Zwar sinkt die Fallzahl an Privatinsolvenzen imUntersuchungszeitraum 2009 zum Jahresende hin: Im vierten Quartal 2009kam es zu 33.834 Verbraucherinsolvenzen - 4,28 Prozent weniger als nochim Vorquartal (3. Quartal 2008:35.347). Dennoch rechnet Bürgel für 2010aus vielschichtigen Gründen mit einer negativen Entwicklung bei denVerbraucherinsolvenzen auf mehr als 137.000 Fälle.
Spitzenreiter2009 bei den absoluten Zahlen ist Nordrhein-Westfalen mit 26.918Privatpleiten. Knapp 20 Prozent aller Fälle finden in diesem Bundeslandstatt. Platz zwei hält Niedersachsen mit 17.605 Insolvenzen und Platzdrei Bayern mit 14.860 Pleiten.
In Relation zur Einwohnerzahlpro Bundesland führt indes Bremen mit 284 Pleiten pro 100.000Einwohnern, gefolgt von Niedersachsen (222) und Schleswig-Holstein(219). Im Bundesdurchschnitt nahmen 159 Privatpersonen pro 100.000Einwohner das Insolvenzgericht in Anspruch. Die wenigstenPrivatinsolvenzen melden im Untersuchungszeitraum 2009 Thüringen mit112 Fällen je 100.000 Einwohner, Bayern (119) und Baden-Württemberg(129).
Gegenüber dem Vorjahr sind die Fallzahlen 2009 nur indrei Bundesländern rückläufig. Hier schneidet Thüringen mit minus 23,1Prozent (2009: 2.530 Fälle) am besten ab. Die Quoten sinken ebenfallsin Nordrhein-Westfalen mit minus 5,67 Prozent (2009: 26.918) und inBerlin mit minus 4,26 Prozent (2009: 5.365). Unterdessen verzeichnetdas Saarland mit einem dicken Plus von 57,78 Prozent mehrPrivatinsolvenzen den stärksten Anstieg auf 2.190 Fälle. Auch inBrandenburg (plus 34,71 Prozent; 2009: 5.286 Fälle) und Hamburg (plus23,13 Prozent; 2009: 3.572 Fälle) kletterten die Fallzahlen.
Insgesamtgehen im vergangenen Jahr 58,59 Prozent aller privaten Pleiten auf dasKonto von Männern (Anteil: 76.571 Fälle). Am meisten Privatinsolvenzenverzeichnet die Bürgel -Untersuchung geschlechterunabhängig bei den 36-bis 45-Jährigen (Anteil: 31,9 Prozent; 41.695 Pleiten), dicht gefolgtvon den 46- bis 60-Jährigen (Anteil: 31,75 Prozent; 41.499 Fälle). Alsproblematisch erweist sich die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen. Dortereigneten sich im vergangenen Jahr 7.038 Privatinsolvenzen - 34,49Prozent mehr Fälle als noch 2008.
Privatpleiten treffeninsbesondere jüngere Gruppen, weil deren Investitionen in Wohnungs- undFamiliengründungen ein vergleichsweise geringes Einkommen gegenübersteht. Zudem verfügen jüngere Konsumenten statistisch über wenigerVermögen, das in einer Krise über finanzielle Engpässe hinweghelfenkönnte. Zu klassischen Ursachen für Verschuldung (Arbeitslosigkeit,Trennung oder Tod des Partners, Erkrankungen oder Scheitern derSelbstständigkeit) gesellen sich, vor allem bei jüngeren Bürgern,gescheiterte Immobilienfinanzierungen und ein nicht zurEinkommenssituation passendes Konsumverhalten. Zudem führen diesteigenden Zahlen an Firmeninsolvenzen zu einem wachsenden Risiko,arbeitslos zu werden.
"Vor diesem Hintergrund sind dieAussichten für 2010 weiter negativ", prognostiziertBürgel-Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin. Im aktuellen Jahr seien mehrals 137.000 Privatinsolvenzen möglich. Träte dieser Fall ein, würdendie Fallzahlen die Situation von 2007 noch überflügeln. Diesen Trendunterstreicht auch eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts fürWirtschaftsforschung (DIW). Demnach galten bereits 2008 rund 11,5Millionen Menschen - vor allem junge Erwachsene - als armutsgefährdet.