Ein Ärzteteam von der Universität in Tübingen hat erblindeten Patienten einen Mikrochip unter die Netzhaut implantiert, mit dem diese wieder Gegenstände erkennen und Buchstaben lesen konnten. Das berichtet DER SPIEGEL in seiner neuesten Ausgabe.
Besonders die Erfolge bei einem 45-jährigen Finnen, der nur unter dem Vornamen Miika genannt wird, werden von Experten als ein Durchbruch bei der Entwicklung von Seh-Implantaten gewertet. „Wir konnten bei Miika zeigen, dass er mit Hilfe der Sehprothese die Grenze überschritten hatte, jenseits derer er rechtlich nicht mehr als blind gilt“, verkündet der Leiter der Arbeitsgruppe, Eberhart Zrenner.
Das Implantat verfügt über 1500 Photozellen, die auf einem drei mal drei Millimeter winzigen Mikrochip untergebracht sind, der in einer vierstündigen Operation unter die Netzhaut platziert wurde.
„Das Implantat wird vom Körper gut vertragen“, erklärte Zrenner dem SPIEGEL, „bei keinem der Patienten haben wir ernsthafte Probleme wie Entzündungen beobachtet.“ Wegen Auflagen der Ethikkommission der Universität Tübingen musste der Sehchip allerdings bereits nach einigen Wochen wieder entfernt werden.
Universitätsprofessor Zrenner, der eine Firma namens Retina Implant ausgegründet hat, kündigte gegenüber dem SPIEGEL an, im kommenden Jahr gleich zwei Dutzend Patienten mit neuen, drahtlosen Sehchips auszustatten, die dann auf Dauer unter der Netzhaut verbleiben sollen.