„Sagt mir, wo die Bären sind“ (frei nach Joan Baez und Marlene Dietrich) ist die passende Überschrift für diese Kolumne. Die individuellen Investoren sind nur noch zu 28,4% baerisch (Vorwoche 33%). Das ist der zweitniedrigste Stand der vergangenen beiden Jahre.
Bei Investors Intelligence herrscht schon seit einigen Wochen „Bärenflaute“. Gegenüber der Vorwoche bleibt der aktuelle Wert (16,7%) nahezu unverändert.
In den vergangenen Wochen flohen viele zuvor bearisch eingestellte Börsenbriefschreiber in das neutrale Lager. In das Bullencamp wagten sie sich noch nicht. Das hat sich in der vergangenen Woche verändert. Ein Teil der Anleger, die das neutrale Camp besiedelten, sind jetzt ins Bullenlager übergewechselt. Dort herrscht zwar noch kein Gedränge (der bullishe Anteil bleibt mit 52,2 Prozent unterhalb früherer Höchstwerte; erst 60% bedeuten „Euphorie“).
Dank des ausgetrockneten Bärenlagers ergibt sich dennoch eine interessante Situation: Die Differenz zwischen Bullen und Bären ist annähernd so groß wie auf dem Höhepunkt des Interims-Bullenmarktes, der im Oktober 2007 endete (folgender Chart).
Fazit: Die Bären sind geflüchtet. Sie fanden Unterschlupf im neutralen Lager. Der Druck vom neutralen Lager ins Bullenlager wechseln zu müssen, wächst mit jeder positiven Wirtschaftszahl aus den USA, und die gibt es momentan reichlich. Das Umfrage-Sentiment hatte die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten monatelang unterstützt, ja hatte sie sogar eingefordert. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Aus Sentiment-Sicht ist an den Aktienmärkten zunehmende Vorsicht angebracht, auch wenn zwischen den Feiertagen sinkende Kurse historisch betrachtet unwahrscheinlich sind: Um den 20. Dezember herum beginnt üblicherweise eine positive Weihnachtsanomalie mit steigenden Kursen bis Anfang Januar.