele im deutschen Profifußball manipuliert
und auf den Ausgang der Partien hohe Wetten platziert werden. Ins Visier der Ermittler
war neben dem auch jetzt verdächtigen Profi aus Osteuropa damals ein weiterer
Spieler geraten, der noch heute bei einem deutschen Erstligisten unter Vertrag
ist: ein Mittelfeldmann vom Balkan. Aus damals überwachten Telefonaten zwischen
beiden Spielern ging hervor, dass die Lebensgefährtin des Profis vom Balkan
bei einem Treffen in Zürich eine „Provision“ erhalten sollte. Ob es zu dem Treffen
kam und ob Geld überreicht wurde, konnte nicht aufgeklärt werden. Die Ermittlungen
wurden 2006 knapp zwei Monate vor Beginn der Fußball-WM in
Deutschland eingestellt – auf politischen Druck, wie Insider des Verfahrens noch
heute vermuten.
DER SPIEGEL 50/2009