Ende letzten Jahres hatte Griechenland praktisch ein Offenbarungseid abgelegt: Die Zahlen zu Schulden und Haushaltsdefizit waren höher als zunächst offiziell veröffentlicht. Nun schlägt die EU-Kommission wieder Alarm, denn auch das verbesserte Zahlenwerk ist offenbar falsch.
Das griechische Haushaltsdefizit könnte nachEinschätzung der Europäischen Kommission noch größer ausfallen alsbisher erwartet. Das griechische Statistikamt sei ineffektiv undanfällig für politische Einmischungen, heißt es in einem Bericht derEU-Behörde, der der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorlag.
Daseuropäische Statistikamt Eurostat habe die letzten Angaben ausGriechenland vom Oktober 2009 bisher nicht bestätigen können. Es gebeviele offene Fragen, beispielsweise bezüglich derSozialversicherungs-Fonds, Krankenhaus-Schulden und Transaktionenzwischen der Regierung und Staatsunternehmen.
Die EuropäischeKommission geht in dem Bericht davon aus, dass es weitere Anpassungenbeim Haushaltsdefizit und bei Schuldenangaben bezüglich 2008 undmöglicherweise auch früherer Jahre geben wird. Die EU-Finanzministerwerden den EU-Bericht in der kommenden Woche in Brüssel diskutieren.
ImHerbst hatte die neue sozialistische Regierung in Griechenland dasHaushaltsdefizit auf 12,7 Prozent revidiert.
Europaweit beträgt dasVolumen unbezahlter Rechnungen mehr als zehn Milliarden Euro. Laut demeuropäischen Dachverband EFPIA schuldet der griechische Staat denHerstellern pharmazeutischer Produkte 2,7 Milliarden Euro, beimedizinischen Geräten beträgt der Ausstand 5,2 Milliarden Euro.
Im Schnitt wird, so die EU,eine Rechnung vom griechischen Staat erst nach 165 Tagen bezahlt. Nachden Maßstäben für Privatpersonen wäre das Land bereits zahlungsunfähig.