Heiner Geißler wollte ursprünglich Mönch werden. / "Kurt Biedenkopf war für mich die Befreiung." / "Ich war niedergeschlagen, dass es in der CDU niemanden gab, der es wagte, gegen Helmut Kohl anzutreten."
Der ehemalige Generalsekretär der CDU, Heiner Geißler, 79, wollteursprünglich Mönch werden, gab nach zwei Jahren Noviziat aber auf, weiler nicht ohne eine Frau leben konnte. "Für mich ist damals eine Weltzusammengebrochen", sagte Geißler dem ZEITmagazin. Der Entschluss habeihn "heimatlos gemacht", "ich war ein entlaufender Mönch. Ich wargebrandmarkt ... Ich musste mir eine neue Welt für meine Idealeerschließen." Er sei dann politisch aktiv geworden.
Eine weitere große Krise war für Geißler der Machtkampf 1989 gegenHelmut Kohl: "Ich war niedergeschlagen, dass es in der CDU niemandengab, der es wagte, gegen Helmut Kohl anzutreten." Selbstzweifel habe erdamals nicht gehabt. Die seien erst später gekommen, als die CDU nacheinem Ministerpräsidenten für Sachsen suchte: "Die wollten, dass ichdas mache. Die waren wirklich in einer Notlage, aber ich wollte nicht."
Er habe sich das Amt zugetraut, aber er habe nicht nach Sachsengewollt. "Das ging bis zum Widerwillen wegen der damaligen schlechtenLuft", sagte er. Die Idee, dass Kurt Biedenkopf den Posten antretenkönne, sei die rettende Idee gewesen. "Er war für mich die Befreiung -die Rettung aus diesem zunächst unlösbaren Dilemma."
Wenn er auf sein politisches Leben zurückschaue, müsse er sagen: "Wasmir bei allen Problemen und schwierigen Situationen immer geholfen hat,war der Gedanke, du kannst jederzeit aufhören! Ich war seelisch immerabsolut unabhängig, weil mich die Vorstellung, zukünftig als Bergführerzu arbeiten, vollkommen befriedigte. Vollkommen."
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