Der FDP-Ehrenvorsitzende und ehemaligeBundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff istam Samstag überraschend im Alter von 82 Jahren in Bonn gestorben. Dasberichtet die in Berlin erscheinende Tageszeitung die WELT unterBerufung auf sein Büro. Er sei damit damit „von seinen vielfältigenLeiden erlöst worden“, heißt es in einem kurzen Statement des Büros.
Am 7. Oktober 1977 wurde Otto Graf Lambsdorff als Bundesminister für Wirtschaft in die von Bundeskanzler Helmut Schmidt geführte Bundesregierung berufen. Nach der Bundestagswahl 1980 war Lambsdorff u. a. durch das Abfassen des sog. Lambsdorff-Papiers (auch als Scheidungspapier bekannt) am Bruch der sozialliberalen Koalition beteiligt. Am 17. September 1982 trat er gemeinsam mit den anderen FDP-Bundesministern zurück.
Nach der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler wurde Lambsdorff erneut am 4. Oktober 1982 zum Bundesminister für Wirtschaft ernannt. Am 27. Juni 1984 schied er wegen seiner Verwicklungen in die sog. Flick-Affäre aus der Bundesregierung aus. Drei Jahre später wurde er gemeinsam mit dem Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch („Pflege der politischen Landschaft“) sowie dem vormaligen Bundeswirtschaftsminister Hans Friderichs wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe in Höhe von 180.000 Mark[1] verurteilt.
Als bekannter Verfechter der Marktwirtschaft blieb Lambsdorff in seiner Partei populär und konnte sich 1988 als Nachfolger von Martin Bangemann bei der Neuwahl des FDP-Parteivorsitzenden gegen Irmgard Adam-Schwaetzer durchsetzen. In seiner Amtszeit kam im August 1990 der Zusammenschluss der FDP mit der LDPD und anderen liberalen Gruppierungen in der DDR zustande. Nach der deutschen Wiedervereinigung erreichte die FDP eines der besten Wahlergebnisse bisher. Bereits zu diesem Zeitpunkt forderte er als einer der ersten eine Abkehr von der bisherigen „Umverteilungspolitik“ und die „Rückkehr zu mehr marktwirtschaftlichen Prinzipien und Grundsätzen“, was später auch die Wiesbadener Grundsätze der FDP bestimmen sollte.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag begann er 1999 als Beauftragter des Bundeskanzlers die Verhandlungen über Art und Höhe der Entschädigung für ehemalige NS-Zwangsarbeiter zu führen. Mit Gründung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ wurde diese Wiedergutmachung im Sommer 2001 begonnen.