Bananen in Sri Lanka, an der Staude gereift
Um es gleich vorweg zunehmen: Sicherlich nicht in einem normalen Supermarkt einer normalen Industrienation. Obst und Gemüse erinnern zwar noch an das Original – haben aber inhaltlich und geschmacklich kaum noch was mit ihrem Urvorbild tun. Zweifelhafter „Fortschritt“ eines Systems, in dem selbstverständlich auch die Nahrung künstlich ausgezehrt wird zum Zwecke der Profitmaximierung.
Das ist hier in Sri Lanka anders. Mangels Geld wächst die Frucht wie die Natur es will. Welcher Reichtum in einem armen Land!
Als ich beispielsweise zum ersten Mal die hiesigen Bananen sah, beäugte ich die Tropenfrucht eher skeptisch. Doch schon der erste Biss überzeugt: Die ceylonesische Banane ist zwar nur ein Viertel so groß wie das Imitat von Chiquita, dafür schmeckt sie aber 10 Mal besser. Dieses Phänomen betrifft praktisch die gesamte Nahrungskette.
Wer in Berlin oder Frankfurt, New York oder Sydney kommt denn schon – trotz allen „Fortschritts“ – in den Genuss einer sonnengereiften, nicht massengezüchteten und pestizidgetränkten Ananas? Selbst bei heimischen Produkten sieht es nicht viel besser aus.
Kaum ein Apfel, der nicht pestizidverseucht, Monsanto-gestylt, genmanipuliert, künstlich gezüchtet, überdüngt, chemisch haltbar gemacht und EU-konform ist. Gurken, Tomaten, Paprika – das heimische Gemüse erblickt in der Regel noch nicht mal normales Sonnenlicht und wird auf künstlichem Nährboden in kurzer Zeit auf „Form“ getrimmt.
Wo die Natur eine schier unübersichtliche Vielfalt an Äpfeln hervorbringt, kontaminiert die fett subventionierte Landwirtschaft die Supermarkt-Regale mit EU-konformen Einheitsobst. Drei Sorten, unterschiedliche Farben, kein Geschmack. Ist das der „Fortschritt“, den wir wollen?
Bei solchen „Produkten“ von Obst und Gemüse zu sprechen ist dasselbe, wie den faden Schein einer quecksilbrigen Energiesparlampe dem natürlichen Sonnenlicht gleichzusetzen.
Kokosnüsse am Straßenrand: Frisch von der Palme, besser als "Coke".
Da haben es die so genannten „unterentwickelten“ Länder schon besser. Hier kommt auf den Markt, wie es auf den Bäumen wächst. Für Monsanto, Dünger und Pestizide fehlt das Geld. Gott sei Dank, kann man da nur sagen und hoffen, dass dieser Zustand noch lange hält.
Obst und Gemüse gedeihen hier in kleinen Gärten. Auf dem Markt und an der Straße wird der Naturgenuss für wenig Geld feilgeboten. Kokosnüsse, direkt von der Palme, Papaya, sonnengereift am Strauch, zusammen mit vielen anderen Früchten, die man in Europa gar nicht kennt – weil die Marge zu gering wäre.
Ich beobachte hier unten, im ländlichen Süden des Landes, wie Menschen mit einfachen Netzen oder Angeln ihr Abendessen fischen. Die Netze bestehen aus Kokosnussfasern, handgefertigt – ein „Abfallprodukt“ welches beim Schälen der Nuss übrig bleibt.
Viele Menschen hier sind übrigens der Meinung, dass Fisch, gefangen in Netzen aus natürlichen Kokosnuss-Fasern, besser schmeckt. Recht haben Sie!
Fischer mit Fang. Im Hintergrund ein Papaya-Strauch.
Abends dann duftet der frische Fisch, meist noch zubereitet über offenem Feuer – ganz ohne Geld! Und als Nachtisch gibt’s eine sonnengereifte Papaya. Da kann kein 5-Sterne-Koch mithalten.
Frischer Fisch, eben noch im Meer – wo gibt es das in Europa noch? Schmeckt übrigens auch roh als Sashimi sehr gut. Besser als in Tokio oder Kapstadt.
Doch die Leute hier finden das alles gar nicht so toll. Auf großen Plakaten und mit intensivem „Marketing“ werden die Menschen „kapitalismustauglich“ gehirngewaschen: Coca-Cola statt Kokosnuss. Fischstäbchen statt Fisch vom Grill. Vitamintabletten statt Natur-Obst. Früchte aus eigenem Anbau? Unmodern, lautet die Botschaft.
Damit die Menschen die Verlockungen des „Westens“ kaufen können, versklaven sie sich in grausamer Weise. Damit der Flatscreen in der Hütte flimmert, müssen ganze Familien in 1-Euro-Jobs in den „Freezones“ malochen. Dort stellen sie Jeans, Sportschuhe und Alltagsprodukte für „den Westen“ her. Für 1 Euro! – 1 Euro pro Tag, und nicht pro Stunde!
„Freezones“ (welche Ironie in diesem Begriff) sind Konzentrationslager, in welche die Menschen freiwillig gehen, um dort zu schuften. Die Betreiber (westliche Konzerne) brauchen keine Steuern zu zahlen, die Ware wird nicht im Land verkauft, sondern gleich nach Übersee verschifft.
Nur wenige widerstehen diesen „Verlockungen“. Die allerwenigsten begreifen, dass sie auch mit wenig oder sogar ganz ohne Geld leben könnten. Mit dem richtigen Bewusstsein könnte dies sogar als „Paradies“ empfunden werden.