MichaelHüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln hältes für unabdingbar, dass die Sicherung solider Staatsfinanzen auch ineiner Währungsunion Sache der Nationalstaaten bleiben müsse. Insofernseien ihm internationale Lösungen, wie die Schaffung eines EuropäischenWährungsfonds (EWF) oder eine Gemeinschaftsanleihe aller Euro-Staaten„von vornherein suspekt", sagte Hüther Handelsblatt Online. "Denkbarist deshalb am ehesten noch das Eingreifen des IWF selbst, der alsSündenbock dienen kann, dessen Strenge glaubwürdig ist und mit dessenEingriffsdrohung eine ex ante Disziplinierung wahrscheinlicher wird,ohne dabei wie bei der strikten Anwendung der No-Bailout-Klausel(Nicht-Beistands-Klausel) einen vollständigen Staatsbankrott zuriskieren."
Der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts KaiCarstensen warnte, dass allein die Möglichkeit eines Bail-Out zu"nachlässigem Verhalten" anhalten würde. "Daher sollte ein Bail-Outentweder ganz ausgeschlossen werden oder, wenn aus übergeordnetenGründen eine Hilfe unerlässlich erscheint, zumindest politisch sokostspielig sein, dass es einer Regierung als sehr unattraktiverscheint im Vergleich zu einer Konsolidierung aus eigener Kraft",sagte Carstensen Handelsblatt Online.
Der Chefvolkswirt derAllianz-Gruppe, Michael Heise, riet bei Handelsblatt Online dazu,EU-Hilfen für staatliche Überschuldung „nur in Ausnahmefällen“anzubieten, nicht aber vorab in Aussicht zu stellen, zumal diederzeitige finanzielle Notlage einiger Euro-Länder "nicht in ersterLinie der Finanzkrise zuzuschreiben ist, sondern Folge vonlängerfristigen Haushaltsdefiziten und teilweise auch kreativerBuchführung ist". Zu verbessern sei daher die Prävention und dieallgemeine Haushaltsdisziplin der Euroländer auch in guten Zeiten."Ausgabenregeln, wie sie der Sachverständigenrat vorstellt, könntenhier helfen", sagte Heise.
Ein ganz eigener Ansatz zu Hilfenfür hochverschuldete Länder kommt von Gustav Horn, Direktor desgewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung(IMK). "Am besten wäre es, wenn die EU-Kommission eineÜberwachungsfunktion wahrnehmen würde, die sich nicht nur aufBudgetdefizite, sondern auf die gesamtwirtschaftlichenRahmenbedingungen insgesamt beziehen würde", sagte der ÖkonomHandelsblatt Online. Dazu gehörten dann auch strukturelleAußenhandelsungleichgewichte mit den dazu gehörigen Lohnentwicklungen."Denn die Probleme vieler Länder resultieren auch zu einem nichtgeringen Teil auf dem insbesondere von Deutschland praktizierten realenAbwertungswettlauf durch Lohnzurückhaltung", erläuterte Horn. Auf derBasis ihrer Einschätzung und der Ursachen der Krise müsste dieEU-Kommission sowohl dem Ministerrat als auch dem EU-ParlamentVorschläge zur Überwindung der Schieflage einzelner Länder machen.