In der aktuellen Krise könnten „weder die Europäische Zentralbank noch die EU-Kommission noch sonst jemand in der EU die Griechen zwingen, im Ausgleich für Hilfe notwendige Reformen durchzuführen“, so Mayer, der Anfang 2010 das Amt als Chefvolkswirt der Deutschen Bank von Norbert Walter übernahm. Deshalb sei er für die Gründung eines mit entsprechenden Vollmachten ausgerüsteten Europäischen Währungsfonds (EWF).
Ein EWF könne zudem sicherstellen, dass „Beistandsprogramme für Europa nicht in Washington gemacht werden, sondern in Brüssel“, so Mayer in Anspielung auf ein mögliches Eingreifen des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Griechenland. Während sich Finanzminister Wolfgang Schäuble kürzlich gegen mögliche IWF-Hilfe an Griechenland aussprach, hält der Deutsche Bank-Chefvolkswirt ein Eingreifen des IWF zusammen mit der EU in Athen für möglich. „Ich hätte keine großen Probleme damit. Da wir in Europa versäumt haben, rechtzeitig Winterreifen zu besorgen, brauchen wir jetzt fremde Anschubhilfe oder Schneeketten. Deswegen schließe ich nicht aus, dass der Währungsfonds nach Griechenland muss.“
Mayer sagte der Euro-Zone mittel- und langfristig steigende Inflation voraus. Historisch sei Inflation eine unausweichliche Folge schwerer Krisen. Diese könne bei fünf Prozent oder einer „anderen Zahl im einstelligen Bereich“ liegen. Im Kampf gegen die zunehmende Staatsverschuldung plädiert der DB-Chefvolkswirt für eine Große Steuerreform in Deutschland und für das Streichen von Ausgaben durch die Bundesregierung. Eine solche Politik könne in Deutschland die Wirtschaft jährlich allein um 0,5 Prozent wachsen lassen.