Was darf ein Hardware-Hersteller - und was nicht? Darf ein Computer- oder Telefonhersteller entscheiden, was auf die Flatscreen kommt?
Der sonst so lockere Steve Jobs von Apple gibt sich bei erotischen Inhalten steif. Kein Pardon bei nackter Haut. Das Iphone soll sauber bleiben. Apple als als globaler Sittenwächter.
Ein Novum. Und Zensur pur. Das ruft selbst den Axel-Springer Verlag auf den Plan. Denn wenn nackte Haut zensiert wird, dann ist die Pressefreiheit in Gefahr.
In der Zentrale von Europas größter Boulevardzeitung geht die Angst um.Besorgt ist die Redaktionsleitung um ihr neustes Produkt: das"Bild-Girl zum Schütteln", das sich für die User der iPhone-Anwendung durch heftiges Rütteln des Telefons Schritt für Schrittentblättert. Die Idee sollte der Clou sein. Doch daraus wird wohl nichts, weil es Steve nicht gefällt.
Werden die Millionen Apple-Fans ihre überteuerten Iphones nun wegwerfen? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich auch dann nicht, wenn das Navigationssystem streikt, wenn man den Weg ins Rotlicht-Viertel einer Stadt sucht. Werden sie es wegwerfen, wenn Apple auch auch andere Inhalte zensiert? Wahrscheinlich auch nicht.
So wird ausgerechnet die "BILD" die mediale Gallionsfigur für einen Eingriff in die Pressefreiheit, der bei Apple auf jeden Fall droht - mit und ohne nackten Brüsten.
Zwar habe "Bild" das Schüttelmädchen bereits entschärft, seit kurzem entblättert sich die Frau nur bis auf den Bikini. Doch auch das geht den prüden Amis wohl zu weit, fürchtet man in Berlin. Denn wer bei Apple zensiert, bleibt im Dunkeln. Wie und was zensiert wird, ist ebenfalls kaum nachvollziehbar. Fakt ist, dass in den letzten Wochen in einer Nacht- und Nebelaktion kurzerhand über 5000 Apps aus dem Verkehr gezogen wurden. Begründung? Hat Apple nicht nötig!
Apple verschärfe die Richtlinien"willkürlich" Tag für Tag, klagt die Digitalabteilung bei Springer. Die rigidePolitik bedeute für deutsche und europäische Medienhäuser "eineEinschränkung der redaktionellen Freiheit". Der Zeitungsverband müsseschnell die "Verlagsinteressen" bündeln und "gemeinschaftlich im Sinneder Pressefreiheit" vertreten, heißt es in einer offiziellen Erklärung. "Heute sind esnackte Brüste, morgen womöglich redaktionelleArtikel".
Opfer der Anti-Sex-Kampagne ist nicht nur "Bild", zuvor machte der"stern" Erfahrung mit den Methoden von Apple. Unangekündigt wurde imJanuar die App der Illustrierten wegen einer Erotikgalerie gelöscht.
Bei der "BILD" gehts es jetzt auch nicht mehr nur um das "Schüttelmädchen". Springer muss grundsätzlich sittlich problematische Körperteile bedecken. Wo früher Apple mit verpixeltenBrustwarzen zufrieden war ("no nipples"-Politik) verlangt der Telefonhersteller nun die Totalabdeckung. Schöne neue Iphone-Welt.
Die Apple-Abhängigen tragen's offenbar mit Fassung und vertrauen auf ihren Führer Steve. Dieser hat sich erst kürzlich vor einer großen Schar gekaufter Journalisten frenetisch feiern lassen. Denn Apple hat was Neues: Den Ipad. Toll!
Wahrscheinlich kann die Apple-Zentrale dann noch einfacher entscheiden, was der User auf die Screen bekommt und was nicht. Erst wird nackte Haut zensiert, dann nackte Tatsachen? Schöne neue Apple-Welt.